| Jouschtepuert F.: «St. Jost-Pforte» in Stadtlux. (an der ehemaligen Thionviller- d. h. Südfront der Festung Luxemburg gelegen).
Jousep (Ostrand Jusep) männl. Vorname: «Josef» — Var. zu Jhoss, Joseph (s. d.). — zu Jousebett entstellt in der Interj.: Jëses Maria Jousebett (cf. aber auch Josaphat).
Jouseps- -blumm F.: 1) «Lilie» (lok. in Steinsel gehört z. B.); 2) «Clivia»; 3) «Kalla» (s. -stack); -dag M.: «Josefstag» — Bauernregeln: As et op J. schéin, da gët et e gutt Joer — J. soll een d'Kéil séien — J. halen d'Vullen (lok. auch nur: d'Kueben) Houchzäit (anderswo: as Vullen-, Kuebenhouchzäit) — J. dierfen d'Handwierker nët méi bei der Luucht schaffen (nëmme méi bei Doliicht); -hand F.: «lange, feine Hand» (soll für Schräiner oder Ebenister prädestinieren) — cf. auch: Hiewaansfangeren (II/S. 158). -stack M.: «Kalla»;
joz(el)en intr. Verb.2: «flehentlich bitten» — en huet ëmmer un engem ze j. (= bardatschen — zur Arbeit antreiben — I/. 72 nachzutragen).
Ju I (Wb. 06) = Jon, Joun (s. d.).
Ju II M.: «Begeisterung» in der Ra.: e war am Ju (begeistert, angeheitert, betrunken) — cf. vor allem: Jhumm.
Jub(b)el I M.: «Jubel» — am J. — an engem J. — ee J. an een Trubbel.
Jubbel II F.: «Schaukel» (lok.) — s. Juppel.
jub(b)elen I intr. Verb.: 1) «jubelen» (vor allem: der Siegesfreude Ausdruck verleihen); 2) spaßh.: «ein Fest (im bes.: ein Jubiläum) feiern» — dafür auch: jub(b)eléieren.
jubbelen II intr. Verb.: = juppelen.
Jubbelgääss F.: «Libelle» (lokal — s. Joffer).
Jubbelpëtz M. = Juppelpëtz (d. s.).
juch, juchem (Ton: 1), juchhee (Ton: 2) Interj.: «juchhe» — lok. juchem hei, juchem do (cf. dt. «juchheidi, juchheido») — et muss een nët j. soën, dees 't wier een iwwer de Gruef (du muss nët j. soë bis d'iwwer bas).
juchheien (neben jachheien u. Var.) intr. Verb. «spielend und Unfug treibend herumziehen» (bes. von Buben), dann allg.: «den Sinn aufs Spiel gerichtet haben» — dazu die gelegtl. Abl.: Juchheili M.: «verspielter Kerl» — du Juchheili (auch Jachheili — sagt der Vater zu seinem vergnügungssüchtigen Sohn) — cf. Jachheili II/.S. 223.
Juchléinchen N.: «liederliches Frauenzimmer».
Juchtel F.: «Spaß, Vergnügen» — s. Juucht; dafür bisw.: Juchtei F.
Juchtelm(a)rei N.: = Juchléinchen.
Juchtelieder oder einfach Juchten N.: wie hd. «gegerbtes Rind- oder Kalbleder, mit Birkenteeröl getränkt» — auch: russescht Lieder.
