LWB Luxemburger Wörterbuch
 
blaméieren bis Bläächsuucht (Bd. 1, Sp. 115b bis 118a)
 
blaméieren trans. und refl. Verb.: «(sich) blamieren» — sech b. bis an d'Baartschossel, bis an den Zoppekomp, bis op d'Knachen — en huet sech blaméiert, et geet emol keen Hond méi widdert e pissen — du blaméiers ons all.
 
Blanc (blÃ), neben Blang M.: «Blindmaterial» (Buchdruckerei).
 
Blanc-manger (Ton: 2), auch blA- 'ma:S, blA'ma:ʒe· gespr., M.: «weiße Gallerte».
 
blanchéieren (blÃS-, blÃʒeiərən) trans. Verb.: «weiß feilen oder brennen» (frz. blanchir).
 
Blanchéiereisen N.: «Glatthobel».
 
Blani, Blanéi M.: «Dummkopf».
 
blank Adj.: «blank, klar, glänzend» — b. wéi en neie Su — e blanken Daler — de Wäin as nët b. (trüb); bes. Raa.: b. zéien (das Messer, die blanke Waffe zücken) — b. weisen (= de Läpp weisen, zum Zeichen der Verachtung).
 
Blankebur M.: «Glattschicht aus purem, mit Kuhhaaren gemischtem Kalk».
 
Blankenheimer Téi M.: «Blankenheimer Auszehrungskräuter» — ehemals vielgepriesenes Geheimmittel (auch Liebersche Auszehrungskräuter genannt) bestehend aus zerschnittenen, blühenden Hanfnesselpflanzen, Galeopsis ochroleuca — cf. auch: Bramecht, Grammecht (wird besonders an den Hängen der Our gepflückt).
 
blann (lok. im Osten: bland) Adj.: 1) «blind» a) «nicht sehend» — Spw.: [Bd. 1, S. 116] 't kann och emol eng b. Sau eng Eechel fannen (mit diesen Worten wird der Erfolg eines Ungeschickten, eines Törichten als Zufallstreffer abgetan) — Norden: Bland gebuarren, all Wäsches verluarren (ein Erbfehler ist nicht zu heilen) — sech d'Aë blann kräischen (= sech d'Aën auskräischen) — hallefblann (oder: stallblann — vom Vieh, das im Stall überwintert und wieder ins Freie kommt) — Ra.: bas de da b. (zu jem. der augenfällige Tatsachen übersieht - im Norden wird spaßh. hinzugefügt: räiss déng Naslächer op). Folkl.: de blannen Theis — Der erste mit Namen bekannte Liedersänger in lux. Ma. Er hieß Mathias Schou und wurde Ende April 1747 in Grevenmacher geboren. Geführt von seiner Frau Bärbel, von einem Hunde begleitet, zog der blinde Geiger von Dorf zu Dorf, fiedelte dem Volk zum Kirmestanz, bei Hochzeit und Kindtaufe oder erwarb sich an den Türen klingenden Lohn. Er sang dabei auch eigene Lieder in der Heimatsprache, und zwar mit Vorliebe nach einer volkstümlichen Weise im einfachen Tonfall. Von diesen Liedern ist wenig erhalten. Dicks widmete ihm ein rührendes Lied. Er starb am 18. Okt. 1824 in Eich. (Nik. Welter in «Das Luxemburgische u. sein Schrifttum»). — de blanne Jhang (König Joh. der Blinde) — Rodange RX: dat sin déi blannst vun allen, déi guer nët wëlle kucken — spaßh.: ech gi blann, 't as fir blann ze gin (beim Erblicken von Nacktheit). Schimpfnamen: blanne Jhicki, Jhitz, Jhitzki, Guckuck; (bes. wenn jem. etw. gut Sichtbares nicht findet, häufiger Zusatz: wann et e Wollef gewiescht wier, dann hätt en dech gebass (oder: erbass); b) «geistig verblendet, verstockt, unwissend, unüberlegt» — Spww.: D'Léift mécht blann — Echt.: D'Léift micht pland, an d'Kaz leekt de Schmand (den Rahm) — D'Léift as blann, si fällt op e Rousestack an och op e Kouflapp — D'Léift mécht blann, ma duerno fuere villen d'Aën op wéi Ginzescheeken (= Ginsterschoten) — Raa.: en as blann a säi Misär gelaf (s. auch blannemännches) — en huet e blannt Vertrauen — auch substantivisch gebr.: e léit, fantaséiert, ried, fuebelt ... an d'Blannt eran; 2) «versteckt, unsichtbar, unkenntlich» — blanne Stéch (a. Bergbau: unsichtbare Ritze, b. Schneiderei: unsichtbarer Nadelstich) — blanne Préiter (unter frz. Regime: den Dorfbewohnern unbekannter Bannhüter) — blann Lanter (Blendlaterne) — blann Souch (Nord.: in sumpf. Gelände ein mit Steinen, ohne Mörtel, gemauerter Abflußgraben in 0,50—1 m Tiefe, unter einer Erdschicht); 3) «falsch, vergeblich» (etwas, dem das Wesentliche fehlt) — blann Fënster (vermauertes, verstelltes oder lediglich markiertes Fenster) — blann Täsch (Tasche, die nur zum Schmuck oder der Symmetrie wegen markiert ist) — blanne Manöver, Maneewer, Manéiwer (auch: blanne Lärem — Scheinmaßnahme, irreführende Handlung); 4) «dem die Augen (im übtr. Sinn), der Glanz, Schliff ... fehlen» — blann Gromperen, Zopp (Kartoffeln, Suppe ohne Fettaugen) — blanne Spigel (trüber Spiegel) — blannt Glas (oder: grijhlech) (trübes, undurchsichtiges Glas) — eng blann Taart (Torte ohne oder mit wenig Obst), Schmier (Brot ohne Aufstrich).
 
