| Komerad (Pl.: Kameroden, Komeroden, Komeraten) 1) «Kamerad, Gespiele, (bes. gleichaltriger), Vertrauter» — mer waren ëmmer (gutt) K. zesummen (hier wird der Sg. fast adjektivisch gebr.) — da's e léiwe K.! (eigtl. und pejor.) — en hat schlecht Komeroden — da bleiwe mer gutt Komeroden — auch von Frauen: si as K. vu ménger Mamm, si souzen zesummen an därselwechter Schoulbänk; 2) (= Guet) «Gegenstück, Gegenpart» (bes. von paarigen Dingen) — ech hun nëmme méi eng Händsch, de K. derzou hun ech verluer; 3) aus der (hochdeutschen) Soldatensprache: Kamerad, Kamerad (mit hochgehobenen Armen) «ich ergebe mich» (etwa beim Spiel gebr.), «ich gebe mich gefangen».
Kamerodscha(a)ft, Komerodscha(a)ft F.: 1) «Gesamtheit der Komeroden (sub 1)» — en huet keng gutt K. — d'K. huet e verduerwen; 2) «Kameradschaftlichkeit» — si hun ëmmer gutt K. mateneen (ënnerteneen) gehalen — aus aler K. (ähnlich gebr. wie Frëndschaft I/S. 413, wozu etwa nachzutragen: do hält d'Frëndschaft, d'K. op, ech kënnechen em d'F., d'K.).
Camion (/kAmjÕ·) M.: 1) «großes Lastauto» — e ganze C. voll (sehr viel); 2) zur Maßangabe: e C. Gromperen, Kuelen, Kok, Brennholz usw.; dazu die Abl.: Camionnage (-/a·S) M.: «An- und Abfuhr mit Lastauto, Warenbeförderung» — e mécht C. fir d'Eisebunn; Camionneur (wie frz.) M.: «Fuhrunternehmer»; Camionnette (wie frz.) F.: «kleineres Lastauto» (dazu schon das doppelte Diminutivum: Camionnettchen). [Bd. 2, S. 274]
Camisole (wie frz., Ton gelegtl. auch 1) F.: «kurzes Wams, eng anliegendes Leibchen aus kräftigerem Stoff» — C. de force (wie frz.) «Zwangsjacke».
Kammëss M.: 1) «Soldatenstand» (diese urspr. Bedeutung der dt. Umgangssprache ist im Luxemburgischen von Anfang zunächst auf das preuß. Soldatentum eingeengt, in allgem. Bed. erst nach dem zweiten Weltkrieg wieder durchgedrungen); Wb. 06 kennt nur noch folgende abgeleitete Bedeutungen: 2) «alles was mit dem Militär zusammenhängt, das Militärische schlechthin»; 3) «Sache von geringerer, grober Qualität» — 't as elauter däers selwechte K.; 4) heute weitgehend als Kurzform für Kammëssbrout gebraucht.
kammëss Adj.: 1) «schneidig» — e kammëssen Zaldot — dee Grëff war k.; 2) meist pejorativ: «streng, kleinlich» — en as eemol zevill k. mat sénge Leit.
Kammëss- -bäckerei F.: 1) «frühere Garnisonsbäckerei in Stadtluxemburg» (in der Nähe der Redemptoristenkirche = Paterekiirch), meist einfachhin Bäckerei genannt; 2) freier Platz, wo sie stand (Theaterplatz): op der Bäckerei; -brout N.: «in Quaderform gebackenes Schwarzbrot» (wie es die deutschen Feldbäckereien herstellen); dafür weitgehend auch einfach: Kammëss; -butik M.: 1) «törichte Umstände, Streitereien, Unsinn»; 2) gelegtl.: «Gendarmerie»; -fréisser M.: «durch soldatisches, allzu schneidiges Auftreten auffallender Mensch» (meist Preuße); -mo M.: «guter oder unersättlicher Magen» (der viel, auch schwer Bekömmliches, ohne Mühe verdauen kann); dafür auch: e preisesche Mo (da der ganze Kammëss-Komplex seit der Zeit der preußischen Bundesbesatzung mit preußischem Soldatentum verbunden wird); -schong M.: «Soldatenstiefel, klobiger Schnürschuh»; -stiwwel F. (gelegtl. auch M.): «deutscher Schaftstiefel» (der sog. «Knobelbecher» der dt. Soldatensprache).
Kammëssert M.: «kleinlicher, pedantischer Mensch».
