| hatt N. (Flexion: s. hien) pers. Pron. der 3. Pers. Sg.: eigtl. «es», im bes.: 1) für das dt. «sie» gebr. zur Bezeichnung von Mädchen und Frauen, die man mit dem Vornamen nennt oder duzt (Kurzformen: ët, 't) — h. huet gesot, (ë)t wëllt nët — hei kuck (héier) emol hatt! auch einfach: hei hatt! — sou eent as hatt; Dativ: him (em): so him (ëm), ech bräicht him sénger nët!; 2) im bes.: «Ehefrau» — hatt as Meeschter am Haus (sie trägt die Hosen) — as hatt doheem? (in dieser Bed. häufig auch das entsprechende Possessivpron.: wat seet dann Äert, Däint . . . wann et dat gewuer gët?); 3) in unpers. Wendungen gelegtl. lok. statt ët, etwa: hatt geet nët, hatt reent.
Hatt (Ostrand Hoat, Hot — Pl. Hatten) F.: 1) «Tragkorb aus Weidengeflecht» (der Hökerinnen, Hausierer, Bettler usw.) — «Winzerhotte aus Tannenholz oder Eisenblech» — Spw.: Wie gutt schmiert, dee gutt fiert, sot d'Fra, du huet se d'Hänkele vun der H. geschmiert (sie fettete die Tragriemen der Hotte ein, d. h. sie tat etwas Zweckloses) — Deen d'H. op dëser Äerd gedroen huet, dee schleeft s'och do iwwer — Raa.: waart, ech leën der d'Aarmes och nach an d'H. (ich mache dir die Sache ganz bequem) — e kënnt (do) geschleeft wéi den Haupert (Haupes) mat der H. (er kommt schwerfällig [Bd. 2, S. 118] daher) — deen as dem Eefalt (Dabo) aus der H. gefall (geistig beschränkt) — e geet mat der H. (er bettelt oder hausiert), daher heißt es von einer Bettlerin: déi huet de Bakuewen an der H. (sie bezieht ihr Brot durch Betteln) — früher schleppten die Frauen im allg. häufig schwere Lasten in Tragkörben auf dem Rücken, daher heißt es noch gelegtl. im Nösl.: wi se de Kanal zu Hufelt gegrawen han, du hun d'Frauen de Buaddem mat der H. erausgedron an iwwerdääms gestréckt (auch an der Mosel trugen früher die Frauen, heute nur die Männer, Erde oder Mist in die Weinberge) — e krut eng Faarf ewéi eng nei H. (er wurde gelb und bleich) — Echt.: déi klä Leit nenen d'Hoat, di ët lo sele gët, mein Oaschkouer (sonst: Aaschkar = «Steißbeingegend») — en huet sech gëiergert eng H. voll — Mosel: een gestéckten Hot voll sin ongeféier achtzeg Pond (wa se gout moschteg sin, da kann et bal een Hot — sub 3) — Moscht gin); 2) übtr. auf Körperteile, die wegen der ihnen anhaftenden Vorstellung des Fassungsvermögens oder wegen ihrer äußeren Gestalt mit der Hotte verglichen werden, etwa: a) «Kopf, Schlund, Bauch» in den Raa.: en huet eng an der H., en huet séng H. gelueden (er ist betrunken), dafür Dicks: en huet eng al H. un; b) «Buckel» in den Raa.: ech klammen em an d'H. (ich werde ihn zurechtweisen, kritisieren) — en huet séng H. matkritt (er wurde buckelig geboren) — Echt.: en S mat er Hoat (ein ß); 3) «Weinmaß von 40 Litern, in Gestalt einer Hotte aus Tannenholz» (= véierzeg Liter = véier Ämer) — de Paschtouer geet mat der H. em (oder schäffen — s. d. — «der Pfarrer sammelt Most ein, zur Zeit der Weinlese»); zur Unterscheidung von 1 heißt es: Dännenhatt (= 3), Weidenhatt (= 1); 25 Hatten = 1 Fudder; 4) «ausgebautes Fenster zur Warenauslage»; 5) «Aufbau über dem Kamin, der Esse des Schmiedes» (cf. Schmittshatt); 6) das Dim. Hättchen steht häufig in den übtr. Raa., im eigtl. Sinn bes. für «kleiner, hottenähnlicher Blumenkorb» —Kinderspiel im Ösl.: Gäs de mat? Wu? — An déi beschassen Hatt (vielleicht zu Hëtt).
Hattendréier M.: «Hottenträger».
Hattenholz N.: «wollige Schlinge, Viburnum Lantana» — meist dafür: Bënzelter.
Hatten ON.: «Hotten, frz. Hotte», wall. Grenzortschaft an der Sprachgrenze, Prov. Lux., Arr. Bastogne.