blannemännches Adv.: «blindlings» (eigtl. u. übtr.:) — ech maachen dat b. (mit geschlossenen Augen, ohne aufzupassen, ohne nachzudenken) — auch substantivisch gebr.: Blannemännches spillen («Blindekuh»); seltener sind die Synonyma: blands, blanterdéngs, blënterdéngs Adv.: ech trauen der b. — ech hätt em b. dausend Frang geléint; spaßh. bisw.: blannentiitches Adv.
 
Blannen (Pl. Blanner) M.: 1) «Blinder» — Spw.: Bei de B. as de Schiele Kinnek. — Raa.: dat gesäit jo e B., e Blanne geséich et (das springt doch in die Augen) — spaßh.: du hues engem B. d'A ausgetratt (du hast in einen Kuhfladen getreten) — da looss mer kucken (oder: mir wäärte jo gesinn), sot de B. — e schléit dran ewéi e B. (prügelt zu heftig, im Zorn) — e schëtt an ewéi e B. (er schenkt ein, oder säuft übermäßig und schnell) — taaschten ewéi e B. — Echt.: äm B. as läicht eppes virmolen. Ggs.: Geséngenen «Sehender» (s. d.); 2) bes. Bed.: «blindes Pferd» — de Blanne virspanen (das ungeeignete Mittel anwenden) — de Schielen op e Blanne vertauschen (ein schlechtes Geschäft machen); 3) beim Kegel- und Kartenspiel: a) «Strohmann», ein nicht vorhandener Mitspieler, dessen Rolle abwechselnd von den vorhandenen Spielern übernommen wird; von der Partei, die einen Spieler weniger hat, heißt es: si hun de Blannen; b) z. B. Zwickspiel: = Bock, auf dem Tisch liegende unbekannte Karte, die ein Spieler freiwillig oder gezwungen an [Bd. 1, S. 117] sich nimmt; 4) wenn bei einer Tischgesellschaft ein Glas zuviel aufgetragen worden ist, heißt es: Wie kritt de B.?
 
Blannenhaff ON. Gehöft in der Gem. Niederanven.
 
Blannhät, Blannheet F.: «Blindheit» (wie hd. gebr.).
 
Blannschlécher (Osten und Norden: Blandschlécher) M.: «Blindschleiche, anguis», dafür auch: Blank-, Blénk-, Lann-, Land-, Lankschlécher.
 
blaséiert Verbadj.: «abgestumpft, unempfänglich, gleichgültig», dabei häufiger Nebensinn: «hochmütig, eingebildet»; Abl.: Blaséierthät, -heet F.
 
Blasius Vorn., erscheint als: Blasi, Bläs, Blees, Blieschen (folkl.: s. letzteres).
 
Blat I (Pl. Blieder, Bleder, Dim. Blietchen, Bliedercher) N.: 1) «Pflanzenblatt» — d'Zalot mécht Blieder (der Salat blattet) — de Kabes schéisst an d'Blieder, bäämt (der Kohl bildet lose Blätter, statt eines festen Kopfes) — e Stéck Brout, Ham, dënn ewéi e B. (oder: e Bouneblat) — en höllt kä B. vrun de Mond (er spricht offen heraus); 2) «Papierblatt» bes. Schreib-, Druck-, Zeitungsbogen, Blatt eines Buches, Heftes — vum Blat liesen, spillen, sangen (prima vista) — eng Ried vum B. liesen — d'B. huet sech gedréit (die Lage hat sich verändert) — Echt.: schli e B. ëm (Du.. — rede nicht mehr davon!) — du kriss d'B. opgeschloen (Mosel: vu Fuesegoort — «du wirst gezüchtigt») — bes. Bed.: «Zeitung» (dafür meist das Dim.: Blietchen — cf. Sonndes- blietchen) — «Spielkarte» (cf.: Bild); 3) Schreinerei: Brett, Holzplatte von schönem, knotenfreiem Holz — den Dësch huet e schéint B.; 4) «Klinge einer Säge (ohne Gestell oder Heft), Rasierklinge»; 5) Tieranatomie: «von der Schulter (dem Schlüsselblatt) zur Brust laufendes Fleischstück» (beim Schlachtvieh, Wild) — e Stéck Flääsch vum B. — cf. Blatschoss (Jägerspr.).
 
