| hueren (auch hoëren — s. d.) trans. Verb.: «(die Felle) enthaaren» (Gerberspr.); dazu: Huerbam (Hoër-) M.: «Baum, auf welchem die Felle enthaart werden»; Huerert M.: «Arbeiter am Huerbam».
Huert, Huurt (Pl. Huerten — Dim. Hiertchen, Pl. Hierter-/Hierdercher) F.: 1) allg.: «Hürde» — Flechtwerk zunächst aus Weiden, anderen biegsamen Zweigen, dünnen Holzbändern, dann auch aus Draht, Metallbändern u. dgl.; 2) häufigste Bed. im Gutland: «aus dünnen, weißen Weidenruten od. ähnlichem Material (heute meist aus Draht) hergestelltes rundes, länglichrundes oder viereckiges Flechtwerk, auf das Frischgebackenes zu liegen kommt» — in dieser Bed. häufiger das Dim. Hiertchen; lok. an Mosel und Sauer diente die Fëschhiertchen (etwa ein Meter lang, länglich viereckig oder an den Breitseiten abgerundet) dazu, die gebratenen Fische aufzunehmen: sie wurden kreuzweise aufgeschichtet, mit einem Tuch überdeckt und den Kunden in die Stadt getragen; 3) ländlich, veraltet: «Obst-, Flachsdörre» — gröber geflochtenes Flechtwerk in einem festeren Holzrahmen, auf dem Obst (Zwetschen, Birnen, Apfelschnitte) und Flachs in dem noch warmen Backofen (oft ein paarmal) zum Trocknen, Dörren ausgebreitet wurden; 4) «Gestell zum Überwintern von Obst (bisw. auch Kartoffeln)» — urspr. aus groben Zweigen geflochten, heute meist Lattengestell; 5) «Astgeflecht als Scheidewand in Keller, Stall u. Speicher» [Bd. 2, S. 184] (heute meist aus Brettern, daher allg. für «Bretterwand»); früher diente es als Hinterwand bei der heute kaum noch anzutreffenden offenen Sandkegelbahn (mit heugefüllten Säcken verstärkt, hielt es die Kegelkugeln auf); 6) «großes, grobes Gittersieb» (früher Ruten-, heute Drahtgeflecht in starkem Rahmen) — mer mussen de Buedem duerch d'H. werfen, geheien, 't sin zevill Steng dran — dazu die übtr. Raa.: si hu mech laang genuch duerch d'H. gehäit (schlecht behandelt, drangsaliert) — bei deem (einem Verstorbenen) hëlt eiser Härgott déi graffsten (oder déi grouss) H. (er hat manches auf dem Kerbholz); 7) «große, aus Stroh geflochtene Wetterschutzmatte» (bes. der Steinklopfer im Ösling); 8) bes. in Öslinger Maa.: «niedrige Einlaßpforte an der Viehpferche» — vergleichbar ist begrifflich und lautlich Hiirzel (s. d.); 9) «größeres Flechtwerk an reißenden Gewässern, zum Schutz des an einer Stelle eingerissenen Ufers» — vom Herbst bis zum Frühling wurden von dem Huertemann, -mécher (oft auch nur nach seinem Vornamen benannt, etwa: Huertemätt) stärkere Äste gespitzt und in einer gewissen Entfernung voneinander in die feuchte Erde eingerammt, dazwischen wurden lange Weidenäste übereinandergeflochten, dann die Höhlung in der Uferböschung dahinter mit Boden ausgefüllt; die Oberfläche wurde mit Rasenstücken belegt, die Weiden schlugen meist aus und bildeten nun einen sicheren Damm gegen die Fluten. — Bei der Herstellung eines Wehres in der Sauer verfuhr man ungefähr in der gleichen Weise: die Pfähle waren stärker und einander näher, das Flechtwerk genauer; die Arbeiten wurden bei seichtem Wasser (dënnt Waasser) während einer Trockenperiode von beiden Ufern her schräg flußaufwärts ausgeführt, so daß die beiden Huerten sich in der Mitte begegneten. — Fëschhuert (im Gegs. zu der sub 2) behandelten Fëschhiertchen): Im August (wenn die Aale zum Abwandern ins Meer sich sammeln) mußten sie über eine Huert in der Mitte des Flusses, wo die Fischer bei Nacht mit ihrem Nachen stromabwärts hielten und die Aale und andere Fische nur so aufzulesen brauchten; um aber das Abfangen kleinerer Fische zu vermeiden, mußte die Fëschhuert nach dem Gesetz nicht zu eng geflochten sein (nët ze enk gezaint); 10) hierher gehört auch der ON. Esch op der Huert, frz. Aix sur Cloie (Cloix, Claie, Claix) — s. d.