Kammiljen (Wb. 06) F.: «Kegelleimkraut, Silene conica» — cf. auch Kaméilen, Kamillen.
kammoud (Ton: 2) Adj.: «bequem, gemächlich» — a) von Menschen, die ihre Bequemlichkeit lieben: da's där Kammouter een — hien as zevill k. fir déi puer Schrëtt zu Fouss ze goën; b) von Menschen, mit denen leicht auskommen ist (meist in neg. Formeln): hien as (oder 't as) nawell kee Kammouten (där Kammoudster keen — es ist schwer mit ihm einswerden); c) von Dingen, Einrichtungen, Umständen, die zu unserer Bequemlichkeit beitragen — esou en Apparat as dat Kammoudst, wat ee sech kann denken — dat Haus as nach laang nët k. — ähnlich etwa: eng k. Trap, Fotell, k. Schong — im Verlaufe der Diskussion, einwerfend: ma dat wär k. (an nët deier) — e féiert e k. Liewen, en huet eng k. Plaz; d) in dieser Bedeutung häufig adverbial: dat wär dir k. — hie mécht, hëlt sech et k. — si hun et elo k. — maacht iech et k.
Kammoud (Ton: 2) F.: 1) «Schubladenschrank» (frz. commode/dt. Kommode); 2) (Ga. — veraltet): «Unterhaube, Kopfzeug der Frauen um 1850» (erklärend: well een déi ongekämmt Hoër kammoud dra verstoppe konnt).
Kammouditéit daneben auch: Kommouditéit F.: 1) «Bequemlichkeit» (als menschl. Eigenschaft) — maacht et ärer K. no (in dieser Bed. auch: Kammoudheet); 2) «bequeme Einrichtung» — 't Haus huet all Kammouditéiten (in dieser Bed. auch: Confort M., wie frz.); 3) im besonderen: «Nachtstuhl, Abort» — kënnt der mer vläicht soë wou är K. as? (veraltet).
Kamous (lok. Vianden) M. in der Ra.: mëll wéi K. «weich wie sämisch Leder» (frz. chamois) — cf. Schamueser (wofür lok. auch: Kamouser).
Kamp I (kAm:p — lok. phV. s. Ltb. 4; Pl. lautgerecht Kämm, Osten Keem, bisw. dem Sg. angeglichen auch Kämp — lok. phV. des Tonvok. cf. Ltb. 12; Dim. Kämpchen, Pl. Kämmercher, bisw. Kämpercher, Westen -chen — lok. phV. des Tonvok. wie der Pl.) M.: 1) «Kamm» (zum Kämmen, Ordnen, Aufputzen der Haare) — e renge K. (feiner Kamm) — e graffe K. (grober Kamm) — das Dim. bezeichnet vor allem den «Taschenkamm» — andre Arten: Lais-, Stëbs-, Päerdskamp usw., in der Weberei: Blat-, Schliicht-, Riichtkamp — e K. am Hoer — hatt wéckelt séng Hoer em e K. — si sin all iwwert ee K. (deeselwechte K.) geschuer (alle von derselben Art) — wéi eng Laus um K. (armselig, elend); 2) «kammartiges Werkzeug, kammartiger Teil des Gerätes» — im bes.: «Webkamm» (ist das Garn auf den [Bd. 2, S. 275] Garbam — s. d. II/S. 9 — aufgerollt, so wird das eine Ende der Fäden durch den Kamp gezogen; er besteht aus Querleisten, die durch eine Unmenge von Doppelschnüren, Hällefter — s. d. II/S. 132 — miteinander verbunden sind; durch jede Doppelschnur wird ein Faden gezogen, durch die beiden Seitenschnüre laufen deren je zwei, die Hielem(t)sfiedem — s. d. II/S. 156; der ganze Kamp hängt in kleinen Rollen, Wierf(el)en — s. d.) der Zahn eines Zahnrades heißt gelegtl. Kamp, wofür meist Kam, Came (s. d.); 3) «oberer Teil eines Gegenstandes» — im bes.: a) «Mauerkappe» — mer mussen e K. op d'Mauer setzen (das Gemäuer abdachen) — e souz um K. vum Daach; b) «über den Kopf hinausragender Teil der Weidentraghotte»; c) «höchster Rist einer zur Mitte hin (op Récker, Rëpper) gepflügten Feldparzelle»; d) «nicht kahl, ungleichmäßig abgemähte Stelle der Wiese» — du däerfs kee K. beim Méie stoë loossen; e) «der über den Faßboden hinausstehende Rand der Faßdauben» (cf. auch: Kampeisen); 4) «kammartiger Auswuchs bei Tieren» — im bes.: a) «Hahnenkamm, Hühnerkamm» (im Ösling ist das Wort in dieser Bedeutung als einziges üblich, sonst steht daneben oder meist dafür: Kräit, Krëscht — s. d.) — auf Menschen übertragen: de K. as em geschwoll(en — er ist zornig, eitel, hochmütig, eingebildet) — vom Hund: kuck, wat mécht en e K. (wie sträuben sich seine Haare); b) «oberer Teil des Pferdehalses mit der Mähne, die Mähne selbst» (auch: «oberer Teil des Halses bei Rind und Schwein»); 5) «Stiel der entbeerten Weintraube» (auch bei der sich erst bildenden Frucht nach der Blüte).