Hatz, Hetz F.: 1) «Hetze»; 2) «Kinderspiel: das Kind, das beim Versteckenspiel den andern nachlaufen muß» (es muß auf der Mol stehen bleiben, bis die andern sich versteckt haben).
Hatzebatz, -bockel, Hatzpatz M. = Ha(l)sebatz (s. d.).
Hatzebierg ON.: Anhöhe bei Arlon, reich an feuerfester Erde.
Hatzel F.: 1) «Hutzel, nachlässig gekleidete Frau» — in dieser Bed. dafür auch Hatzelmrei; 2) «quicklebendiges, kleines Kind».
hatzeleg Adj.: «nachlässig gekleidet».
hatzelen trans. Verb.: 1) «rütteln, schütteln»; 2) «hacken, zerkleinern» — hatzel dat Flääsch net esou! (evtl. — mit einem stumpfen Messer).
Hatzelstréi N.: «Schüttstroh».
hatzen intr. Verb.: «voreilig handeln».
Hauch (Nösl. -ç) M.: 1) «Hauch»; 2) «Atem» — den H. as nach gaang (der Sterbende atmete noch); 3) «leichter Beschlag, Anflug an Scheiben»; 4) «dünner Wachsbelag auf Obst»; 5) übtr., bes. in neg. Raa.: «sehr wenig» — nët emol en H. dervu war wouer.
Hauch- / hauch- -bild N.: «auf Zellophan, früher auf Zelluloid gedrucktes Bild, das sich beim Hauchen krümmt» — dafür lok. Westen auch: hauchegt Bild, Stadtlux.: Hauchebild; -dënn Adj.: «hauchdünn».
hauchen (Nösl. -ç-) intr. Verb.: «hauchen, ausatmen» — ech h. an d'Hänn fir se waarm zu kréien — e ka gutt h. (er versteht das Trinken) — hauch mer an d'Maul (sot de Muppa zum Jauka) — ech hauchen der drop (= fläten der drop) — hauch mer an d'Gesiicht! (wenn die Ehefrau feststellen will, ob der Ehemann getrunken hat).
haudeg (lok. phV. wie haut) Adj.: «heutig» — bis op den haudigen Dag (bis heute — Ostrand) häidig, häitig (Mosel).
Hauer (aus dem Hd.) M.: «Hauer» (Bergmannspr.) — cf. dagegen das einheimische Haer, Häer.
hauer(ter), hau(r)enter Adv.: 1) «neulich, vor kurzem»; 2) lok.: «heuer, dieses Jahr, heutzutage»; 3) Wb. 06: hauerter = «gestern» (Mosel) — in dieser Bed. auch: hoënter. [Bd. 2, S. 119]
Hauf F.: 1) «Haube» — folklor.: bis zur Jahrhundertwende trugen die älteren Frauen, die etwas auf sich hielten, eng wäiss H., meist schon am frühen Morgen — fir ugedoën ze sin, well eng Fra konnt jo nët schuerkapp goën — früher auch die jüngeren Mädchen; die Hauben waren entweder aus Mousseline oder aus gestärktem Stoff (s. Bok); beim Kirchgang und feiertags trugen die älteren Frauen eng schwaarz H., die Mädchen flochten dagegen mancherorts ein Farbband (kein rotes) durch ihre weiße, oft aus Wolle gestrickte Haube (Bantenhauf — s. Band II); wenn die Haube den Haarbeutel und den Hinterkopf bedeckte, war es eng Biedemcheshauf, bedeckte sie dagegen nur den Scheitel, so war es eng opgemaacht(en) H.; sie wurden mat Banten unter dem Kinn gebunden (zu einem grousse Schlapp); manchmal lose seitlich hängen gelassen; Raa.: en huet séng gutt, frëndlech H. op (un — er ist gut gelaunt), auch vom Wetter: den Himmel huet keng frëndlech H. un, dagegen: en huet d'H. wënsch (schacks) sëtzen (übelgelaunt) — hätte mer hatt nach gutt ënnert der H.! (hätten wir unsere Tochter glücklich verehelicht); 2) spaßh.: «Kopf» — du kriss eng an d'H. (du bekommst einen Streich gegen den Kopf, aber auch: du wirst betrunken) — si danzen em op der H. — du kriss eng an, hannert d'H. (cf. das Verbum hauwen); 3) = Gléckshauf (s. d.) — en as mat der H. op d'Welt komm (wenn ein Stück der Embryonalhaut dem neugeborenen Kind am Kopf kleben blieb; dieses Kind wird reich, glücklich, tapfer, ist stich- und hiebfest); 4) bes. als Dim. Haifchen in verschiedenen übtr. Bed., etwa: a) «Labmagen der Wiederkäuer»; b) «Federbüschel auf dem Kopf der Vögel» — die Komp. s. sub Hauwen-.
