LLU Vorworte | |||
Lexiconder Luxemburger Umgangssprache(wie sie in und um Luxemburg gesprochen wird) mit hochdeutscher und französischer Uebersetzung und Erklärung, verbunden 1° mit Vergleichungen aus dem Celtischen, dem Mittelalter, dem Mittellatein, dem Teutonischen, Ober= und Niederdeutschen, Angelsächsischen, Englischen, Jtalienischen, Spanischen, der Gaunersprache, u. s. w.; 2° mit den Kunstausdrücken der verschiedenen bürgerlichen Gewerbe; 3° mit den üblichsten Sprüchwörtern und Redensarten; 4° mit den eingebürgerten französischen Wörtern, und mehrern auf das Wort passenden Anecdoten und Wahlsprüchen, J. F. Gangler,vereidetem Uebersetzer beim Gerichtshofe zu Luxemburg. Luxemburg,Verlag von V. Hoffmann,Buchhändler.1847. ". . . Facies non omnibus una, Le dialecte que nous parlons autour du foyer do- mestique mérite aussi notre attention. Il est naïf, mol et suave. Le pays y est attaché. (Société pour la recherche et la conservation des monumenis historiques dans le Grand-Duché de Luxembourg, constituée sous le patronage de Sa Majesté le Roi Grand-Due.) Vorwort.Die Luxemburger Sprache gehört, so wie die niederländische, zu den germanischen Sprachen, und zwar zu den 236 Mundarten des eigentlichen Deutschlands. Der Ursprung derselben wird allgemein auf die Versetzung der Sachsen unter Karl dem Großen (803) zurückgeführt. Der Geograph Vosgien, und mit ihm der Jesuit De Feller, unser Landsmann, haben sich darüber folgendermaßen geäußert: "Les habitants du duché de Luxembourg sont Saxons d'origine, An einer andern Stelle, wo er von seinen Reisen in Siebenbürgen spricht, sagt derselbe De Feller: "Les Saxons à Bistritz et aux environs en Transylvanie parlent "Le naturel, le ton et les manières de ces Saxons sont justement Daß vor der gezwungenen Auswanderung der Sachsen (1) die Sprache der Germanen, welche die Celten, die Urbewohner des großen Ardenner=Waldes verdrängt hatten, in dem jetzigen Luxemburger Lande herrschte, ist nicht zu bezweifeln; eben so einleuchtend ist es, daß die sächsische Mundart nicht ohne Einfluß geblieben ist auf diese mit celtischen Wörtern vermischte Sprache, welche in der Folge durch französische Zusätze noch mehr verändert wurde. Was die im Luxemburger Dialect nicht selten vorkommenden englischen Wörter betrifft, diese stammen von der ehemaligen Einwanderung der Sachsen nach Britannien her. Wie fast alle Mundarten ist die Luxemburger Sprache durch die Schrift etwas schwer darzustellen und zu lesen; auch fehlt es ihr an Worten für politische und wissenschaftliche Gegenstände; derartige Ausdrücke muß sie der hochdeutschen oder der französischen Sprache entlehnen. Sie ist daher bis jetzt bildungslos und die Sprache des Volkes geblieben; zur höhern Gesellschafts= oder zur Schriftsprache konnte sie sich nicht hinaufschwingen. Einige Versuche, die in der Luxemburger Mundart gemacht worden sind, dürften daher nur als Sprachproben zu betrachten sein. Jndessen sind die von HH. A. Meyer und Gloden in Brüssel herausgegebenen Luxemburgische Gedichte und Fabeln aller Anerkennung werth. Schon seit längern Jahren ging der Verfasser mit dem Ge danken um, etwas Gemeinnützliches, und in die bürgerlichen Beziehungen Eingreifendes in seiner Muttersprache zu leisten. Die öftern Verlegenheiten in welcher er als vereideter Uebersetzer und Dollmetscher gerieth, indem er bei Abwesenheit eines Wörterbuches im Luxemburger Dialect die entsprechende Bedeutung eines Luxemburger Wortes in der hochdeutschen oder französischen Sprache nirgends aufzusuchen wußte, brachte diesen Gedanken zur Reife. Er stellte sich die schwierige Aufgabe diese Lücke in der Lexicographie auszufüllen, und legte sofort den Grund zu einem Lexicon der Luxemburger Umgangssprache.Jn noch