LWB Luxemburger Wörterbuch
 
Giewel bis Ginggang (Bd. 2, Sp. 55b bis 58a)
 
Giewel ON.: «Göblingen» — Gem. Körich, Kant. Capellen — 312.
 
Giewelsmillen ON.: «Göbelsmühle» Gem. Bourscheid, Kant. Diekirch — 126.
 
Giewéng F.: «Freigebigkeit» — im Ausdruck: nët vu G. (Giwenech) sin (cf. auch Géiwéng).
 
Gif (Pl. Giwen — lok. phV.: Ostrand Géif, aber Echt., Vianden Gipp, F./Pl.: Gippen, Mosel vereinzelt Guff, Pl.: Guffen) M.: 1) «Flußgründling» — allgem.: «kleiner Fisch» — e fëscht nëmmen Dreeksschlapen, Kauzekeep a Gippen (Echt.); 2) übtr.: «kleiner, [Bd. 2, S. 56] schwacher Mensch» — 't as nëmmen (eppes ewéi) e G.
 
Giwenhief F.: «kleinmaschiges Hebegarn».
 
giganz Adv. nur in der Konstr. en as g. gaangen (gestorben) — wird auch für Sachen gebraucht.
 
Giggerliksmonturen (lok. Echt.) Pl. F.: «billige, auffällige Kleidung» — cf. Gickel.
 
giggesoartig (Echt.) Adj.: «dummstolz».
 
Gigolo (wie frz., Ton: 1) M.: 1) eigtl.: «Eintänzer»; 2) meist: «stutzerhafter Mensch» — dafür auch: Jhitzko, Jhitzki (s. d.); 3) gelegtl.: «Liebhaber, Begleiter» — ech hun hatt mat séngem G. gesinn.
 
Gigot (wie frz., Ton: 1) M.: 1) «Hammelkeule»; 2) «lebhaftes Tonstück, lustiger Tanz» (cf. frz. gigue) — früher gewöhnlich in der Fastnachtszeit üblich, bes. der Fleischerzunft eigen.
 
Gigotsarem (Pl.: alt — aremen, heute -äerm) M.: «oben keulenförmig gebauschter Ärmel» (meist an Frauenkleidern).
 
Giicht (Norden, Süden lok. Git, Nordösling Jit) F.: «Gicht» — d'faul (auch leie) G. an d'verfroosse (älter friesse «fressendes») Féiwer (krank im Bett und gesund bei Tisch, scheinkrank — cf. Schoulkränkt) — Hausmittel dagegen: zwou an eng hallef Onzen Terpetän, en halwe Läffel Äppelesseg, eng Grimmel Heffenuelech an zwee Gieler vun Äer, duerchernee geschafft an domat geschmiert, soll Wonner wierken — e stécht esou voller G. ewéi den Iesel voller Fierz.
 
Giicht- -floss M.: «Gichtfluß»; -watt F.: «Gichtwatte, wärmespendende Watte» — neol.: Thermogèneswatt; -wuurzel F.: «Diptamwurzel».
 
Giicht F.: «die mit einem Male im Hochofen aufgegebene Menge Erz oder Koks».
 
Giisch I F.: «Gesichtsausdruck».
 
Giisch II ON.: «Guirsch» — belg. Prov. Luxbg. — B. 27; en huet an de Giischer Pëtz gekuckt (er ist verrückt).
 