Kamp II M.: häufige Ortsbezeichnung, und zwar 1) «mit Hecken, Bäumen umfriedete Landparzelle»; 2) mit Kamp I sub 3/c zusammenfallend oder volksetymologisch zusammengebracht: «höher gelegener Hügelstreifen im Gelände» — um grousse, klenge K. — um Kämpchen — um Steekämpchen (ein Teil der einschlägigen Flurnamen gehören zu dem bei FRINGS, Germania Romana S. 183 besprochenen lat. campus).
Kamp III † M.: «Kampf» — nur bei HARDT, Vok. d. Sauerma. — dat hoat Kämp koast (wofür heute nur Krämp — s. Kramp).
Kamp- -eisen N.: «Gerät des Küfers» (zum Einsetzen des Bodens von Fässern in die Rille zwischen Guergel — II/S. 89 — und Faßinnerem); -fudder N.: 1) «Wandtasche aus Pappe, mit Stoff überzogen, mit Stickereien verziert, oft aus mehreren Fächern bestehend, worin Kämme, Kleiderbürsten, Briefschaften, Zeitungen aufbewahrt werden (oder wurden)», hing meist neben dem Spiegel, war oft mit einem bunten Wandkalender verbunden; 2) «Brieftasche» — dafür heute meist nur noch Portefeuille (zwischen beiden Wörtern gelegtl. die lok. Kompromißform Kampfell); -këssen N.: 1) «Kissen an der Weidenhotte» (am unteren Teil des Hottenkammes — s. Kamp sub 2/b — um den Rücken der Tragenden zu schonen); 2) «Kissen am Pferdekummet»; -rad N.: «Zinken-, Kammrad» (s. das Simplex Kam, Came) — das große Kamprad im Innern der Mühle an der Achse des Mühlrades setzt über ein anderes Zahnrad die Mühlsteine in Bewegung; -raadslach N.: «Kammgrube, Vertiefung in welcher sich die Kammräder bei unterschlächtigen Mühlen befinden».
Cap (wie frz.) M.: «Lager» (Campingsplatz, Pfadfinder-, Manöverlager); dazu die Abl.: campéieren (kAm-, kεm-, kÃm/peiərən) intr. Verb.: 1) «zelten, in einem Zelt übernachten» — mir gin op d'Sauer c.; 2) «sich längere Zeit, bes. verbotenerweise aufhalten»; Camping (meist /kεm:piŋ) M.: «das Lagern, Übernachten in Zelten, Zeltlagern» — d'Scoute gin op de C. — dës Vokanz maache mer nëmme C. — 't as um C. geschitt; Campingsplaz F.: «Zeltplatz».
Kampaanjen F.: 1) «Feldzug»; 2) «Erlebnisse, Abenteuer» — e ka stonnelaang vu sénge K. verzielen (in dieser Bed. häufig als Kollektivum im Pl. verstanden und gebr.).
Kampecht (lok. Ostrand -picht) F.: «Kindbett» — Folkl.: d'Fra däerf nët freides an nët sonndes aus der K. opstoën, d'Hiewan widderrréit et — erster offizieller Ausgang der Mutter früher erst nach sechs Wochen, und zwar zunächst zur Aussegnung in die Kirche, wobei die Hebamme sie begleitet; auf dem Muttergottesaltar bringt sie als Stolgebühr ein zu Lichtmeß gesegnetes Wachslicht dar, nebst einem Paket Kerzen (ehemals einem Hähnchen); vor der Aussegnung mußte die Mutter in der letzten Bank zur Frauenseite [Bd. 2, S. 276] Platz nehmen, wo sie vom Priester abgeholt und zum Altar geleitet wurde (cf. dazu etwa Leviticus 15, 16-30) — von einer in kurzem Abstand erneut Schwangeren heißt es: ma 't war dach eréischt an der K.
Kampech(t)sféiwer F.: «Kindbettfieber». | |