LWB Luxemburger Wörterbuch
 
béis bis Bengelzegkät, -keet (Bd. 1, S. 99b)
 
béis (lok. bis, biis) Adj.: «böse» — Met.: béis ewéi eng Spann, e Raup, e Schwäin (dazu die Zussetz.: spanne-, spannter-, schwäibéis — «wütend, zornig») — eng béis Minn — b. Mouk (zu kleinem Kind) — e bënnt sech eng b. Rutt (er handelt zu seinen eigenen Ungunsten) — Ammenspr.: schlo (batsch) de béise Käppi (wenn das Kind unartig war oder mit dem Kopf irgendwo angestoßen war) — Kinderreim: bas de b., leck de faule (Bauere-) Kéis, auch: leck der Kaz d'Héiss — e stellt sech b. — e gët b. — dat war e béise Gank (ein schwerer Gang) — maach mech nët b. — dat kann nach b. gin (ausarten) — iron.: en as b. (eingeschlafen) — en as e béise Schaffert (tüchtiger Arbeiter)[Bd. 1, S. 100] b. Bloder (Ga.: «Pestblase») — e béise Fanger (kranker Finger) — dat as b. (das ist hart) — dat mécht béist Blutt — e kuckt b., huet eng b. Kuck — eng b. Zong.
 
béis Adv. (ähnl. wie: al Adv. - s. d.): «sehr» — ech hat mech b. versinn (sehr geirrt) — en as b. verdross — mir si b. widdergelaf — et as b. kal (sehr kalt) — en huet sech b. verbrannt (schlimm verbrannt) — Norden: bas de bis bis? (bist du sehr böse? — spaßh.).
 
béisaarteg, bisoartig Adj.: «bösartig» (bes. von Krankheiten).
 
Béischt I M.: «Biest, Tier, Vieh» — De Mënsch as kee B. (man soll nicht zuviel von einem Menschen verlangen) — e schafft ewéi e Béischt — 't as d'Natur vum B. (das ist nun einmal seine Unart) — dat as e Béischt (ein herzloser, grausamer, oder auch nur kräftiger, widerstandsfähiger Mensch).
 
Béischt II M.: «Biestmilch», Milch von einer Kuh, die frisch gekalbt hat (wird verarbeitet als Kalwerkéis — s. d.).
 
Béisecht (lok. Osten: Bisicht) F.: allgemein: «bösartige Krankheit im Unterleib» — volkstümliche Bezeichn. für Miserere, Blinddarmentzündung, Appendicitis (Ga.: «Darmgicht») — 't as fir engem d'B. an de Leif ze joen (bei großem Ärger) — ech wënschen der d'B. an de Leif. (davon zu unterscheiden: Boussecht s. d.).
 
béissen Verb.: 1) intr.: «büßen»; 2) trans.: «in Buße nehmen» (s. boussen).
 
beiten trans. Verb.: 1) «heimlich entwenden» (laut Wb. 06 in Ettelbrück); 2) † «tauschen» (cf. «Beutkauf» in Weistümern).
 
Beitesch F.: «Diebin».
 
Béiwen ON.: 1) « Bœwen, frz. Bavigne» Dorf der Gem. Mecher, Kant. Wiltz — 98; 2) «Bœwingen an der Attert, frz. Bœvange» Dorf der Gem. Bœwingen, Kant. Mersch — 242; 3) «Büwingen, frz. Buvange» Dorf in belg. Lx. — B 54; 4) Groussbéiwen, Klengbéiwen — zwei Höfe der Gem. Garnich.
 
Béiwéng ON.: «Biwingen» Dorf der Gem. Rœser, Kant. Esch — 492.
 
Béiwéngslach N.: früher das Gefängnis der zum Tode Verurteilten.
 
Bejhur phV. zu Bonjour (s. d.).
 
Bejhures (seltener: Beschures) in der Ra.: B. maachen — «einen unredlichen Gewinn machen».
 
Bekassinn F.: «kleine Sumpf- oder Moorschnepfe, Gallinago gallinula» — Ferrant: wenn sie feist ist, zeigt sie sich einfältig und furchtlos und stellt sich, als höre sie nicht den herannahenden Jäger oder Stehhund, daher auch daf Bekassin genannt. (auch: Begeischen, Vengschnepp). — ohne Unterschied auch für die «Heerschnepfe» gebr.
 