Giisch(t), Giischmei (Ton 2) F.: «Kinderspiel» — gängigste Spielart: ein an beiden Enden zugespitzes Hölzchen (Giisch, lok. gelegtl. auch Guuss «Gans», in Arlon Gatsch genannt) wird so (etwa auf einen Stein) gelegt, daß das eine Ende etwas hervorsteht; der Spielende schlägt mit einem Stock auf das Hölzchen, daß es fortspringt; die andern Spieler suchen es nun mit Hüten oder Schürzen im Flug abzufangen — meist ruft der Schlagende: Giisch, Guussert (Flaxweiler), die Auffangenden rufen: mei, nun erst erfolgt der Schlag (im Südwesten wird moin geantwortet); anderswo fragt der Schlagende erneut: hopp, worauf die Antwort schlo drop «schlag drauf» erfolgt, jetzt erst darf er schlagen; in Rodingen fragt der Schlagende: Bi (= frz. bille — das Giischspill heißt hier mat der Bill spillen), es wird ihm Jhi (= frz. joue «spiele») erwidert, nach einem weiteren Ruf: attrape-la «fang auf» erst erfolgt der Schlag — gelegentlich gilt es die Giisch in ein unter der ersten Treppenstufe abgegrenztes Viereck hineinzuschlagen: d'G. muss an d'Brak — dieses Spiel ist weil gefährlich, polizeilich verboten.
 
giisch(t)en intr. Verb.: «zischend aufbrausen» — s. gësch(t)en.
 
Giischt ON.: «Girst» Gem. Rosport, Kant. Echternach — 287.
 
Giischter- -dag M.: «Girster Tag» — Tag, an dem nach der Girster Klause gepilgert wurde (Mariä Himmelfahrt, daneben auch: 19. März); -hellegen M.: 1) «Nebenpatron der Girster Klause, hl. Lukas»; 2) «der jeweilige Eremit der Girster Klause» — cf. das folg.; -klaus F.: «Girster Klause», vielleicht erst im XVIII. Jahrhundert aufgekommener Name der Kapelle von Girst, der auf die nahe gelegene Klause zurückgeht, die nach Thiel (T'Hémecht VII, 1954, S. 99) nachweislich erst nach 1760 von einem Eremiten bewohnt worden sein soll. Das in der Kapelle verehrte Marienbild, das der Sage nach in einer Hasel gefunden wurde (Mutter Gottes vun der hieselter Heck), ist Ziel von Bittgängen und Prozessionen (s. G-dag). Zur Baugeschichte der Kapelle vgl. Staud-Reuter, Die kirchlichen Kunstdenkmäler des Dekanats Echternach (T Hémecht VI, 1953, S. 360). An der G. haftet als Gründungssage die Wanderlegende von dem Kreuzfahrer, der wunderbarerweise in einer Nacht aus türkischer Gefangenschaft in die Heimat entrückt wird. Als Wahrzeichen des Wunders gelten Kette und Krücke, die in der Kapelle aufgehängt sind. Auch die Legende von den entrückten Bausteinen wird von der G. erzählt; -knapp M.: «der Knopf in Girsterklaus» — um einen Gemahl zu erhalten, [Bd. 2, S. 57] wandte man sich u. a. nach Girsterklaus (auch nach Ieweschtklausen — s. d.) — und küßte den dort angebrachten Knopf: 't geet op Giischterdag de Knapp këssen (mit der Zeit, so heißt es, wurde der Knopf weggeküßt).
 
Gilbert (wie frz. Ton: 1) männl. Vorn.: «Gilbert» — dazu weibl. Gilberte.
 
Gilet, Jhilli M.: 1) «Weste» (frz. gilet) — e pikéierte G. (e Pikeesgilet «Zierweste»); 2) spaßh. übtr.: «Frauenbusen» — 't huet ewell e gudde G.
 
Giletstäsch F.: «Westentasche» — e kuckt mam lénken A an déi riets G. — mengs de ech hätt et an der G. (wenn jem. ungestüm um etwas bittet) — ech kennen en ewéi méng G. — 't as nëmmen e Kärelchen, 't kënnt een en an d'G. stiechen.
 
Gill(i) männl. Vorn.: 1) «Wilhelm» — erscheint auch als: Guillaume (/giljo:m), Gilles, Gull(es), Will(i), Willes, Wull(es), Wulli, Wummes, Wëllem, Wimm(i) — dazu der häufige Hausn.: Gillen (vgl. Gillenhaff); 2) seltener für «Willibrord» (s. d.).
 
