LWB Luxemburger Wörterbuch
 
farceg bis Fatz- (Bd. 1, Sp. 305a bis 306b)
 
farceg Adj.: «possenhaft» Abl.: Farcegkeet F.
 
farcéieren trans. Verb.: «füllen, spicken» (Kochkunst).
 
Farcéng (Ton: 1) M.: «Springwurm» (ansteckende Krankheit der Pferde — frz. farcin).
 
Farceur (Ton: 1) M.: 1) «Possenmacher»; 2) «Mensch, der nicht ernst zu nehmen ist» — cf. frz. farceur.
 
Farde (fArt) F.: «lose Blätter» (gebündelt, wie sie in Archiven aufbewahrt werden; im Umschlag, wie sie in der Schule gebraucht werden) — frz. farde.
 
fardéiert Adj.: «geschminkt» (zu frz. fard «Schminke»).
 
Fasan, Fasang (Ton: 1) Fësang (Ton: 1) Fësa ('fəzÃ) M.: «Fasan» (Edelfasan, Goldfasan). Komposita: Fasane(n)-hunn M.: «männl. Fasan»; -kluck, -pëll F.: «weibl. Fasan», bisw. auch: -hong N.; -rout Adj.: «fasanenrot»; -zäich F.: «Flug einer Fasanenfamilie, Jungfasanen einer Aufzucht».
 
Fascht (Nordosthälfte: -st) M.: 1) «Fist» — du méchs aus engem F. e Fuerz (übertreibst) — en as kee F. wäert (sehr schwächlich) — Drohung an kleine Kinder, wenn sie unartig sind: Du kriss de F. geschnidden — vom Rat einer Frau (Fraërot) heißt es: wann en eppes wäert as, da beschtefalls e Maansfascht; 2) «schwächlicher Mensch» — 't as nëmmen esou e F.; 3) «Rest des Branntweindestillats» (s. Fusel); Zussetz.: Mederchesfascht M.: «ein Junge, der die Gesellschaft der Mädchen bevorzugt»; Jongefascht M.: «ein Mädchen, das die Gesellschaft der Jungen bevorzugt».
 
Faschtbeidel M.: «jem. der in Gesellschaft heimlich Darmwinde entläßt» (cf. Faschtert sub 1).
 
faschteg Adj.: 1) «bleich, ungesund» — f. a maschteg — looss déi f. Medercher eleng spillen! (zu einem Knaben); 2) «ängstlich» — du as et mer awer f. gin (da bekam ich aber Angst).
 
faschten intr. Verb.: 1) «fisten» (bisw. auch «cacare») — Kinderreim (bei welchem das Kind auf den Knien des Erwachsenen reitet): Jupp, der Jupp, der Jänneschen (-sç-), Ech weess e Vullenascht, Déi Al sin ausgefluën, Déi Jong hun dra gefascht (auf gefascht werden die Knie schnell gespreizt, das Kind droht zu Boden zu fallen); 2) von den Gasdetonationen im Auspuff von Explosionsmotoren — de Motor huet elle gefascht de Bierg erop.
 
Faschtert M.: 1) = Faschtbeidel (s. d.); 2) «unordentlicher, schwächlicher Mensch» (cf. faschteg) — ewech, dir Faschterten! (Finger weg, ihr Schwächlinge!); 3) «Mine ohne Wirkung»; 4) «Motorrad(fahrer)» (cf. faschten sub 2); dafür auch: Fuppert.
 
fasel (lok. Nordösl.) Adj.: «halbfett» (bes. von Schweinen).
 
faselen intr. Verb.: «Gewinn bringen» (lokal) — 't faselt nët (die Geschäfte blühen nicht).
 
Fassad F.: 1) «Fassade» — dafür auch: Face (s. d. sub 3); 2) iron.: «Gesicht» — 't hat d'ganz F. bemoolt (aufdringlich geschminkt) — ech haën der eng an d'F.; 3) «Vortäuschung» — 't war alles nëmme F.
 
fassen trans. Verb.: spaßhafte Entlehnung aus dem Schriftdeutschen in der burschikosen Ra.: elo gi mer ee f. (auch: verhaften —einen trinken).
 
fasséngerlech (Echt. u. Sauerbogen: fasseinerlich) Adj.: 1) von Sachen: «schön geformt, gut gearbeitet» — e fasséngerlechen Hutt; 2) von Menschen: «von schöner Gestalt, gutem Aussehen» — e fasséngerlecht Meedchen — en as nët méi f. (zu beleibt); 3) adverbial: «recht, ordentlich» — da's nët f. geschafft.
 
fassonéieren trans. Verb.: «fassonieren, gestalten, formen».
 