Huerte(n)- -hex F.: «Frau, die beim Flachsbrechen das Dörren besorgt» (Wb. 06); -mann, -mätt, -mécher M.: cf. Huert sub 9; -kréimer M.: = Hierdercheskréimer (s. d.); -uebst N.: «im Keller überwinterndes Kernobst».
huerteg (Nösl. hurtig) Adj. (meist nur in adverbialer Funktion): 1) «hurtig, rasch, eilig» — h. giess a fort — nun awel h.! (drohend: = maach dass de huerteg verschwënns!) — zu jem., der spät schlafen geht, sagt man spaßh.: nu schlof h., datt s de mar mat Zäiten opkënns — 't as där Huertegster keen (er arbeitet träge); 2) «bald, in Kürze, früh» — 't as elo h. aacht Auer — 't gët elo h. däischter — in dieser adverbialen Funktion weitgehend geschwënn vorgezogen.
Huertegänger, -geenger M. (Osten) M.: 1) «Schatzsucher, Wünschelrutengänger»; 2) «Nichtstuer».
Hues (lok. phV. cf. Ltb. 7, dazu auch: ho:s — Dim. Hies-chen — s. d.) M.: 1) «Hase» — Spww.: Bal (a bal) as nach laang keen H. gefaang (an der Fal, geschoss — abwinkend, zu jem., der mit seinen fast vollbrachten Leistungen prahlt) — Deen zwéin Huesen zegläich nolääft, (dee) kritt (iwwerhaapt) keen — Wuer Gott setzt en H. (Hies-chen), duer setzt (do huet) en och e Wues, (Wies-chen, Gries-chen) — Vill Huese, vill Gespréngs — den Hues stierft, wou e geburen as — Vergleiche: e leeft ewéi en H. — esou baang. fléck. séier ewéi en H. — e schléift ewéi en H. (sozusagen mit offenen Augen, er hat einen leichten Schlaf) — en huet Gedanken ewéi en H. (schlechtes Gedächtnis) — Raa.: et kann een nët (ni) wëssen wuer (wéi) den H. leeft, wéi den H. hëppt, spréngt — Kindern, die einen Hasen sehen und gerne fangen möchten, sagt man: du muss dem H. Salz op de Schwanz leën (oft fragt man nur stereotyp: do leeft en H., hues de Salz bei der?) — en as H. a Fuuss zegläich (flink und schlau) — Huesen ausgesat, as e Bengel an de Bam gehäit (überflüssige Arbeit) — do gesäit mer, wi den Hoas spréngt (wie die Sache sich in Wirklichkeit verhält) — Waidmannsspr.: den H. setzt séng Jong (an de Läer) — den H. geet op, aus dem Läer — e gudde Jäer schéisst [Bd. 2, S. 185] keen H. am Läer (soss as en e Flääschjäer) — den Hond hëlt den H. am Läer — den H. mécht de Männchen — Ammenscherz: esou lääft den H. iwwert de Bierg (dabei streicht man dem Kind über das Gesicht); Folkl.: Teufel und Hexen nehmen gerne Hasengestalt an, um die Jäger zu necken, Verwundung ruft Rückverwandlung hervor; 2) übtr.: a. Kosewort für Kinder — da komm, mäin H.; b. Pennälerspr.: «hübsches Mädchen» — in dieser Bed. gerne das Dim. Hies-chen (s. d.).