Gilles männl. Vorn. Variante zu Ägidius (s. d.).
 
gillësse, gallësse Interj. beim Kitzelen der inneren Handfläche des Kindes.
 
Gillette (wie frz., Ton: 1) F.: «Rasierklinge, Rasierapparat» (heute für jede Marke gebraucht).
 
Gilmorssong (Gimorssong, Gulimorsso, Glumorsso) F.: «feine Birnensorte» (frz. goulu morceau) auch: gudde Morssong.
 
Gilsdrëf ON.: «Gilsdorf» — Gem. Bettendorf, Kant. Diekirch — 184; Gilsdrëffer Steen.
 
gilzeg, gilzen s. geelz-.
 
Gimm(chen), Gimmel(chen) (lok. phV.: Gëmm-, Gomm-) M.: 1) «Feldthymian, Thymus serpyllum» (dafür sonst: Teimerjännchen, -jeenchen — s. d.); 2) «Wiesenkümmel, Silaus pratensis» (dafür auch: Wisegimmchen, Wisekimmelchen).
 
gin (Inf.: meist kurz gin, alt giən, Nordösl. jεn:, gεn:, gjεn:, Mosel gin:, Echt. ge:n — Ind. Präs.: ech, mir, si gin, du gës, hie, dir gët neben dir git — Ind. Prät.: gemeinlx. gouf/gouwen (goufen), Nordösl. guff, juff (-wen, -ffen) — Konj. Prät.: géif/giff, Nösl. jiff — Imper.: gëf, gët/git) Verb.: A. Begriffsverbum1) trans.: «geben» — Sprww.: g. (as gin), an erëmgeholl (erëmhuelen) as gestuel, anders: g. a g. (g. as g.) an erëmgeholl as Feier a Flam an d'Häll gestouss (auch: dausend Flamen op de Kapp) — Gëf dem Jong e Steiwer (einen Stüber — kleine Münze) a maach déng Kommissioun selwer (verlaß dich auf dich selbst) — Wat wëllt der hu, son d'Leit, an da gi s'engem näischt — Raa.: wat gës de, wat hues de (eiligst) — en as nët vum (ville) G. (Zus.: mä vum Huelen) — Anspielung auf die weiterziehenden, abgewiesenen Bettler: de gëfmer as dout, ma de gimer (gehen wir) dee lieft nach — wat gin ech der derfir? (was verlangst du als Preis?) — wat gës de mer, da soën ech der et? (hinhaltend, abweisend) — spaßh.: e gët et ewéi d'Beien, awer nët esou séiss — soll ech der eng (Ouerfei) g.? da gëf mer emol eng — gëf mer (Kurzform: gëmmer) eng Bees fir mat op d'Rees — e gët wat en huet, säi meescht a säi bescht (er tut sein Bestes); 2) trans. in übtr. Bed. etwa: a) «beimessen» — ech g. näischt op säi Gespréich (= ech gin nët op säi Gespréich, zu goën — s. d.); b) «einräumen, zugestehen, erteilen» — ech g. em nach fir zwee Méint (zu leben) — den Dokter gët em verluer — dat as mer nët g. (liegt mir nicht, ich kann es nicht) — en huet sech ës (al) gin (er hat sich angestrengt beim Arbeiten, Essen, Trinken, Tanzen usw. — er hat übertrieben — er ist betrunken); 3) intr. (eigtl. trans. mit elliptischem Objekt) in manchen Raa.: d'Kou gët (scil. Mëllech) — beim Kartenspiel: wie gët? (verteilt die Karten) — 't as u mir fir ze g. — hues de de Kéi scho g.? (scil. ze friessen — Futter) — d'Mamm gët dem Kann (scil.: die Brust); 4) refl.: a) «sich ergeben, aufgeben» — et muss ee sech nët g. esou laang nach eng Kniedel am Dëppen as — ech gi mech (beim Spiel, Raten) — gëf dech nët (bes. aufmunternd bei einem Streit) — esou huerteg gët ee sech nët (cf. auch ergin sub 1); b) «aufhören,gt nachlassen» — alles gët sech