Fassong (Ton: 2), Osten: Fassaun, Fassoun F.: 1) «Zuschnitt» — däi Kleed huet eng droleg F. — mäin Hutt as ganz aus der F. geroden (etwa nach einem Regen) — aus aller F. (vollkommen aus der Form, von Menschen: [Bd. 1, S. 306] erzürnt) — ouni Middel a F. (Nordösl.: kee Muddel a kee F.); 2) «Macherlohn» — de Stoff(t) as d'F. nët wäert (der minderwertige Stoff lohnt den Macherlohn nicht) — auch auf nichtsnutzige Menschen übtr.: 't as nëmme schued fir d'F., d'F. as nëmme verluer; 3) «Ordnung, ordentliches Aussehen» — d'Saach as an der F. (die Angelegenheit ist in Ordnung) — ech wäerd e schon an d'F. kréien (ich werde ihn schon zurechtstauchen, ihm Umgangsformen beibringen) — 't geet erëm an d'F. (das geht wieder in Ordnung); 4) «Schein, Äußerlichkeit» — 't war nëmme fir F. (um den Schein zu wahren, nicht ernst zu nehmen) — 't as näischt verluer wéi d'F. (verächtlich von einem Toten); 5) meist im Pl.: «Umstände» — maach dach keng Fassongen (cf. Embarras) — cf. frz. façon.
 
Fassongemécher M.: «jem. der Umstände macht» (cf. Ambraskréimer, -mécher).
 
fatal (Ton: 2) Adj.: «verhängnisvoll, unangenehm».
 
Vatter, Vueder (Osten: 'fO:dər) M.: 1) «Vater» (der Alte, im Ggs. zum Sohn) — bes. im verächtlichen Sinn: 't as grad een ewéi säi V.; 2) besonders von Gott Vater gesagt — Gott (der) Vatter am Himmel — e lieft ewéi Gott Vatter am Frankräich; Zussetz: Vatterland N.: «Vaterland» in der Ra.: a wann d'V. drop zuschane géing; Vatterwelt F.: in der Ra.: fir d'V. nët (für alles in der Welt nicht); cf. Vadronser, Vätterlecht.
 
Fatz, Faz Familienname zu Servatius.
 
Fatz F.: 1) «Fetzen» (allgem. von Stoff, Papier u. ä.) — d'Box as a Fatzen (zerfetzt) — ech kënnt en a Fatze rappen (ich könnte ihn vor Wut zerfetzen) — e fuerzt, leeft, néitscht (niest) . . . datt d'Fatze fléien — do fueren d'Fatzen ewech (da fliegen Späne, auch übtr.) — d'Ridoë sin eng F. an elauter (die Gardinen sind total zerfetzt) — dat schéinst Gezei zerfällt a Fatzen — en hat keng ganz F. méi um Leif (seine Kleider waren ganz zerrissen, bes. nach einem Streit); 2) «Lumpen» — hues de keng al F. fir dat hei propper ze maachen? — eng lénge F. fir ëm mäin Daum (ein abgerissenes Stück Leinen, um meinen verletzten Daumen zu verbinden) — si fléien an de Fatzen (gehen ärmlich, in Lumpen gekleidet einher) — huel déng Fatzen a géi!; 3) «ein lüderliches Weibsbild» (äußerlich u. moralisch unordentlich) — dafür in Echt. auch: en Futz (Lustig) — déi verlafe Fatz an Zatz! 4) dermat.: «großlamellöse Schuppenbildung, Epidermisfetzen»; 5) «Flaum, Haut» (auf Flüssigkeiten, z. B. Milch, Essig, Wein) s. Flom; Dim.: Fätz(el)chen F. (Pl. -cher).
 
Fatz M.: «Fetzen, kleines Stück» — kee Fatz (gar nicht) — auch als starke Negation statt nët gebraucht: ech si kee Fatz midd, 't huet mer kee Fatz gedoën, gehollef, geschued — kee Fatz a kee Batz (= nët déi Boun, keng Grimmel) — ähnlich: kee F. a keen Oosch — Mosel: keen Hamen a keen Mamen a kee F. Auder (spindeldürres Weib) — fir all F. muss een haut en Auswäis hun (für jede Kleinigkeit).
 
fatz Adj.: 1) «zerfetzt» — 't as huddel (Osten auch: fud(d)el) a fatz, hudel a fudel (in tausend Fetzen); 2) adverbial «total» in der Verbindung: fatz aniichter (eniichter — nüchtern) usw., cf. Fatz-/fatz-.
 
fatzeg (Osten: 'fO:tsiç) Adj.: 1) «zerrissen, zerfetzt»; 2) «zerlumpt, unordentlich»; 3) «groß und schwer, maximal» — eng f. Bierd Gestrees (eine schwere Bürde Streu) — eng f. Rechnong (eine hohe Rechnung) — en hat sech eng F. ugestréckt (er hatte sich sehr betrunken) — eng F. op d'Schnëss (eine kräftige Ohrfeige) — eng F. an d'Këscht, d'Pan (eine schwere Niederlage, beim Sport) — e fatzegen Humpen (ein großes Glas Bier); 4) adverbial: «sehr» — en as f. rosen — 't huet f. gereent — ech hu mech f. gëiirt.
 
fatzen intr. Verb.: 1) «herumstrolchen, sich liederlich herumtreiben»; 2) «fürbaß schreiten» (durch Kot, Schnee, hohes Gras u. ä.) — mir sin dräi Stonne laang duerch den Dreck gefatzt — kommt dir och nach gefatzt? (kommt ihr auch noch angegangen) — wéi kënns de do gefatzt! (von einem unordentlichen Gang).
 
Fatzert (Osten 'fO:tsert) M.: «unordentlicher Mensch» (äußerlich und moralisch) — Wb. 06: zerlumpter Mann.
 
Fatz- / fatz-:

 

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