Juck (lok. bisw. Jock) M.: «über einem andern (in einem andern höher) gelegener Raum» — nach den Wortkarten III/25 und VII/35 des Rhein. Wb. heute ein ausschließlich luxemburgisch-westeiflerisches, im frz. Verbum jucher (wall. djoker, dazu das Subst. djok «Hühnersitzstange») in die Romania hinein fortgesetztes, von den Romanisten mit «Joch» in Verbindung gebrachtes Wort (cf. Meyer-Lübke, REW 4611, Gamillscheg, Etymol. Wb. d. frz. Spr. S. 542, Bloch-Von Wartburg 2. Aufl. S. 336 usw.) — hat im Luxemburgischen die fruchtbarste semasiologische Weiterentwicklung erfahren, u. zwar: 1) «(höher gelegener) Hühnerschlag» (der in der Vorstellung des Sprechenden über eine Hühnerleiter erreicht wird), dazu alle sub Héngerjuck II/150 erwähnten Bed. — dreem nët vun den Hénger, soss fäll(t)s de vum J. (erof) — auf die Frage wéi geet et? erfolgt gelegtl. die spaßh. Antwort: wéi an engem J. (nämlich: op an of a grad esou beschass) — zu der eingeengten Bed. «Sitzstange des Federviehs» vermerkt Ga.: de J. am Vullekuerf (Sitzstange im Vogelbauer) — owes nët um Jock, muerges nët um Flock; 2) «Obergeschoß im Wohnhaus, Mansarde» (wo die Betten der jüngeren Familienangehörigen, des Gesindes untergebracht sind) — elo geet et op de J. (d. h. schlafen — dieselbe Vorstellung in der Ra.: den hëlze Bierg op — cf. Bierg I/S. 108); 3) «Obergeschoß in der Kirche, Empore» (cf. auch Jickel) dafür gilt meist das gemeinlux. Duxall (I/S. 244, wo auch andere Bez.); 4) «oberster Rang im [Bd. 2, S. 249] Zuschauerraum» (im Luxemburger Stadttheater amtlich Amphithéâtre genannt — cf. frz. poulailler); 5) «höher gelegene Stelle (im Dorf, in der Landschaft), die dahin führende steile Bergstraße, Steig» — déi Leit kenne mer hei ënnen nët, si wunnen uewen um J. — en as mat mer de J. erofgefuer, d'Dronkenelle si mer ausgaang — dies häufig allein oder in Komp. als ON. verwendet, so etwa de Juck oberhalb Pulvermühl, zum Fetschenhof hin (Stadtlux.).
jucken (zum vor.) intr. Verb.: «nisten, hocken» (bes. vom Geflügel) — d'Hénger jucken op engem Bam — cf. frz. jucher.
Jucka F./M.: «Palmlilie, Yucca».
juckelen intr. Verb.: «beweglich sein, wackeln, schaukeln» — ähnlich auch: jickelen — den Dësch juckelt.
Juckeler M., Juckelesch F.: 1) «unruhiger, beweglicher Mensch, Zappelphilipp» (bes. von Kindern); 2) «zappelige(r), zittrige(r) Alte(r)».
Juckels- häufiges Bestimmungswort in Flurn.: «wo die Erde juckelt» — (d. h. moorig ist und sich bewegt — ähnlich auch Wibbel-); -bësch M.: «mooriger Wald» (so bei Mamer); -muer M./N., -pëtz M.: «moorige Stelle einer Wiese» (so bei Weiswampach).
Jud(d) I M.: «geräuchertes Kammstück vom Schwein» (gew. gekocht und mit Saubohnen — cf. Gaardeboun — aufgetragen, gelegtl. mit Sauerkraut, nach Wb. 06 auch mit Erbsen) — J. mat Gaardebounen könnte als eine Art «Nationalgericht» gelten (bes. bei der städtischen Bevölkerung — früher durfte es bei keiner Bauernhochzeit fehlen); es handelt sich um ein spezifisch lothringisches Gericht, das von der Westeifel über Trier-Luxemburg und das Saarland bis an die lothr.- elsässische Grenze beiderseits der Sprachgrenze denselben Namen trägt; die einschlägigen germ. Dialektwörterbücher (Rh. Wb. III, 1223, Follmann S. 268, Els. Wb. I, 403 — auch Wb. 06) stellen das Wort zu «Jude» (= Judd II); Zéliqzon, Dict. des patois rom. de la Moselle S. 396 belegt allerdings dazu frz.-loth. jawâd = nicht nur «personne qui a la joue enflée», sondern auch: «bajoues du porc, (wofür lux. Kënnbak) avec lesquelles on fait cuire la choucroute ou des haricots verts conservés» und S. 378 jowé, jowi «première vertèbre de l'épine dorsale du porc», für dieselbe Sache S. 380 aber auch die Form jwif.
