LWB Luxemburger Wörterbuch
 
bigott, bigottesch, bigottseg bis Biisserwee (Bd. 1, Sp. 110a bis 111a)
 
bigott, bigottesch, bigottseg Adj.: «frömmelnd, scheinheilig, bigott»; Abl.: Bigottsegkät F.
 
Biicht F.: in der Ra.: éierlech bis op d'B. (Redingen).
 
biichten (äußerster Norden, südl. d. Hptstadt: 'bi:tən) intr. Verb.: 1) urspr.: «zielen» (auch: diichten s. d., sowie das davon abgeleitete Adj. gediicht) — biicht nët esou lang, den Hues as duurch d'Reiser — folkl.: vom Schéifermisch (s. d. sub Aasselbuer) heißt es, er habe die ihm anheimgestellte Notlüge, im Kampfe gegen die Sansculotten habe sein Gewehr sich aus Versehen entladen, ausgeschlagen mit dem stolzen Bescheid: ich han gebiicht; 2) übtr.: «nach etwas trachten» (Ga.) — no wat soll en elo erëm b.?; 3) erweitert: «zaudern» — keen esou e laangt Gebiichts — biicht nët esou laang, an decidéier dech!
 
Biichtert M.: 1) «Zauderer»; 2) «Duckmäuser» — en as där Biichterten än, déi nët haart schwätzen, an dat si keng gutt.
 
Biinchen N.: im Kant. Redingen, in der Ra.: säi B. bäileën (= säi Brändche bäileën «sein Pfefferkörnchen hinzulegen»).
 
Biinzel M.: «Vogelbeerbaum, Sorbus».
 
Biirchen (Norden: 'birçən) M.: Dim. zu Buer — «Brünnlein» — e B. maachen (= Pissi maachen, Ammenspr.); Spw.: Et as kee B. esou reng, e gët och eemol dréif (auch: Et as kee B. esou kloer, e gët och eemol dréif am Joer — in den besten Haushalten entsteht auch einmal ein Zwist) — häufig in zusammengesetzten Flurnamen gebraucht.
 
Biird, Beerd (Norden: birt) F.: 1) «Bürde, Faschine» — Echt. fer dat Meedchen do liss ich mer en Beerd Bunnesteef op der Kopp spëtzen; 2) offizielles Maß im Lohhandel — eng B. Lou (eine Bürde Lohe = 52 Pfund brutto d. h. wenn sie gesäält oder gesälert ist, mit Bindematerial aus jungen Eichen- oder Hagebuchenzweigen geseilt); Zussetz.: Biirdelou F.: «Lohe in Bürden, fertig zum Verkauf».
 
Biirdel (Norden: 'birdəl) M.: «länglicher Knettrog aus Weiden» (Oesl. — s. d. f.)
 
biirdelen, biirden, biren intr./trans. Verb.: «den Teig kneten, zu Brot formen» — den Deeg biird gutt (der Teig verarbeitet sich gut) — (s. bären).
 
Biirden (Nord.: 'birdən) F.: «Bund» (Reisig, Stroh).
 
Biirg ('bi:rç, 'bi:reç - Norden: 'bireç) M.: «Bürge» — Spw.: Gëf ni B. bei engem deen näischt huet — Raa.: Gott séi mer B. — du muss e B. stellen (z. B. bei Versteigerungen, damit dem Betr. zugeschlagen werden kann) — ech wëll der (däi gudde) B. sin (ich verbürge es dir, auch: stehe ein für dich) — ech wöllt nët B. sin (ich möchte für die Wahrheit nicht einstehen) — ech brauch nach kä B. (du brauchst mich nicht zu bevormunden); Abl.: Biirgschaft F.
 
biirgen (Norden: 'birejən) trans. Verb.: «(ver)bürgen» — dofir kann ech der b.
 
Biirk F.: «Birke, Betula».
 
Biirke- : -bam M. bisw. für das Simpl. — Echt.: d'Beerkebäm droe kän Eepel, awer vill Besseres fir d'Kanner (auf die pädagogische Nützlichkeit der Rute bezogen); -biesem M.: «Birkenrutenbesen»; -bösch M.: «Birkenwald»; -frächen, -jöfferchen F.: «Wassergeist im Syrtal, am Birkenmoor» (cf. Gredt: Sagenschatz S. 22 ff); -kraut N.: «Birkenrostflocke, Erineum betulinum» (bot.); -räis (Pl. -reiser) N.: «Birkenreis» (zum Besenbinden); -rutt F.: «Birkenrute» (zum Züchtigen der Kinder) — den Houseker bréngt der eng B. an den Esseg gezappt; -saaft N.: «Birkensaft, Birkenwein» (als Haarmittel u. als Getränk) — Volksmedizin: B., wéi d'Saaft vum Riefstack as gutt fir rout Aen (wenn der Saft steigt, wird er mit einer Röhre aus Holunderrinde aus der angeschlagenen Birkenrinde in eine Flasche geleitet).
 
