LWB Luxemburger Wörterbuch
 
béiereg bis Bëlz (Bd. 1, S. 99b)
 
béiereg (Norden 'bε:riç) Adj.: «brünstig» (vom weibl. Schwein — dafür auch: rauscheg, raujheg — s. d.).
 
beieren intr. Verb.: «beiern» (einzeln anschlagen, von der Glocke — dafür häufig auch pénken — s. d.); im Jenischen: «sterben, krepieren».
 
Béifchen (Pl. Béiwercher) M.: Dim. zu Bouf (s. d). — im Oesling unbek.
 
Béigen ('beijən) ON «Bögen, frz. Bœvange», Gem. Bögen, Kant. Clerf — 41.
 
Beignet ('beinje·, auch: 'bə:ne·) M.: «Krapfen, in Teig getunkte Apfelstücke im Öl gebraten» (frz. beignet).
 
Beilen (phV. cf. Ltb. 104) N.: «Beil» — 't as een ewéi mam B. gehan (unförmlich); Dim. Beilchen.
 
Béim M.: «Böhme».
 
Béimen N.: «Böhmen».
 
Béimerwuer F.: «Glasware».
 
béimesch Adj.: «böhmisch» — dat si b. Dierfer (fir mech) — dat könnt mer b. fir (das nimmt mich wunder).
 
Béinchen (phV. Norden 'biŋçən, Osten 'binçən) F.: Dim. zu Boun (s. d.) — jidwidder B. gët (huet) hiren Téinchen; Zussetz.: Gäässebéinchen (s. d.).
 
béinen (aus dem Jenischen) intr. Verb.: «sprechen» (bisw. auch béngen).
 
Béiong F.: «Biegung».
 
béis (lok. bis, biis) Adj.: «böse» — Met.: béis ewéi eng Spann, e Raup, e Schwäin (dazu die Zussetz.: spanne-, spannter-, schwäibéis — «wütend, zornig») — eng béis Minn — b. Mouk (zu kleinem Kind) — e bënnt sech eng b. Rutt (er handelt zu seinen eigenen Ungunsten) — Ammenspr.: schlo (batsch) de béise Käppi (wenn das Kind unartig war oder mit dem Kopf irgendwo angestoßen war) — Kinderreim: bas de b., leck de faule (Bauere-) Kéis, auch: leck der Kaz d'Héiss — e stellt sech b. — e gët b. — dat war e béise Gank (ein schwerer Gang) — maach mech nët b. — dat kann nach b. gin (ausarten) — iron.: en as b. (eingeschlafen) — en as e béise Schaffert (tüchtiger Arbeiter)[Bd. 1, S. 100] b. Bloder (Ga.: «Pestblase») — e béise Fanger (kranker Finger) — dat as b. (das ist hart) — dat mécht béist Blutt — e kuckt b., huet eng b. Kuck — eng b. Zong.
 
béis Adv. (ähnl. wie: al Adv. - s. d.): «sehr» — ech hat mech b. versinn (sehr geirrt) — en as b. verdross — mir si b. widdergelaf — et as b. kal (sehr kalt) — en huet sech b. verbrannt (schlimm verbrannt) — Norden: bas de bis bis? (bist du sehr böse? — spaßh.).
 
béisaarteg, bisoartig Adj.: «bösartig» (bes. von Krankheiten).
 
Béischt I M.: «Biest, Tier, Vieh» — De Mënsch as kee B. (man soll nicht zuviel von einem Menschen verlangen) — e schafft ewéi e Béischt — 't as d'Natur vum B. (das ist nun einmal seine Unart) — dat as e Béischt (ein herzloser, grausamer, oder auch nur kräftiger, widerstandsfähiger Mensch).
 
Béischt II M.: «Biestmilch», Milch von einer Kuh, die frisch gekalbt hat (wird verarbeitet als Kalwerkéis — s. d.).
 
Béisecht (lok. Osten: Bisicht) F.: allgemein: «bösartige Krankheit im Unterleib» — volkstümliche Bezeichn. für Miserere, Blinddarmentzündung, Appendicitis (Ga.: «Darmgicht») — 't as fir engem d'B. an de Leif ze joen (bei großem Ärger) — ech wënschen der d'B. an de Leif. (davon zu unterscheiden: Boussecht s. d.).
 
béissen Verb.: 1) intr.: «büßen»; 2) trans.: «in Buße nehmen» (s. boussen).
 
beiten trans. Verb.: 1) «heimlich entwenden» (laut Wb. 06 in Ettelbrück); 2) † «tauschen» (cf. «Beutkauf» in Weistümern).
 
Beitesch F.: «Diebin».
 
Béiwen ON.: 1) « Bœwen, frz. Bavigne» Dorf der Gem. Mecher, Kant. Wiltz — 98; 2) «Bœwingen an der Attert, frz. Bœvange» Dorf der Gem. Bœwingen, Kant. Mersch — 242; 3) «Büwingen, frz. Buvange» Dorf in belg. Lx. — B 54; 4) Groussbéiwen, Klengbéiwen — zwei Höfe der Gem. Garnich.
 
Béiwéng ON.: «Biwingen» Dorf der Gem. Rœser, Kant. Esch — 492.
 
Béiwéngslach N.: früher das Gefängnis der zum Tode Verurteilten.
 
Bejhur phV. zu Bonjour (s. d.).
 
Bejhures (seltener: Beschures) in der Ra.: B. maachen — «einen unredlichen Gewinn machen».
 
