LWB Luxemburger Wörterbuch
 
Häre(n)- bis Gehäspels (Bd. 2, Sp. 138a bis 139b)
 
Häre(n)- (in der Bed. «Pfarrer» daneben auch Zären-; im Gegs. zu Damme(n)- in einer ganzen Reihe von Zussetz. wie: -box, -hiem, -coiffeur, -schneider usw.); -aarbecht F.: «leichte, angenehme und dabei einträgliche Arbeit»; -aarbechter M.: 1) «gut gestellter Arbeiter»; 2) iron.: «Gewerkschaftssekretär»; -bauer M.: «Gutsbesitzer» — 't gët Härebaueren an 't gët déi Häre Baueren; -bësch M: «herrschaftlicher Wald»; -bierg M.: 1) «Herrenberg» (Anhöhe bei Diekirch — cf. Dickerech) — der Ausdruck steht im Begriff sich zu entwickeln wie Hellege Geescht (s. d. sub Gääscht); 2) auch sonst geläufige Flurbez., auch Weinbergslage; -bir F.: «Pastorenbirne» (spät reifende Sorte von Tafelbirnen — frz. bon curé) — 't gouf der ewéi Härebieren (es setzte kräftige Hiebe ab) — dafür auch: Paschtoueschbir; -blumm F.: «Sumpfherzblatt, Parnassia palustris» (s. Häerzblumm); -déngscht M.: 1) «Dienst für einen Großen» (bei einem großen Herrn) — am H. as et d'bescht, 't huet een e Klauschter um Monn; 2) «von einem Großen erwiesener Dienst» — H. a Vullegesank as wuel schéin, mä t' dauert nët lank (von Großen erwiesene Dienste halten nicht an, sind nicht schwierig); -dësch M.: 1) «reichlich gedeckter Tisch»; 2) Pennälerspr.: «im bischöflichen Konvikt, der Tisch, an dem Direktor, Koadjutoren u. etwaige Gäste aßen» (zur Zeit, da dort das Luxemburgische als Umgangssprache verboten war, oft spaßh.: «der Tisch des Herrn»); -dréischel M.: «Herrenpilz, Steinpilz»; -fett M.: fiktive Materie im Aprilscherz: laf an d'Apdékt H. sichen; -fuesent F.: «Fachtnachtssonntag»; -gonscht F.: «Gunst eines Einflußreichen» (cf. -déngscht sub 2); -gutt N.: 1) «Besitz eines (adligen) Herrn»; 2) «Besitz eines Geistlichen» — H. deet ni (néierens) gutt (von Geistlichen ererbtes Gut gedeiht nicht — dann: Ererbtes überhaupt) — (cf. dagegen Häerchesgutt); -hand F.: «Hand eines Einflußreichen» — eng H. reecht iwwer d'ganzt Land; -haus N.: 1) «Pfarrhaus»; 2) «herrschaftliche Wohnung» (maison de maître) — alte Raa.: d'H. as nët mat verbrannt (es ist noch nicht so schlimm) — auch: d'H. as mat verbrannt (alles ist verloren) — vom umgekehrten Standpunkt dagegen: 't as gutt gaang, d'H. as mat verbrannt (angeblich, weil damit die Tributpflicht eine Zeitlang aufhörte); -hond M.: «Luxushund»; -iessen N.: 1) «Herrenessen, exquisites Essen» — lok. iron.: Gromperen a Brach as en H.; 2) «Mahlzeit der Geistlichen» (etwa nach einem Begräbnis, an dem mehrere von ihnen amtierten); 3) ähnlich wie -owend: «Essen ohne Damengesellschaft» (meist mit deftiger, den Durst anregender [Bd. 2, S. 139] Kost und ebenfalls stark gewürzter Unterhaltung); -joeren Pl. N.: s. Léierjoeren (nur in Verb. damit gebr.); -joffer F. Bez. für die Schwester oder nähere Anverwandte des Pfarrers, die ihm den Haushalt führt (gelegtl. auch: d'Joffer Paschtouer); -kascht M.: 1) «bessere Kost» (cf. -iessen sub 1); 2) «stark gewürzte Kost» (cf. -iessen sub 3); -kächen F.: «Köchin» (eines Geistlichen, einer Herrschaft) — dafür lok. auch: -kach (für die Köchin) — Spw.: Härekächen a Milleschschwäin, déi soll ee loosse wou se säin (sie kosten zu viel, da sie an gutes Essen gewöhnt sind); -kraut N.: «zweijährige Nachtkerze, Oenothera biennis»; -liewen N.: «Herrenleben» — dee féiert dat rengsten H.; -moud M.: «Herrenmode, Herrenart»; -owend M.: «Herrenabend» (cf. auch: -iessen); -stuff, -stiffchen F.: «Gastzimmer für bessere Gäste, neben der gewöhnlichen Wirtsstube»; -towen Pl. F. — in der Ra.: du muss iesse wat gekacht as, 't gët keng H.; -uecht F.: «Grundstück in herrschaftlichem Besitz»; -widdem M.: «Grundstück, dessen Ertrag zum pfarrlichen Einkommen gehört»; -wiesen N.: «ländliches Besitztum eines Herrn».
 
Häreger Buerg F.: «Heringer Burg» (sagenumwobene Burgruine zwischen Müllerthal und Walbillig), lok. auch: Hier(e)ger Schlass, déi H. Hären.
 
härelech, herrlech Adj.: «herrlich»; dazu die Abl.: Härelechkät, -keet (Herrlech-) F.: 1) «Herrlichkeit» — da gës de verfatzt, an dat no der H. (= no den Nouten «gehörig») 2) «Herrendasein» — séng H. huet en Enn — 't as aus mat der H. — d'ganz H. (die Spitzen eines Ortes) — beide Wörter wirken pompös mit spöttischem Nebensinn.
 
hä(e)r(e)sch (lok.: hiersch, harsch Nordostösl.: hirresch) Adj.: 1) «stattlich, vornehm» (in Auftreten und Kleidung) — im Gegs. etwa zu baueresch; 2) «herrisch, herrschsüchtig» — en härescht Wiesen — kuckt, wéi d'Rommelen esou hiersch do stin (wéi se geläitert waren).
 
härno(ocher) Adv.: «hernach» — cf. auch er-, hier- und Komp.
 
Häspel F.: 1) «hagere alte Frau»; 2) «Klatschweib, Verleumderin».
 
häspeleg Adj.: 1) «nervös»; 2) «quicklebendig» — cf. habbeleg, haseleg, wëspeleg.
 
häspelen intr. Verb.: 1) «unsicher daherstelzen» — e koum do gehäspelt (= en huet d'Bee geworf); 2) «übel nachreden» — do as erëm gehäspelt gin — dazu Gehäspels N.

 

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