| Haup, Hupp F.: «Hockerstellung» (meist im Pl. in adverb. Wendungen) — hien erzielt, an d'Kanner sëtzen op den Haupe ronderëm en — übtr.: du kriss op den Haupe gedanzt (das Handwerk wird dir gelegt werden, oder: du bekommst Schläge) — urspr.: engem op den Haupen danzen (wenig Achtung vor jem. haben) — d'Fra as him ëmmer op den Haupen (seine Frau überwacht ihn).
haupches Adv.: «in Hockerstellung» — haupches glëtschen (in Hockerstellung auf der Eisbahn gleiten).
haupen refl. Verb. = huppen (s. d.).
Haupert männl. Vorn.: «Hubert» (Var. dazu sub Hubert) — den Zënt H. (lok. Hoppert) «der hl. Hubertus», Bischof von Maastricht (um 709), dann erster Bischof von Lüttich (722 bis 727). Patron der Jäger vielleicht schon seit dem IX. Jhrh. (s. H.-dag, -juegd) und gleichzeitig Beschützer der Hunde. Daraus mag sich seine therapeutische Spezialität, die seit dem X. Jhrh. belegte Heilung der Tollwut, entwickelt haben (s. H.-kränkt). In zahlreichen Kirchen und Kapellen des Großherzogtums ist er Haupt- oder Nebenpatron. Die seit dem XV. Jhrh. belegte Legende einer Bekehrung durch Erscheinung eines Wunderhirsches mit leuchtendem Kreuz im Geweih (wohl Übertragung aus der Legende des hl. Eustachius) ist im Luxemburgischen mehrfach plastisch dargestellt (Kapitell in der Kirche von Rindschleiden, Wandrelief im alten Abteigebäude der Trinitarier in Vianden). Eine kirchliche Bruderschaft zu seinen Ehren gibt es in Garnich (seit 1665), Partikeln der wundertätigen Stola ebendort, sowie in Munshausen, Weicherdingen und Perlé; folklor.: all zwee Joer geet eng Prëssëssioun aus dem Éislek iwwert déi al Weën op Zënt H. (St. Hubert — in der belg. Prov. Luxemburg — cf. Haupeschprëzessioun) — dazu der Hausname: an Haupesch, Hoppesch.
Haupesch- -baach F.: «linker Zufluß der Halerbaach»; -bal M.: «Ball der Jägerinnung»; -bréitchen N.: «am Hubertustag oder in St. Hubert gesegnetes Brötchen, [Bd. 2, S. 120] zum Schutz gegen tolle Hunde» — Am Hubertustag wird in der Kirche von Hassel Salz, Brot und Hafer als Schutzmittel gegen Tollwut geweiht. Das Salz wird im Haushalt verbraucht, ein Teil des Brotes für etwaige Reisen zurückgelegt, den Rest gibt man Menschen und Tieren zu essen. Der Hafer wird teils dem Viehfutter, teils dem Brotgetreide beigemischt. In Bettel werden Salz und Brot geweiht, in Itzig nur Brot, in Sankt Johann im Stadtgrund Brötchen. In Itzig nähten früher die Frauen Krumen des geweihten Brotes als Schutzmittel gegen tollwütige Hunde in die Kleider ein. H. soll nicht schimmeln; -dag M.: «Hubertustag» (3. Nov. — meist Eröffnungstermin der Treibjagd) auch: Hoppeschdag; -juegd F.: «Treibjagd am Hubertustag» (bes. zu Munshausen, früher nur dort) — beginnt mit einer Messe, die von Jägern in voller Jagdausrüstung besucht wird (s. -mëss); -klub M.: «Hubertusklub» (Jägervereinigung) auch: Hubertusklub; -kränkt F.: «Hubertuskrankheit», volkstümliche Bezeichnung der Tollwut. — Früher war es üblich, daß ein von einem tollwütigen Tier Gebissener nach Saint-Hubert pilgerte. Dort wurde die Bißwunde ausgebrannt, dann ritzte der Priester dem Patienten die Stirnhaut, unter die er ein winziges Fädchen aus der Stola des Heiligen schob. Dann wurde die Wunde verbunden. An neun aufeinanderfolgenden Tagen oder auch erst am neunten Tag mußte der Kranke beichten und kommunizieren. Am zehnten Tag wurde der Verband entfernt und verbrannt. Während der Kur mußte der Patient eine Reihe weiterer Vorschriften erfüllen. Nach seiner Heilung galt er als immun gegen Tollwut und konnte für jeden der Tollwut Verdächtigen durch ein über ihn im Namen Gottes, der hl. Maria und des hl. Hubertus gemachtes Kreuzzeichen einen vierzigtägigen Aufschub der Krankheit (Zill) bewirken, so daß der Patient diese Zeit zu einer Wallfahrt nach Saint-Hubert ausnutzen konnte. Der Ausstand konnte mehrfach erneuert werden. Als Schutzmittel gegen Tollwut gelten Hubertusschlüssel (s. d.), -kreuze, -ringe, -medaillen, die in Saint-Hubert an die wundertätige Stola des Heiligen angerührt wurden, ferner Salz, Brot, Brötchen, Hafer, die vom Priester am H.