Bëll F.: lok. Bezeichnung des Südwestens für das sonst im Lande Giisch (Echt.: Giischt) gen. Spiel. — Die Bëll (oder Giisch/Giischt) ist ein etwa 12 cm langes, an beiden Enden zugespitztes, fingerdickes Stück Holz. Einer der Spieler versucht, dasselbe in einen auf den Boden gezogenen Kreis zu werfen, während der andere sich bemüht, die Bëll mit dem Stock wegzuschlagen oder mit der Mütze aufzufangen; die außerhalb des Kreises gefallene Bëll schlägt er mit dem Stock auf eines der spitzen Enden, wodurch sie in die Luft und weit vom Kreise weggeschleudert wird. Besonders geschickte Spieler fangen die Bëll mit dem Stocke auf und geben ihr so mehrmals hintereinander im Fluge die gewünschte, für den Mitspieler besonders ungünstige Richtung. Der Schlag auf die Bëll erfolgt erst, wenn ein bestimmter, von Ort zu Ort wechselnder Ruf erschollen ist: meist ruft der eine Spieler «Giisch», worauf der andere «Mai» antwortet, in Ettelbrück ruft der eine «Gidder, gadder, gutsch» und der andere entgegnet «Kinett», in Flaxweiler wird hingegen «Guuss-hërt» (eigtl. Gänsehirt) gerufen. — mir spille mat der B. (bisw. auch einfach: mir spille Bëllchen). — Dasselbe Spiel wird in der Wallonei gespielt: s. bei Haust sub brîse.
 
Belle (bεl) F.: 1) «zweite Gegenpartie» — nachdem dem Gegenspieler in der «Revanche» (s. d.) Gelegenheit gegeben wurde, den Verlust eines ersten Spiels wettzumachen, soll die Belle endgültig entscheiden (sowohl beim Karten-, wie beim Kegelspiel); 2) beim Kartenspiel (z. B. «Sechsasiechzeg»): «König (Kinnek) u. Dame (Damm) der Trumpfkarten» (frz. mariage d'atouts) — König und Dame einer gewöhnlichen Farbe heißen Mariage (s. d.) — Ga. nennt ein Kartenspiel Belle-Mariage M. (dafür heute meist däitsche Mariage).
 
bëlleg Adj.: «billig» — eng b. Ausried (eine schäbige Ausrede) — b. a schlecht (Ramschware, deren Preis der niedrigen Qualität entspricht) — op de Bëlleg(e) schaffen (billig und [Bd. 1, S. 101] schlecht arbeiten) — dat as b. (leichtes Spiel) — eppes Bëlleges dauert net laang — ech gin der et fir bëlleg(t) Geld.
 
Bëlleg Kurzform der mit -billig zusammengesetzten ON. «Wasserbillig» und «Waldbillig» — s. Waasser-, Waldbëlleg. Ons Hémecht 1926 zitiert von den Wasserbilligern den Spruch: Déi Bëlleger am Lach, der Deiwel huet se gestach — der allerdings unterschiedslos auf jedes Taldorf anwendbar ist.
 
Bëlles M.: «Tollpatsch, Grobian, ungeschlachter Mensch».
 
bëllesseg Adj.: (zu dem vor.): «tollpatschig»; dazu das Subst.: Bëllessegkät F.
 
Belle Vue (bεl'vy:) F.: häufige Ortsbezeichnung für Aussichtspunkte — in Stadtlux. ('bεlvy) männl. gebr.: e wunnt um (neben: op) B.
 
belsch Adj.: 1) ursprüngl.: «belgisch» — belschen Dreck (aus Belgien bezogene Ramschware); 2) «betrunken» — en as b.; 3) «querköpfig, verkehrt» — nu gëf nët b. (letztere Bedeutungen, 2 und 3, erinnern an die belgische Revolution von 1830, während der die Festung Luxemburg im Gegensatz zu den Landortschaften vorübergehend allein unter holl. Verwaltung blieb — unter belgischem Regime war der Branntwein billiger: aus den Vororten heimkehrende Spaziergänger waren daher leicht «belsch», wenn sie in der Hauptstadt anlangten).
 
Belsch(t) F.: «Belgien» — e könnt aus der B.
 
Belschen (Pl. Belsch) M.: «Belgier» — déi Belsch hun nach Frange, wa mir (scho laang) keng Sue méi hun.
 
