| -péng (zwei Belege an der Our im Dt. Wortatlas III); ech hun de Kapp wéi oder ech hu K. — ech hun e K. et (en) as nët ze häerden; Volksmedizin: d'Mamm huet en Duch an Esseg gezappt, an äis dat ëm d'Stir gebonn, dat huet de K. verdriwwen — porjéier emol gutt, da vergeet der de K. — in einer Reihe Kirchen und Kapellen des Landes werden noch heute eiserne Reifen mit einem Kreuz oder einem Aufbau von zwei sich kreuzenden Eisenbändern aufbewahrt, die von Pilgern aufgesetzt wurden zu dem Zweck, Kopfschmerzen zu verhindern oder zu vertreiben (belegt aus Bech/Echternach, Berdorf, Bous, Buschdorf, Dönningen, Helperknapp, Johannisberg, Liefringen, Luxemburg, Mamer, Marxberg-Longsdorf, Mösdorf, Nocher, Oberfeulen, Schengen, Schoos, Simmern, Wormeldingen — cf. Ad. JACOBY, Jahrbuch 1929, S. 106 ff.); -zich F.: «Kopfkissenüberzug» — e kräischt an d'K. (verborgener Kummer) — ähnlich: eng K. voll kräischen.
kappeténgesch Adj.: = kabberdéngesch (s. d.).
Kapp(e)libunzel Kapp(e)labunz (lok.) M.: 1) «Purzelbaum» — Nordösl.: märr han de K. geschlon, riit de Rambli raf (wir haben den Purzelbaum geschlagen, den ganzen Abhang hinunter) — dafür weitgehend: Koppelabunz F. (s. d.); 2) lok. Kinderspr.: «Echo» — meist: Kapp(e)libunz(e)li.
kappen trans./intr. Verb.: 1) «in Stücke hacken, den Boden auflockern u. das Unkraut aushacken» (mit dem Häl, Heel II/131) — mir gin d'Grompere k. (den Kartoffelacker aufhacken) — die verschiedenen Stufen des Behackens der Weinberge: kappen, haën, réieren, schären (an der Sauer: zuerst groawen dann kappen); dazu gelegtl. das Subst.: Kapp F.: «Behacken (bes. der Reben)» — déi éischt K. as an de Reen gefall; 2) «die (Ast) Spitzen abhauen»; 3) in die Nähe von kapores u. kapott gerückt, in der Ra.: e geet geschwë k. er wird bald sterben — beim Kartenspiel: géi kappen (du bist verloren) — e geet k. (er wird bald verlieren); 4) lok. spaßh.: «einen derben Wind ablassen».
Kappert M.: 1) «Nachharke, Gartenhacke» — s. Häl; 2) «Arbeiter, der das Kappen im Weinberg besorgt»; 3) neuerdings: «landwirtschaftliche Maschine zum Behacken des Bodens, Hackpflug».
Caprice, Kapriss bisw. Kapritz (wie frz.) M.: 1) «Laune» — dat sin erëm sénger Kaprissen — in dieser Bed. lok. auch F.: sénger Kaprissen eng; 2) «Tücke» — déi Saach huet méi Kapritzen wéi der vill mengen; 3) «Neigung eines jungen Mannes zu einem Mädchen» — en huet e K. op hatt (so Wb. 06 — heute kaum noch üblich); 4) «das bevorzugte Mädchen selbst» — sprichwörtlich geworden, aus dem Dicksschen Singspiel Op der Juegd: Liss, du mäi K. — d'Meedchen as nun [Bd. 2, S. 291] eemol säi C., wat wëlls de hun; dazu die Abl.: kapritzeg, capriciéis Adj.: 1) «launisch» — d'Wieder as k.; 2) «schwierig» — eng k. (= kniwweleg) Aarbecht; Kapritzegkeet F.: «Launischkeit» — en as voller Kapritzegkete wéi den Iesel voller Fierz.