-dag gesegnet werden (s. H.-bréitchen); -mëss M.: «Hubertusmesse» (in Munshausen, Senningerberg u. Beforter Kläuschen); -prëzessioun F.: «Hubertusprozession» — Jedes Jahr, oder auch jedes zweite oder dritte Jahr, pilgern aus einer Reihe von Dörfern des Öslings mehrere Personen (traditionsgemäß ein Mitglied aus jeder Familie) im Namen der ganzen Ortschaft iwer déi al Weën nach Saint-Hubert. Termin, je nach der Ortschaft, meist verschieden: Fronleichnam, Urbanstag (25. Mai), Samstag vor dem 1. Juli. Auch die Veranlassung wird verschieden angegeben: Verwüstung durch Naturgewalten, Viehseuche, Tollwut. Hingegen besteht volle Übereinstimmung über das in St.-H. niederzulegende Opfer, d. i. den Erlös, der vor Beginn der Wallfahrt in öffentlicher Versteigerung aus dem eintägigen Ertrag des Dorfes an Milchprodukten erzielt wurde (so wenigstens bis zum ersten Weltkrieg). Hieraus ergibt sich der Zusammenhang mit den mittelalterlichen Bannprozessionen (cruces bannales od. crois ordenoses genannt) nach St.-H., die nach einer päpstlichen Bestätigungsbulle aus dem Jahr 1139 auch von den Dörfern des Dekanates Bastogne unternommen werden mußten, die ursprünglich zu der genannten Opfergabe auch noch ein Brot aus jedem Haushalt hinzuzufügen verpflichtet waren. — Erwähnt sei auch die sog. grouss H. die, am Freitag nach Christi Himmelfahrt von Lendersdorf bei Düren (Rheinland) ausgehend, den äußersten Norden des Großherzogtums durchzieht, wo sie am folgenden Sonntag in Oberbeßlingen Halt macht. Dort schließen sich eine Reihe Luxemburger Pilger an. Es handelt sich um eine Gründung der Hubertusbruderschaft von Lendersdorf. Der Brauch ist 1534 zuerst dokumentarisch belegt; -schlëssel M.: «wundertätiger Schlüssel des hl. Hubertus» (eigtl. Eisenstift mit breitem Kopf, auf welchem ein Jagdhörnchen eingegraben ist; zum Schutz gegen tolle Hunde getragen oder zum Brennen des Hausviehs verwandt — ältere Form, dem Grundwort entsprechend, ein Schlüssel); -weier M.: «Hubertusweiher» — FN. zwischen Burglinster u. Schwachtgesmühle (an der Stelle eines abgegangenen Weihers, der Sage nach gesegnet, in den tollwütiges Vieh hineingetrieben wurde).
Haus (lok. phV. cf. Ltb. 79, Pl. Haiser — Dim. Hais-chen, s. d.) N.: 1) [Bd. 2, S. 121] «Haus, Wohngebäude» — Spww.: Un al Haiser an un al Huesen as ëmmer ze flécken (an alten Häusern u. alten Strümpfen ist immer zu flicken) — Keen H. ouni Maus (häufiger Zus.: kee Biedelmann ouni Laus — jedermann hat seine Plage) — Dee wëllt wunne reng, dee bleif a séngem H. eleng (im Dat. wird H. kurz gesprochen) — 't as keen H. esou kleng, et huet säi Kräiz eleng; Raa.: en as (huet) mer d'H. ausgelaf (um einen Gefallen zu begehren) — ech hun d'ganzt H. ausgesicht, awer ech hun näischt font (ich habe gründlich gesucht) — e kéiert d'H. op d'Kopp (idem) — ech hätt en H. op e gebaut (als Ausdruck vollsten Vertrauens) — du kënns mer nët an (bannen) d'H. — du bleifs mer schéin aus dem H.! — d'H. verléiert näischt (cf. verléieren) — si hun em d'H. iwwert dem Kapp verkaf, ugestach, ofgerappt . . . — en hält säin H. propper — 't as ee (Maanskärel) wéi en H. — grousst Haus: zu Ettelbréck