Huese(n)- / huese(n)- -bier N.: «Steinbeere, Rubus saxatilis»; -bounen (meist das Dim.: -béinercher) Pl. F.: «Hasenkot»; -brout, -bréitchen N.: 1) «Sauerklee, Oxalis» — bisw. dafür in dieser Bed. auch: -kéil, -kléi (s. d. — auch: Guckucksbrout); 2) «das mit Bedacht beim Vesperbrot übriggelassene Stück Brot, das der Vater vom Feld (auch vom Markt) den Kindern mit nachhause bringt» — dafür Nösl.: Hasebottesch F.; 3) erweitert: «ganz kleines Stück Brot» — ech hun nach en H. iwwereg, wien hätt et gär? -féiss-chen M.: «gehörnter Schotenklee, Trifolium arvense»; -fest N.: «gemeinsames Hasenessen» (der Wiltzer Musikvereine) — Wiltzer Aussprache: /hO:zəfεst — Es besteht seit etwa einem Jahrhundert; früher hielten die Jäger der Ortschaft eine Extrajagd ab, deren Beute für die Musikanten bestimmt war. Nach dem Konzert des Cäciliensonntags stieg dann das Hasenpfefferessen. Auf einem solchen Hasenfest, 1871 oder 72, trug Michel Rodange, von 1866 bis 1873 Kantonalpiqueur in Wiltz, den ersten Gesang des Renert vor, den er hier verfaßte. Wegen Überfülle des Programmes finder das Hosefest heute am Samstag nach Cäcilientag für die Musiker, am Donnerstag für den Kirchenchor (Niederwiltz) statt. Die Vereinskasse kauft heute die Hasen im Wildladen. Nach oder über dem Essen bieten die Mitglieder Kurzweil in Form von Gesang, Vorträgen, Sketches. Zuweilen gibt es Verteilen von Auszeichnungen; vor dem Krieg auch Konzert der Symphonieabteilung. Wegen der Unkosten feiern die Musikgesellschaften heute das Fest nicht mehr jedes Jahr; -drot M.: «dünner Draht zum Anfertigen von Schlingen»; -fouss M.: «Hasenpfote» (früher in der Schule zum Tafelreinigen verwendet); -gedanken Pl. M.: «schlechtes Gedächtnis»; -gras N.: «einblütiges Perlgras, Melica uniflora»; -hoer Pl. in der Ra.: H. a Fëschschuppen gi moër Mëschten (der Bauer lasse Jagen und Fischen sein!); -iessen N.: 1) = -fest (s. d.); 2) allg.: «Herrenabend mit Hasenpfeffer»; -juegd F.: 1) «Jagd auf den Hasen» — d'H. as nach nët op; 2) «hasenreiches Jagdrevier»; -kéil, -kléi M.: 1) «Wundkraut, Menyanthes trifoliata» — auch: gielen H.; 2) = -brout, -bréitchen (s. d.); -kichert, -kippert (lok.) M.: «Wilderer»; -krääsch, -kreesch M.: «Todesschrei des Hasen»; -läer, -leër M.: «Hasensasse»; -läffel M.: «gemeiner Froschlöffel, Alisma plantago» (Pflanze), dafür auch: Fräschekraut; -mäerder M.: «Wilderer» (auch: -kippert, -strëppert); -männchen M.: «männlicher Hase» — dafür auch: Bock, Rammeler, Ridd; -mond, -mëndchen M.: «Hasenscharte»; -moss N.: 1) «Hahnenfuß» (verschiedene Ranunkelarten); 2) «gemeine Milche» — in dieser Bed. dafür auch: -mous N. (= Daudëschtel s. d.); -noss F. «Haselnuß» (scherzhaft); -ouer N.: «Gänsefüßchen» (Druckerspr.) dafür auch Gänsebeen (s. d.); -pad, -piedchen M.: «Hasenwechsel»; -patt, -pättchen F.: 1) «Hasenpfote» — gelegtl. als Klingelgriff, Talisman (cf. auch -fouss) — Werkzeug (etwa der Goldschmiede); 2) «gehörnter Schotenklee» — in dieser Bed. dafür auch: -féiss-chen; -pelz M.: «Hasenbalg mit Fell» — gängiger Ausruf der fahrenden Hasenund Kaninchenfellhändler (dabei wird die erste Silbe stark betont und gedehnt); | |