LLU Lexikon der Luxemburger Umgangssprache
 
Sichenhäffchen bis Soidel (Bd. 1, Sp. 416 bis 418)
 
Sichenhäffchen, m., der Siechenhof, les Bons-malades. — Die Siechenhofskapelle liegt vor dem Eicher Thor am rechten Ufer der Alzette. Jährlich am dritten Sonntage nach Ostern wallfahrtet man dahin, und legt verschiedene Gaben, als Schinken, Kinnbäcke, Flachs, Seide, u. s. w., auf den Altar nieder. — Altd. sundersiechen, sind die, welche mit einem unheilbaren, sich mittheilenden Uebel behaftet, in abgesonderten Krankenanstalten unterhalten wurden. Wenn sie um Almosen bettelten, waren sie in schwarze Mäntel gehüllt, und hatten einen sogenannten Kres um den Hals, einen hochspitzigen Hut auf dem Kopfe, und hölzerne Klappern in den[S. 417] Händen. — Um Sichenhäffchen droën, wenn zwei Personen die Hände zusammenschlingen, um jemand darauf zu tragen; Ital. portar uno a predellino (kleiner Schemel).
 
Sideren, part. gesidert, zischen, frémir. — Dât Wâsser kacht nach net, et sidert eréscht, cette eau ne bout pas encore, elle ne fait que frémir. — Vergl. schwz. sodern, sieden.
 
Sidlech, sanft, doux. — E' sidleche' Reen, ein sanfter Regen, une pluie douce.
 
Siècht, sanft, zart, doux, moëlleux. — Jm holst. sutze.
 
Sieste, f., repos pris après le dîner durant la chaleur; die Siesta, Mittagsruhe, der Nachmittagsschlaf während der stärksten Sonnenhitze (in Spanien und Jtalien). — Span. siesta.
 
Sièschter, pl. id., m., der Sester, Scheffel, das Kornmäßchen, le bichet, ancienne mesure de capacité pour le blé et pour d'autres grains, contenant en blé-froment environ vingt-deux livres. Il se disait également de la mesure et de ce qu'elle contenait. — E' Sièschter Wein, un setier de vin (8 pintes).
 
Siff, pl. -en, m., das Sieb, le sas, tamis, crible. — Engl. sieve (sif); holl. zeef.
 
Siffen, part. gesifft, sieben, durchsieben, tamiser. — Engl. sift.
 
Simmer (géo.), Siebenborn, Septfontaines, Dorf im Canton Capellen.
 
Simmeren, in einigen Gegenden für Glannen, welches s.
 
Sinn, pl. von Sônn, die Söhne, les fils.
 
Sinner, pl. id., auch Kirche'sinner, Kirchenvorsteher, Kirchenältester, diejenigen Personen einer Gemeinde, welchen die Verwaltung der Güter und Einkünfte der Kirche eines Ortes anvertraut ist, weil man dazu ehedem die ältesten Personen der Gemeinde zu wählen pflegte, le marguiller. — Mittelalt. altermänner, seniores, curatores templorum. Senior, das älteste Mitglied, der Vorsteher einer Versammlung.
 
Skröpeléss, gewissenhaft, ängstlich, allzu bedenklich, scrupuleux. Engl. scrupulous; ital. scrupuloso.
 
Skura (Scura), pl. -en, m., der muthwillige, bösartige Bub, der kleine Schelm, le garnement, l'espiègle, le garçon mièvre. — Vergl. lat. scurra; span. escurra, Possenreißer, farceur. — On a reproché à Cicéron d'avoir trop aimé à dire de bons mots, ce qui le fit appeler, par dérision, scurra consularis (le bouffon consulaire).
 
Sniäp (Schniäp), pl. -en, f., 1° der Ausschuß eines Zweiges, le bourgeon; 2° die Schneppe an einem Kleide, la pointe d'un corsage.
 
So, pl. -en, f., 1° die Sage, Rede, der Spruch. — 't as nömmen èng So, ce n'est qu'un on dit; 2° eine von einem zum andern, von Geschlecht zu Geschlecht fortgepflanzte Mitheilung von einer Begebenheit in früheren Zeiten, und der Jnhalt dieser Mitheilung, la tradition.
 
So, impér., sage, dis.[S. 418]
 
Soën, sagen, dire. Prés. ech soën, du säs, e' sät, mir soën, dir sot, sie soën. Imparf. Ech sot. Parf. Ech hoi' gesot. Impér. So, sot. Cond. Ech siät. — Gé, so dât denger Grôssmamm, damit führe einen andern an; span. cuentà selo â tu abuela. — Dât solle' mer soën, cela va sans dire. — Op der dât sot oder neischt, 't as grad selwegt, ce que vous dites et rien, c'est tout un.

Dee' vill schwètzt, sæt vill Domheeten.
.....Qui parle beaucoup, dit beaucoup de sottises. (P. Corn.)

— 't as geschwe' gesot, c'est bientôt dit.
 
Soff, pl. Söff, m., das Getränk, Gesöff, la boisson, le breuvage.
 
Söffer, pl. id., m., der Säufer, Saufer, le buveur, l'ivrogne.
 
Söffesch, pl. -en, f., die Säuferin, Saufschwester, l'ivrognesse.
 
Soibel, m., rother Sand, du sable rouge.
 
Soicht öm eppes sen, Gefallen, Lust zu etwas haben, nach etwas fragen, faire cas de quelque chose, aimer quelque chose. — En as net soicht öm 't Lièsen, er ist kein Freund vom Lesen, il n'aime pas la lecture. — Jidereen as soicht öm 't Gèld, tout le monde fait cas de l'argent.
 
Soichter (hoin), mehr Vortheil bei etwas haben, trouver plus d'avantage, avoir plus de profit. — Mer hoit soichter sech oin de' Kinek wé oin de' Minister ze wènnen, il vaut mieux, il y a plus de chances de succès de s'adresser au roi qu'au ministre.
 
Soichter bekæschtegen, sich einer Sache müßigen, s'abstenir d'une chose. — Ech werd mech deees soichter bekæschtegen, ich werde mich hüten das zu thun, je m'en garderai bien.
 
Soidel, pl. Siädel, m., der Sattel, la selle. — Celt. sadell; angels. sadl. — E' Soidel op der Nois, ein Sattel auf der Nase, une bosse sur le nez. — Prov. Wann der Deiwel 't Peerd hoit, kann en de' Soidel och hoilen, Alles oder nichts; engl. to win the horse or loose the saddle.

 

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