Haufelëscht, Houfelëscht ON.: «Houffalize», wall. Ort der belg. Prov. Lux., Arr. Bastogne.
haulen (lok. Osten hailen) intr. Verb.: 1) «heulen» — 't muss ee mat de Wëllef h.; 2) «weinen» — en huet gehault (Part. Prät. so überall) ewéi eng (Mrei)Muedeléin — das Ostlux. unterscheidet: de Wand hault, aber de Bouf hailt («weint»); Spw.: Wann d'Fiiss haulen (erklärender Zusatz) dann as, lok. gët, et uerg kal — D'Schmoggler gin uecht, wou d'Honn nuets h. — zu greinenden Kindern: haul dach nët! — Abl.: Gehauls N.
haulereg Adj.: «zu lautem Weinen geneigt, weinerlich».
Hauli (lok.) M.: «Tölpel».
Hauneref, Hunneref, Honneref ON.: «Hanf, frz. Honville» — wall. Dorf der belg. Prov. Luxbg., Arr. d'Arlon, an der Sprachgrenze.
Haup, Hupp F.: «Hockerstellung» (meist im Pl. in adverb. Wendungen) — hien erzielt, an d'Kanner sëtzen op den Haupe ronderëm en — übtr.: du kriss op den Haupe gedanzt (das Handwerk wird dir gelegt werden, oder: du bekommst Schläge) — urspr.: engem op den Haupen danzen (wenig Achtung vor jem. haben) — d'Fra as him ëmmer op den Haupen (seine Frau überwacht ihn).
haupches Adv.: «in Hockerstellung» — haupches glëtschen (in Hockerstellung auf der Eisbahn gleiten).
haupen refl. Verb. = huppen (s. d.).
Haupert männl. Vorn.: «Hubert» (Var. dazu sub Hubert) — den Zënt H. (lok. Hoppert) «der hl. Hubertus», Bischof von Maastricht (um 709), dann erster Bischof von Lüttich (722 bis 727). Patron der Jäger vielleicht schon seit dem IX. Jhrh. (s. H.-dag, -juegd) und gleichzeitig Beschützer der Hunde. Daraus mag sich seine therapeutische Spezialität, die seit dem X. Jhrh. belegte Heilung der Tollwut, entwickelt haben (s. H.-kränkt). In zahlreichen Kirchen und Kapellen des Großherzogtums ist er Haupt- oder Nebenpatron. Die seit dem XV. Jhrh. belegte Legende einer Bekehrung durch Erscheinung eines Wunderhirsches mit leuchtendem Kreuz im Geweih (wohl Übertragung aus der Legende des hl. Eustachius) ist im Luxemburgischen mehrfach plastisch dargestellt (Kapitell in der Kirche von Rindschleiden, Wandrelief im alten Abteigebäude der Trinitarier in Vianden). Eine kirchliche Bruderschaft zu seinen Ehren gibt es in Garnich (seit 1665), Partikeln der wundertätigen Stola ebendort, sowie in Munshausen, Weicherdingen und Perlé; folklor.: all zwee Joer geet eng Prëssëssioun aus dem Éislek iwwert déi al Weën op Zënt H. (St. Hubert — in der belg. Prov. Luxemburg — cf. Haupeschprëzessioun) — dazu der Hausname: an Haupesch, Hoppesch.
Haupesch- -baach F.: «linker Zufluß der Halerbaach»; -bal M.: «Ball der Jägerinnung»; -bréitchen N.: «am Hubertustag oder in St. Hubert gesegnetes Brötchen, [Bd. 2, S. 120] zum Schutz gegen tolle Hunde» — Am Hubertustag wird in der Kirche von Hassel Salz, Brot und Hafer als Schutzmittel gegen Tollwut geweiht. Das Salz wird im Haushalt verbraucht, ein Teil des Brotes für etwaige Reisen zurückgelegt, den Rest gibt man Menschen und Tieren zu essen. Der Hafer wird teils dem Viehfutter, teils dem Brotgetreide beigemischt. In Bettel werden Salz und Brot geweiht, in Itzig nur Brot, in Sankt Johann im Stadtgrund Brötchen. In Itzig nähten früher die Frauen Krumen des geweihten Brotes als Schutzmittel gegen tollwütige Hunde in die Kleider ein. H. soll nicht schimmeln; -dag M.: «Hubertustag» (3. Nov. — meist Eröffnungstermin der Treibjagd) auch: Hoppeschdag; -juegd F.: «Treibjagd am Hubertustag» (bes. zu Munshausen, früher nur dort) — beginnt mit einer Messe, die von Jägern in voller Jagdausrüstung besucht wird (s. -mëss); -klub M.: «Hubertusklub» (Jägervereinigung) auch: Hubertusklub; | |