Biirkenhaff ON. «Birkenhof», Gehöft bei Oberwampach.
 
Biirkelt ON. «Birkelt» — Weiler der Gem. Berdorf, Kant. Echternach — 273.
 
Biirkhong N.: «Birkhuhn, Lyrurus tetrix tetrix».
 
Biirkhunn M.: «Birkhahn» (s. d. vor.).
 
Biisch (Pl. Biijhen), neben Biiss, Buuss F.: «Buchse» — Hülse (früher meist aus Holz, heute aus Metall) zwischen zwei sich ineinander drehenden Maschinenteilen, bes. in den Naben der Wagenräder.
 
Biischt F.: 1) «Borste» — d'Messer as bis zur B. ausgeschlaff (haarscharf geschliffen) — si stoungen openeen, et wär emol keng B. méi agaang (dicht, eng aufgeschlossen) — maach, dass keng vun dénge Biischten (Buuschten) sech méi heibanne weist; 2) «Bürste», auch für «Kehr-, Bohnerbesen» [Bd. 1, S. 111]meist in näher umschriebenen Zussetz.: Baart-, Bam-, Drot-, Hoer-, Kläder-, Schong-, Wichs-, Zänn-, stole . . . B.; 3) «zu dichte Natur-Jungwüchse, die bei der Waldkultur verdünnt werden»; 4) «Borstenfäule» (Ga.: «Pestbeule am Halse der Schweine») — auch übtr.: en huet d'B. (er ist sehr unwirsch); 5) «Borte an der Innenseite des Rocksaums» (als die Röcke noch lang getragen wurden) auch Biischtchen genannt; 6) gemein: «pudendum muliebre».
 
Biischtebënner (auch: Buuschte-) M.: «Bürstenbinder» — e säift, flucht ewéi e B. — Rapp a Klapp wéi bei de B. — déi hausen do wéi d'B. — en huet säi Geschir wéi e B. (scherzweise von einem Handwerker, der wenig od. kein Geschirr hat).
 
biischten trans. Verb.: 1) «bürsten»; 2) gemein: «coire» (in diesem Sinn auch intr. gebr.).
 
Biischtert M.: 1) nomen agentis zum vor. sub 2; 2) Flurname für zusammenhängende Waldparzellen.
 
Biiss F.: 1) «Büchse» — zylindrischer Behälter aus Holz oder Metall zum Aufbewahren von Nadeln (Nolebiisschen, neben Spéngelsfässchen), Schreibzeug, Griffeln (Grëffelebiiss) u. a.; 2) «Buchse» dafür auch: Buuss, Biisch (s. letzteres); 3) übtr.: «pudendum muliebre» — zu kleinen Mädchen, die sich ungebührlich benehmen: bä, ech späizen der op déng B.
 
Biitchen, Bittchen (Pl. Bitercher, Bid(d)ercher) F.: Dim. von Bidden 1) «kleine Bütte, Fäßchen»; 2) übtr.: «Tabakspfeife mit rundem Kopf» — rhäinesch B. (aus Rheinton gefertigte Tabakspfeife).
 
biissen trans. Verb.: «zum zweiten Mal hervorrufen» = frz. bisser (es wird bis, bis gerufen).
 
Biissen ON. «Bissen» — Gem. Bissen, Kant. Mersch — 237. Abwehrende Antwort auf die Frage, wer es gewesen sei: de Biissener Jann.
 
Biisserdag M.: zum vor. ON. — in Bissen zur Abwendung der Cholera im Jahre 1866 eingesetzte kirchliche Feier in der dortigen Kapelle.
 
Biisserwee M.: «Büßerweg» — Weg, auf dem seit 1683 durch Verordnung des Abts von Münster (s. Almënster) am 3. Freitag nach Ostern («am Freitag nach dem Sonntag, wo man Misericordias Domini singt»), einem sog. Bannfreitag (= Freitag, an dem eine Pfarrei verpflichtet war, zur Mutterkirche zu wallfahren), 26 Pfarreien von der Neumünsterkirche zum hl. Johann dem Täufer im Grund aus, längs der Alzette, über Pulvermühl den Kaalverbierg (= Kalvarienberg) hinauf zur Kapelle in Hamm wallfahrten; diese Bittfahrt war im Jahre 983 entstanden, als eine furchtbare Trockenheit alle Feldfrüchte der Umgegend von Luxemburg zu vernichten drohte und führte anfangs nach Trier. (nach dem 1937 erschienenen Sonderdruck von Josef Hurt: «Hamm und seine Kirche im Wandel der Jahrhunderte»);

 

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