Judd II, weitgehend auch Jud (Dim. Jiddchen, seltener Jiidchen, Pl. Jiddercher) M.: 1) «Jude» — Spww. und Raa. erinnern noch an die aus mittelalterlicher Intoleranz geborene Verschrieenheit des Juden, werden allerdings heute weitgehend nur noch formelhaft in ihrer pej. Bed. gebr., ohne daß sich der Sprecher einer konfessionellen oder gar rassischen Diskriminierung bewußt wäre; Spww.: D'Judden an d'Heescheleit kennen all Pied — De J. haasst d'Gemierwel(s), d'Gemëmpel(s), d'Gemëmmels (der in der Vergangenheit oft verfolgte Jude achtet peinlichst darauf, nicht infolge von Mutmaßungen mit der Justiz in Konflikt zu geraten) — De J. haasst dräi Saachen: e Bam virum Haus, Gras virun der Dir an e schlechten Noper (dem jüdischen Fluch entsprechend: «Der grüne Rasen soll dir vor der Türe wachsen» und in der Erinnerung an die Pogrome der Vergangenheit); Vergleiche: e léit, flucht wéi e roude Judd (Rodange, R. XIII,55 legt der Öslinger Wölfin die Variante als wi rukt Jugden in den Mund; velar verhärtete Formen zu Judd sind im Wörterbucharchiv nicht belegt) — du bas een ewéi den éiwege J. (du hast keine Ruhe); Raa.: 't mengt een, 't hätt e J. sech erhaangen (wenn draußen der Sturm tobt) — du hues dem J. an de Knéi gebass (meist dafür: enger aler Fra, dénger Groussmamm — zu einem Kind, dem ein Milchzahn fehlt) — wou e J. gespaut huet, gët et e Lach — Folkl.: wann d'Brout d'ënnescht d'iewescht läit, da kann de J. et mat forthuelen; Kinderreime und Spässe: 't as e J. an d'Waasser gefall, Ech hun e gehéiert plompsen, Hätt ech en nach mam Läppchen kritt, Da wär en nët erdronken (Var.: Wann ech en nët gehéiert hätt plompsen, Da wär dee J. erdronken!) — Eent zwee dräi, 't as e J. kapott, huel(t) e mat de Been a schleef(t) e fort — do hun d'Judde kee Fleesch (dabei greift man den Nachbar am Knie und zwickt ihn); 2) im besonderen: «Handelsjude» (oft: der seine Kundschaft aufsucht, die Trödelmärkte befährt — dafür alt auch: Beis-chen) im bes. ländl.: de J. = «der Viehhändler» — zwéi Judde wësse wat e Brëll kascht — en handelt a Gedanken wéi déi aarm Judden — dat sin dem J. sénger [Bd. 2, S. 250] Händel, dem Iesel sénger Spréng, a ménger Saachen — scherzhafte Drohung an Kinder: de J. kënnt dech huelen — ein Teil der einschlägigen Raa. beziehen sich vor allem auf den von den Juden betriebenen Viehhandel: e J. an eng Fleeschméck sin dem Metzeler säin Ongg(e)léck, hierher auch die derben Kinderreime: der Kou hire laange Schwanz as dem J. säi Rousekranz, déi Sau huet e kromme Réck, dat as dem J. séng Himmelsbréck; 3) von der vor. Bed. aus erweitert: «unehrlicher Handelsmann, Wucherer, Geldverleiher» — do sin ech engem J. an d'Gräpp gefall — en hänkt beim J. (er schuldet einem Geldgeber noch entliehene Summen) — et gët och gedeeft (oder krëschtlech) Judden — déi gedeeft J. sin déi schlëmmst (meist auf Wucherer nicht israelitischen Glaubensbekenntnisses bezogen; gelegtl. auf Konvertiten), daher der Rat: hitt dech virun engem gedeefte(ne) J. — en ale J. heißt oft soviel wie e gelleche J. (der reinste Jude); 4) «nicht zur christl. Kirche gehörig, nicht praktizierend, ungetauft» — bas du e J.? (zu einem Kind, das nicht beten will) — elo as et kee J. (keen Heed, Heedekand) méi (von dem eben getauften Kind) — 't si Judden, si gin nët an d'Kiirch; 5) unter Kindern: «jem. der einen anderen anspuckt» — J. J., späiz Blutt, an däi rouden Hutt (dafür auch: Juddas); J. J. späiz op de Spoon (lok. Mosel: Spoon = Span, als «Kreuz» erklärt); 6) als Hausname: a Judds (bes. wenn nur eine jüdische Familie im Ort ansässig war) — auch: a Judden, Judde Gust (z. B. Consdorf).
Judde(n)- | |