roher Gestalt ist das Werk dem Versasser selbst schon von erheblichem Nutzen gewesen, und es hat ihm nicht selten das Vergnügen gewährt manchem Nachfragenden in technischer Hinsicht eine befriedigende Auskunft zu geben. Jn der That kann in dem angekündigten Lexicon -- das Ergebniß eines vieljährigen Forschens, Sammelns und Vergleichens -- sowohl der Gelehrte, wie der Studirende, der Geschäftsmann, wie der Handwerker und der Landmann, sich Rathes erholen. Wo anders sollte man die deutsche oder französische Bedeutung von z. B. Traufel, Geschilzer, Kloiw, Schloper, Poid, Fó, Langkef, Gedäbber, Kriwel, u. s. w., aufsuchen? Die den meisten Wörtern beigefügte Erklärung ist aus den besten Quellen geschöpft, und dürfte wohl das Werk dem Range eines Conversations Lexicon nahe bringen: dann bietet es als sprachvergleichendes Wörterbuch dem Philologen ein weites Feld zum Nachforschen dar, und wird ihm hoffentlich in der Beziehung als eine willkommene Gabe erscheinen. "Nihil majo- Als Würze sind mehre im gemeinen Leben gebräuchliche Sprüchwörter -- "Denkmünzen, in welche jedes Volk seine National=Weisheit einprägt" -- in dem Werke aufgenommen. Endlich findet darin Platz die Menge französischer Wörter, welche im Luxemburger Dialect das Bürgerrecht erhalten haben, und für welche der Luxemburger pur sang sich nie des entsprechenden deutschen Wortes bedient. Viele derselben haben sich in ihrer ursprünglichen Reinheit erhalten, z. B. cure-dent, char-à-banc, chausson, chemisette, plu- met, poignard, raccroc, porte-cochère, tire-bouchon, rez-de-chaus- sée, lait-de-poule, u. s. w.; andere erscheinen in verstümmelter Gestalt, wie Paraplé, Pralé, Fisché, Cataplang, Forchètt, Forbé, Robdechamp, Bass-caré, Pliènth, etc. Die Mehrzahl dieser und ähnlicher Wörter wird auf folgende Weise gebildet: 1° Endigt sich das Wort auf ein stummes e, so wird demselben n angehängt, und die Endsilbe wird ausgesprochen: z. B.: Chemisette, Chemisetten. 2° Jst das é mit einem Accent bezeichnet, oder endigt sich das Wort mit einem Consonant, so wird die Sylbe en beigesetzt, z. B.: Paraplé, Parapléen, Pliènth, Pliènthen. Jm letztern Falle werden die Endconsonanten meistens elidirt, zum B.: Plumet, Plume'en, Poignard, Poignar'en, Raccroc, Raccro'en. 3° Bei zusammengesetzten Wörtern wird die Sylbe en an das Ende des letzten Wortes gehängt, z. B.: Lait-de-poule, Lait-de- poulen, Porte-cochère, Porte-cochèren, Sergent-de-ville, Sergent- de-Villen, Cul-de-Paris, Cul-de-Pari'en. Diese grammatikalische Bemerkung vorausgeschickt, wird die Mehrzahl der im Laufe dieses Werkes vorkommenden französischen Wörter nicht mehr angegeben. Das von Hrn. Dr Professor Paquet zu seinen "Haupthatsachen der Luxemburger Geschichte" gewählte motto: Turpe est hominem Luxemburgensem res domesticas ignorare, mag hier zum Schlusse seinen Platz finden. Luxemburg, im März 1847. (top) Angenommene Aussprache.e, ohne Accent, lautet wie das stumme französische e in je, me, te; z B. Selwer, Silber; Mescht, Mist; weschen, wischen; Fesch, Fisch. é wird sanfter ausgesprochen wie das französische é in dé, lé; es lautet fast wie eï, wovon das i aber verschluckt wird, z. B. Léw, Löwe; Déw, Dieb; héflech, höflich. è lautet wie im Deutschen Menge, eng, Geld, Welt, z. B. èng, eine; kèng, keine; mèngen, meinen; brènnen, brennen; Kèller, Keller. ee, gedehnt, wird wie das französische è in ébène ausgesprochen, z. B. Been, Bein; Kleed, Kleid; Wees, Weizen. ó, scharf und stumpf, hat einen dem luxemburgischen Dialekt eigenthümlichen Laut. Nach angestimmtem o richtet sich der Mund zum Erzeugen des Lautes u, z. B. Kó, Kuh; Bród, Brod; Fló, Floh; gróss, groß. oi wird nicht grad wie oa, auch nicht wie oë oder uë ausgesprochen, sondern theilt sich in diese