mat der Zäit — d'Péng gët sech nët — gëf dech dach! (höre doch auf), ähnlich: gëf dech der Kaz a grimmel dech den Hénger (zu 4a); c) «sich abfinden, fügen» — en huet sech dra gin (cf. auch ergin sub 2); d) «sich dehnen, nachgeben» — de Schong gët sech nach (cf. auch ergin sub 3); 5) intr.: «werden» — a) pers.: du Näischnotz, deens de bas a gës — Verwünschung: dass de gro géifs! — ech g. nët gescheit hannert him — mäi Mann gët elo fënnef Joer dout (= eigtl.: 't gët elo fënnef Joer dass [Bd. 2, S. 58] mei Mann dout as) — en hätt solle Paschtouer gin, awer 't as näischt aus em gin — de Botter gët (die Butter wird fest, beim Buttern) — aus dir gët nach eppes — eine Umschreibung mit gin ersetzt weitgehend die mit der Vorsilbe er- gebildeten hochdeutschen Verben mit der allgem. Bed. «zu etwas werden»: e gët al (er altert; er wird lange leben) — wann d'Kanner emol bis grouss gin — dat do as fir geckeg ze gin — wéi ech dat sot, gouf hie rout, bleech, wäiss ewéi en Duch, gréng a giel am Gesiicht usw. — wann emol alles bis gréng gët dobaussen — en as schlamm, maarteler gin; b) in der Bed. häufig unpers.: «es wird, es gibt» — dat do (oder: doraus) gët näischt — 't gët Reen, Nuecht, Schnéi — gët et bal? — du gouf et schéin (meist iron.) — 't gët Fréijoer — wat gët et haut z'iessen? — dat gët nach ze knaen (wird noch Schwierigkeiten bereiten) — a wat gët? — 't gët Buttik, Kaméidi, Zodi (es wird ein Streit entstehen, man wird schelten) — 't gët fréi däischter haut — 't gët Kläpp (es setzt Schläge, auch: Schnëssstécker); B) Hilfsverbum: «werden» —dient zur Bildung des Passivums (a) und des analytischen Konjunktiv Präteritums (b)a) ech gin nach elle gehäit domat — wat si mir vernannt gin! — Stréck guwe (gu) geloacht (wurden gelegt — Echt.); b) hie mengt, hie géif kommen (er werde kommen — im Lux. steht in der indirekt. Rede fast ausschließl. der analytische Konjunkt. Präteritum) — Varianten: ech géit, géich (lok. bes. Osten: giff, gitt, gich); in derselben Funktion auch: ech déit (zu doën/dun — s. d. sub 3) und ech géing (zu goën — s. d.); über gin/ «werden» handeln: P. CHRISTA im Jahrb. 1930 der lux. Sprachges. S. 29 ff und R. BRUCH, Grundlegung II22, A — lok. Echt.: sos gitts de noach soen äich wier et geweest — et gitt ä bal soen, dou wiss(t) eppes dervoan — Plural: hie mengt, mir géifen/géiwen (géiten, géichen — lok. -i-) näischt dervu mierken — mir géiwen eis nët gin, a wann et fir Habb a Gutt géing — ech géif dat nët man (an deiner Stelle) — nicht zur Bildung des Futurums gebraucht.
 
Ginggang F.: «Gans» (Ammenspr.).

 

Eingabe
Wörterbuchtext:
Stichwort:
 
  

 

© 2010 - Projekt LexicoLux des Laboratoire de linguistique et de littératures luxembourgeoises der Universität Luxemburg, in Kooperation mit dem Kompetenzzentrum für elektronische Erschließungs- und Publikationsverfahren in den Geisteswissenschaften an der Universität Trier
Hinweis zum problematischen Wortgut