Bëls, Bëlz (lok. phV.: Béils bes. im Westen, Bails im Osten um Echt.) Pl. Bëlsen (selten: Bëlzen) F.: 1) «Beule, Geschwulst» am Körper u. an Gegenständen (die Hohlseite davon an Gegenständen heißt Téitsch); 2) bes. Bed.: a) «Holzrelief» (an Möbeln), b) eng elle B. «plumpes Frauenzimmer».
 
Bëlz (im Ggs. z. vor. mit Schwebe-l: bəllts) Kollekt. (Wb. 06: M.): «Ungeziefer (an Hunden und Katzen), Zecken».
 
bëlzen intr. Verb.: 1) «hervorstehen» (wie eine Beule); 2) «hervorquellen» — d'Blutt koum gebëlzt.
 
Bene ('be:ne) M. (N.): «Gemütlichkeit» — sech e B. undun (es sich gemütlich machen).
 
Benéi, Beni, Bene ('be:ne) M.: «gemütlich-dummer Mensch» (frz. benêt) — ähnlich bisw.: Bediktes.
 
benedékt (auch: gebenedékt) ledigl. in Raa. wie: en huet kee b. Wuert méi ervirbruecht (so z. B. in Bettborn belegt).
 
Benedikt Vorn. erscheint als: Benes, Benn, Dikt, Dickes.
 
Benefice (bənə'fis) M.: «Vorteil, Profit» — hie weess (huet) säi B. derbäi — hie mécht en décke B., déck Beneficer; in Schwarzhändlerkreisen häufig verkürzt: Benëf, Beneff.
 
Benes seltene Kurzform zu «Bernhard» (auch: Benn, Benni) — meist zu Benedikt.
 
Bengalrous ('bẽ:gAl-) F.: «indische Rose, rosa indica».
 
Bengel (Koinè: 'bεŋəl, phV.: 'beŋ-, 'biŋ-, baŋ-) M.: 1) «Stock» (vom Knüppel bis zum Spazierstock u. feinen Stecken), im äußersten Norden ist nur Staf «Stab» bekannt — Spw.: Mat Bengele fängt ee keng Vullen; Raa.: d'Hamen hänken um B. (die starken Stäbe zum Aufhängen des Dürrfleisches, der Würste . . . heißen B.) — e geheit de B. an den Nössert (er wagt etwas Zweifelhaftes) — en hält sech drun ewéi de Geck un de B. (er läßt nicht locker) — en huet Dreck um B. (er hat sich etwas vorzuwerfen) — an deem Haus maachen se nach iwwer de B. (auch: iwwer d'Staang, altertümliche, schmutzige Abortanlage) — mir hun nach eng Ham um B. (= an der Haascht hänken) — du verdéngs de B. (du verdienst Prügel) — gëf där e B. an d'Hand (nach Anhören einer unglaubwürdigen Geschichte); 2) symbolisch: «der Stock als Zeichen der Amtswürde» in den Raa.: ech verbidde mer mäi B. (Echt.: ich verbéide mer mäi Kleepel — ich verbiete mir das beim Zeichen meiner Amtswürde, als Stadtbote, Feldhüter . . .) — d'Haus könnt ënnert de B. (wird wegen Verschuldung versteigert) — de B. huet gesteet, den Artikel hänkt am B. (der Preis wurde durch den Riffer oder durch die Versteiglasser in die Höhe getrieben, gebaatscht, weil der richtige Liebhaber fehlte) — en huet den Artikel um B. behalen (der Artikel fand keinen Liebhaber); 3) bildlich: «dünne Beine» — wat deierlech Bengelen (Ggs.: Stempelen); 4) «unhöflicher (junger) Mensch» (auch das Kompos.: Gaassebengel).
 
Bengelek, Bengeléng M.: «Rogenstein, Kalkoolith» — die Schichten eines Steinbruches sind de Raum (die wegzuschaffende obere Erdschicht), de Bengelek (kieseliges Konglomerat [Bd. 1, S. 102] im lux. Lias), und schließlich d'Steng (die auszubeutende Steinschicht).
 
bengelen (phV. s. Bengel) trans./ intr. Verb.: 1) eigtl. mit dem Bengel treiben, anspornen — wat hun ech missen un em baalgen a b. (um ihn soweit zu bringen); 2) «mit jem. streiten, ihn tadeln» — en huet mat mer gebengelt, bis ech nogin hun.
 
bengelzeg Adj.: «grob, flegelhaft» (zu Bengel (sub 4); dazu das Subst. Bengelzegkät, -keet F.

 

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