Blat II N. (oder F.?): eigtl. «Platte», in dem Ausdruck d'B. botzen «sich aus dem Staube machen» (cf. rotwelsch: «die Platte putzen» = die Feuerstelle beseitigen, aufbrechen — nach Wb. 06).
 
Blatlaus F.: «Blattlaus, Aphis».
 
Blatschoss M.: «Blattschuß, Schuß ins Blat sub 5 (s. d.)» — Jägerspr.
 
Blatz I (für jüngeres Blëtz) M.: «Blitz», ledigl. in der Ra.: der B. soll dech gin (hun) auch: gesinn hun, «es hole dich der Blitz» — e war op an derduurch wéi de B.
 
Blatz II M.: «Schleim in den Augenwinkeln, Augenbutter» — auch med.: «Krusten an den Augenlidern durch Ekzem, Syndermien» — hues de B. an den Aen? (wenn einer etwas übersehen hat) — ech krazen der de B. schon aus den Aen. — Volksmed.: gegen Triefaugen trugen Männer früher einen Ohrring.
 
blatzeg Adj.: 1) zu Blatz II: «triefäugig» — b. Aen (Triefaugen) — übtr.: «halbblind, verschlafen»; 2) zu blatzen: «blaß (Hautfarbe), verblaßt (von Farben an Gegenständen)» — du bas b. am Gesiicht — den Himmel as b. (grau bewölkt) — d'Sonn as b., et gët Reen — eng b. Tapisserei (verblichene Tapete) — eng b. blo Faarf (blaßblaue Farbe); 3) «abgegriffen» bes. vom Geld — dat as kee blatzechen Dubbel wäärt — Ga.: eng b. hallef Pies (= frz. pièce — «abgegriffenes 50 Centimes-Stück»).
 
blatzen intr. Verb.: 1) «verblassen, die Farbe verlieren» (für das häufigere verblatzen) — dëse Stoft blatzt nët; 2) «triefen» (von den Augen).
 
Blatzert M.: 1) von Menschen a) «triefäugiger Mensch» (zu Blatz II); b) «blasser Mensch» (zu blatzeg sub 2); c) übtr.: «Schwächling» (bisw. auch moral.) — alle drei Schimpfnamen; 2) «Goldmünze, große Silbermünze»; — andere Bez., ad 1) und 2) Blatzkueder, nur ad 1) Blatzfëmméi (Ga.), Blatztheis, Blatztinnes.
 
Blatzfliedchen M.: folkl..: Am dritten Sonntag nach Ostern schenkt der Bursche seiner Angebeteten einen kleinen Eierfladen, Blatzfliedchen — das Wort wurde von den deutschen Bundessoldaten verbreitet; es ist bes. im Gebiet der Luxemburger Vorstädte bekannt. Auf Fliederchesdag fand eine Wallfahrt zur Erasmuskapelle auf Siechenhof statt, vor der Vorstadt Pfaffenthal, wo Blatzfliedercher verkauft wurden (S. Ed. de la Fontaine: Lux. Sitten und Gebräuche, S. 43).
 
blääch, bleech Adj.: «bleich» — ech si b. gin (vor plötzlichem Schreck, Ärger usw.) — b. ewéi en Duch, eng Läich, der Doud, e Leilduch, Lellech (Linnen), ewéi Wues (Wachs).
 
Blääch, Bleech F.: «Bleiche» (Handlung und Ort des Bleichens) — de Flues (Flachs), Wierek (Werg) läit op der B. (nachdem er op der Rouscht «Röste» lag und nur noch die Fasern übriggeblieben sind, kommt er auf die Bleiche — s. Flues) — d'Wäsch könnt op d'B. (die Wäsche wird auf der Wiese ausgebreitet, öfters mit einer [Bd. 1, S. 118] Gießkanne berieselt — ugefiicht; cf. hierzu bläächen sub 2) — op der B. (häufiger Flurname; Hauptplatz in Fels).
 
Bläächschossel (auch: Bleechschossel, Norden) F.: beim Bleichen, beim Waschen am Bach verwandtes Gefäß mit langem Stiel, mit dem aus dem Bach Wasser geschöpft und über die ausgebreitete Wäsche geworfen wurde (nicht mehr viel im Gebrauch).
 
bläächen, bleechen trans. Verb.: 1) «bleichen» (s. Blääch) — hat léisst sech d'Hoer b.; 2) «durchnässen» — de Schluet (Platzregen) huet eis uerg gebleecht — mir si (vum Reen) gebleecht gin.
 
bläächsi(i)chteg Adj.: «bleichsüchtig».
 
Bläächsuucht F.: «Bleichsucht».

 

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