drei Laute, z. B. Koir, Korn; Woir, Waare; foihren, fahren; verloir, verloren. g wird fast nicht gehört in èng, eine; rèng, rein; kèng, keine; klèng, klein; Jong, der Junge. Ausgesprochen wird es in èng, enge; jong, jung; Reng, Ring; Gang, Gesang, u. s. w. g ist mit -- bezeichnet, wenn es den Laut des französischen g haben soll, z. B. ḡenerés, généreux; Geḡengs, Geigerei; beḡipst, betrunken. J̄ mit dem Zeichen hat den Laut wie das französische J, z. B. J̄ang, Johann; J̄acklé, Jaköbchen; j̄ummen, schleudern, werfen. n, am Ende eines Wortes, bleibt nur vor einem Vokal und vor d, h, t, z stehen; in den übrigen Fällen wird es apostrophirt. 't vertritt die Stelle des weiblichen und sächlichen Artikels die, das, und der Artikel des Plurals, z. B. 't Fra, 't Kand, 't Haus; pl. 't Fraen, 't Kanner, 't Haiser. (top) Erklärungder zur Ersparung des Raumes gebrauchten Abkürzungen. abgek. = abgekürzt. agr. = agriculture. ahd. = althochdeutsch. altfr. = altfranzösisch. angels. = angelsächsisch. arch. = architecture. arq. = arquebusier. bair. = bairisch. bij. = bijoutier. bot. = botanique. bou. = boucher. boul. = boulanger. bourr. = bourrelier. brass. = brasserie. brod. = broderie. cham. = chamoiseur. chand. = chandelier. charp. = charpentier. charr. = charron. chas. = chasse. clout. = cloutier. comm. = commerce. confis. = confiseur. cout. = coutelier. coutur. = couturière. couv. = couvreur. cuis. = cuisine. écon. = économie, Hauswirthschaft. écon. rur. = économie rurale, Landwirtschaft. ef. = eaux et forêts. engl. = englisch. esc. = escrime. f. = féminin. faï. = faïencier. fg. = figuré. fond. = fondeur. for. = forestier. forg. = forgeur. gall. = gallisch. gant. = gantier. gaunersp. = gaunersprache. géo. = géographie. gr. = griechisch. hebr. = hebräisch. hist. = histoire. holl. = holländisch. horl. = horloger. hunsr. mdt. = hunsrücker Mund- art. impr. = imprimeur. iron. = ironisch. ital. = italienisch. jard. = jardinage. jur. = jurisprudence. Kil. = Kiliani (Dictionarium teu- tonico-latinum). lat. = lateinisch. li. = liturgie, Kirchenordnung. luth. = luthier. maç. = maçon. maré. = maréchallerie. méd. = médecine. men. = menuisier. meun. = meunier. milit. = militaire. mittelalt. = mittelalter. mittellat. = mittellatein. mod. = modes. ndd. = niederdeutsch. nds. = niedersächsisch. obd. = oberdeutsch. orf. = orfèvre. pa. = palais, (im Gerichtsstyle.) pap. = papetier. part. = participe. pât. = pâtissier. pav. = paveur. pêch. = pêcheur. peint. = peinture. pfälz. mdt. = pfälzer mundart. pl. = pluriel. prov. = proverbe. rel. = relieur. s. = sieh. sansc. = sanscrit. schw. = schwedisch. schwz. = schweizerisch. serr. = serrurier. span. = spanisch. tail. = tailleur. tann. = tanneur. tiss. = tisserand. tonn. = tonnelier. vergl. = vergleiche. véter. = vétérinaire. vitr. = vitrier. voit. = voiturier. (1) Charles, pour les (les Saxons) tenir soumis à ses ordres, en déposa le tiers entre les embouchures de l'Escaut et de la Seine; la plus grande partie en fut envoyée dans les pays, alors presque dé- serts, qui furent plus tard nommés la Flandre et le Brabant, pour y défricher les terres incultes; de celle gent, dit une ancienne chro- nique de Saint-Denis, sont né et extrait li Brabanson et li Flamene, et ont encore celles meismes langue. L'idiome flamand de ces deux pro- vinces est effectivement dérivé de l'ancienne langue saxonne. (Hist. des Pays-Bas par l'abbé Janssens.) | |||
© 2010 - Projekt LexicoLux des Laboratoire de linguistique et de littératures luxembourgeoises der Universität Luxemburg, in Kooperation mit dem
Kompetenzzentrum für
elektronische Erschließungs- und Publikationsverfahren in den Geisteswissenschaften
an der Universität Trier
Hinweis zum problematischen Wortgut |