as nach e grousst H. (Anspielung auf die Ettelbrücker Irrenanstalt, um anzudeuten, daß jem. geistig nicht normal scheint), dagegen in Echt.: grusst H. = das frühere St. Georgsstift nördlich der alten Pfarrkirche, später nach Howelek verlegt und neu errichtet, steht unter eigener Verwaltung (d'Spidoolshäieren) und unter der Kontrolle von Gemeinde und Staat (in Echt. heißt es demgemäß: e kënnt an d'grusst H. «er kommt ins St. Georgsstift») — folklor.: wann en neit H. gebaut gët, da geet een eran (Geburt) oder (lok. an) een eraus (Sterbefall) — wann een en neit H. gebaut huet, da soll een dat éischt Joer säi Feind dra wunne loossen, dat zweet Joer säi Frënd, an eréischt dat drëtt Joer soll ee selwer dra goën — e Jong ewéi eng Fauscht (s. d.) packt e Meedche wéi en H., e Meedche wéi eng Fauscht meeschtert e Jong ewéi en H. — im Plur. zur Maßbezeichnung: géi dräi Haus weider, sogar: dat Duerf huet nëmmen dräi Haus (hier auch neben Haiser); 2) «Haushaltung, Haushalt» — si féieren e grousst H. (neuerdings auch: e groussen Train) — si hale keen H. op (sie empfangen keine Gäste) aber auch: déi Fra weess nët H. opzehalen (die Frau versteht nicht hauszuhalten) — 't as nët méi gutt (liicht) H. ophalen — mat däm as nët méi H. opzehalen (es ist nicht mit ihm auszukommen — Ösl.) — dat as H. opgehalen (wenn zwei miteinander streiten, die zu einer Familie, einem Haus gehören); 3) im bes.: «Bauernhaus» — häufig in Verb. mit Haff (s. d.); 4) «Hausinsassen, Familie» — en as aus engem gudden H. (aus guter Familie) — d'ganzt H. weess et, war op de Been u. ä.; 5) «Firma, Kauf-, Gasthaus» — da's e gutt H.; 6) «Auge eines Hammers, einer Axt, einer Hacke, wodurch der Stiel gesteckt wird» (cf. hierzu auch Hais-chen) —Ablt.: Gehais N.: «Gehäuse» (wie hd.) — gelegtl. auch übtr.: elo rabbelt et am G. (jetzt setzt es Prügel) — en as nët méi liwwereg am G. (er ist nicht mehr im vollen Besitz seiner geistigen Fähigkeiten).
Haus- / haus- -aarbecht F.: «Hausarbeit» (nämlich: die im Hause zu verrichtenden Arbeiten, im bes.: die Arbeiten der Hausfrau) — 't as gutt fir déi graff H. (von einem Dienstmädchen); -aarm Adj.: «heimlich arm»; -af M.: «Hausaffe, absonderlicher Hausgenosse»; -apdékt F.: «Hausapotheke»; -arrest M.: «Hausarrest»; -är(en) M.: «Hausflur»; -baken Adj.: «hausbacken» — im bes. in der Verb.: hausbake (neben hausgebake) Brout N.: «im Hause selbst gebackenes Brot» (im Gegs. zum Bäckerbrot — cf. Bauerebrout); -dauf F.: «Haustaube» (im Gegs. zu: wëll Dauf, Bësch-, Felddauf, Raz); -déier N.: «Haustier» (bisw. mit dem Nebensinn: «gerne im Hause weilendes Tier») — dem Noper säin Hond läit ëmmer dobaussen, eisen as dat rengsten H.; -deiwel M.: «Hausangehöriger, der die übrigen Familienmitglieder quält» — Kiirchenengel, H. (cf. auch Gaassenengel); -denn M.: «Hausflur aus festgetretener Erde»; -dir (Ton: gew. 2, im Ggs. auch 1) F.: «Haustüre» — komm du nach eng Kéier bei (laascht) eis H. pissen (drohende Abweisung) — du hues d'H. an d'Gaardendir opgelooss; -dokter M.: «Hausarzt»; -draach M.: «böses Eheweib»; -dronk M.: «Hausgetränk» (cf. Dronk sub 2); -éier F.: 1) «Ehrenerweisung im Hause, Gastrecht in überkommenen Formen» — si hu mer d'H. ugedoën (sie haben mich an der Schwelle empfangen und zur Schwelle zurückgeleitet) — iron.: wéi en d'Schnëss net gehalen huet, du hun ech em d'H. ugedun [Bd. 2, S. 122] (ich habe ihn über die Schwelle gejagt); 2) iron.: «Ehefrau» — elo kënnt méng H.; -flouer M.: «Hausgang»; -fra F.: «Hausfrau» — dat Kand gët eng gutt H., da's eent ewéi eng H.; -frënd M.: «Hausfreund» (auch iron.); -fridd M.: «Hausfrieden»; | |