Bekassinn F.: «kleine Sumpf- oder Moorschnepfe, Gallinago gallinula» — Ferrant: wenn sie feist ist, zeigt sie sich einfältig und furchtlos und stellt sich, als höre sie nicht den herannahenden Jäger oder Stehhund, daher auch daf Bekassin genannt. (auch: Begeischen, Vengschnepp). — ohne Unterschied auch für die «Heerschnepfe» gebr.
 
Bëll F.: lok. Bezeichnung des Südwestens für das sonst im Lande Giisch (Echt.: Giischt) gen. Spiel. — Die Bëll (oder Giisch/Giischt) ist ein etwa 12 cm langes, an beiden Enden zugespitztes, fingerdickes Stück Holz. Einer der Spieler versucht, dasselbe in einen auf den Boden gezogenen Kreis zu werfen, während der andere sich bemüht, die Bëll mit dem Stock wegzuschlagen oder mit der Mütze aufzufangen; die außerhalb des Kreises gefallene Bëll schlägt er mit dem Stock auf eines der spitzen Enden, wodurch sie in die Luft und weit vom Kreise weggeschleudert wird. Besonders geschickte Spieler fangen die Bëll mit dem Stocke auf und geben ihr so mehrmals hintereinander im Fluge die gewünschte, für den Mitspieler besonders ungünstige Richtung. Der Schlag auf die Bëll erfolgt erst, wenn ein bestimmter, von Ort zu Ort wechselnder Ruf erschollen ist: meist ruft der eine Spieler «Giisch», worauf der andere «Mai» antwortet, in Ettelbrück ruft der eine «Gidder, gadder, gutsch» und der andere entgegnet «Kinett», in Flaxweiler wird hingegen «Guuss-hërt» (eigtl. Gänsehirt) gerufen. — mir spille mat der B. (bisw. auch einfach: mir spille Bëllchen). — Dasselbe Spiel wird in der Wallonei gespielt: s. bei Haust sub brîse.
 
Belle (bεl) F.: 1) «zweite Gegenpartie» — nachdem dem Gegenspieler in der «Revanche» (s. d.) Gelegenheit gegeben wurde, den Verlust eines ersten Spiels wettzumachen, soll die Belle endgültig entscheiden (sowohl beim Karten-, wie beim Kegelspiel); 2) beim Kartenspiel (z. B. «Sechsasiechzeg»): «König (Kinnek) u. Dame (Damm) der Trumpfkarten» (frz. mariage d'atouts) — König und Dame einer gewöhnlichen Farbe heißen Mariage (s. d.) — Ga. nennt ein Kartenspiel Belle-Mariage M. (dafür heute meist däitsche Mariage).
 
bëlleg Adj.: «billig» — eng b. Ausried (eine schäbige Ausrede) — b. a schlecht (Ramschware, deren Preis der niedrigen Qualität entspricht) — op de Bëlleg(e) schaffen (billig und [Bd. 1, S. 101] schlecht arbeiten) — dat as b. (leichtes Spiel) — eppes Bëlleges dauert net laang — ech gin der et fir bëlleg(t) Geld.
 
Bëlleg Kurzform der mit -billig zusammengesetzten ON. «Wasserbillig» und «Waldbillig» — s. Waasser-, Waldbëlleg. Ons Hémecht 1926 zitiert von den Wasserbilligern den Spruch: Déi Bëlleger am Lach, der Deiwel huet se gestach — der allerdings unterschiedslos auf jedes Taldorf anwendbar ist.
 
Bëlles M.: «Tollpatsch, Grobian, ungeschlachter Mensch».
 
bëllesseg Adj.: (zu dem vor.): «tollpatschig»; dazu das Subst.: Bëllessegkät F.
 
Belle Vue (bεl'vy:) F.: häufige Ortsbezeichnung für Aussichtspunkte — in Stadtlux. ('bεlvy) männl. gebr.: e wunnt um (neben: op) B.
 
belsch Adj.: 1) ursprüngl.: «belgisch» — belschen Dreck (aus Belgien bezogene Ramschware); 2) «betrunken» — en as b.; 3) «querköpfig, verkehrt» — nu gëf nët b. (letztere Bedeutungen, 2 und 3, erinnern an die belgische Revolution von 1830, während der die Festung Luxemburg im Gegensatz zu den Landortschaften vorübergehend allein unter holl. Verwaltung blieb — unter belgischem Regime war der Branntwein billiger: aus den Vororten heimkehrende Spaziergänger waren daher leicht «belsch», wenn sie in der Hauptstadt anlangten).
 
Belsch(t) F.: «Belgien» — e könnt aus der B.
 
Belschen (Pl. Belsch) M.: «Belgier» — déi Belsch hun nach Frange, wa mir (scho laang) keng Sue méi hun.
 
Bëls, Bëlz (lok. phV.: Béils bes. im Westen, Bails im Osten um Echt.) Pl. Bëlsen (selten: Bëlzen) F.: 1) «Beule, Geschwulst» am Körper u. an Gegenständen (die Hohlseite davon an Gegenständen heißt Téitsch); 2) bes. Bed.: a) «Holzrelief» (an Möbeln), b) eng elle B. «plumpes Frauenzimmer».
 
Bëlz (im Ggs. z. vor. mit Schwebe-l: bəllts) Kollekt. (Wb. 06: M.): «Ungeziefer (an Hunden und Katzen), Zecken».

 

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