Kapsel F.: «Kapsel» (in allen hochsprachlichen Verwendungen); dazu die Abl.: kapselen trans. Verb., und die Verbadj.: verkapselt, zougekapselt.
Kapselbloum (lok. etwa Vianden) F.: «Herbstzeitlose».
Kaputz (lok. Kabutz) F.: «Kapuze» (am Mantel) — cf. Kapisch, Kapusch.
Kaputzemännchen M.: 1) Ga.: «kleiner Knirps»; 2) Wb. 06: «Erdmännchen».
Kapwëller (-weller, -weiler) ON.: «Kapweiler» — Gem. Saeul, Kant. Redingen — 297.
Kar I (lok. phV. cf. Ltb. 2 — Pl. Karen — Dim. Käerchen s. d.) F.: 1) Bauernspr.: «der zweirädrige Karren» (für alltägliche Fuhren und Arbeiten, etwa zum Mist-, Runkelrüben-, Schuttfahren) — im Ggs. zum vierrädrigen Won (s. d.) — im Nordösling ist Teimer vorgezogen; Teile des Karrens: Bett, Gestell (zum Einschirren des Pferdes), Beem (Balken des Gestelles), Brieder, Fomett (Seitenwände), Mekanik, Manik (Bremse) — d'K. as ze vill viijhenzeg (no vir) gelueden, d'Päerd huet de ganze Laascht um Bockel — d'K. huet Iwwerlaascht no vir (no hannen) — d'K. huet opgebutscht (hat nach hinten ausgekippt) — d'K huet emgehäit, well se schlamm (schëpp) geluede war — d'K. as iwwerlueden — d'K. schléit, stuckelt, kraacht rabbelt, rubbelt, jiipst (schlecht geschmiert) — als Maßbezeichnung: bréng mer zéng Kare Mëscht — eng K. voll (ähnlich: en Teimer voll) — in mannigfacher übtr. Bed. in den Raa.: hie leet et op eng aner Kar (er deutet es verkehrt; er will es nicht verstehen) — du däerfs et nët gläich op déi K. lueden (du darfst es nicht so deuten, nicht mißdeuten) — do steet (läit) d'K. am Dreck (jetzt sind wir in Verlegenheit; wir wissen keinen Ausweg; hier liegt die Schwierigkeit) — kraache (gebrache) Kare fueren (gin, daueren) am längsten (krachende Karren, d. h. kränkliche Leute werden am ältesten) — anders: gebrache Kare fueren am längsten, wann nët op se geluede gët — dat gehéiert op eng aner K. oder: da's eng aner K. Holz (das ist etwas anderes) — en as mat enger K. duurch eng Baach gefuer (sein Handeln hinterläßt keine Spur; oft vom Geschlechtsverkehr) — du kanns mat enger K. derduurch fueren (von einer auffälligen Lüge, einer wohlfeilen Dirne) — ze laang fir op eng K., ze kuurz fir op e Won — en huet d'K. hanne vir ugespaant (er hat die Sache verkehrt angepackt) — du häss hie sollen uspanen, amplaz selwer un der K. ze deien (du hättest seine Hilfe beanspruchen sollen, anstatt allein vorgehen zu wollen) — Echt.: en Kouer as en Oart Kutsch (= besser schlecht gefuer/geridden wéi zu Fouss gaangen); 2) «zweirädriger Handkarren» (meist Käerchen; cf. auch Jabel) — e fiert mat der K. op der Gare (er ist bei der Gepäckabfertigung, Gepäckträger am Bahnhof) — viru mat der K. (vorwärts — ganz allg.); 3) «altes, schwerfälliges, unmodisches Gefährt» (Fahrrad, Auto) — déi al K. geet nach ëmmer — bisw. übtr. von alten Menschen: 't as eng gebrache Kar., e geet nët méi laang mat; 4) verächtlich: «altes Weib, feile Dirne» (fast immer mit dem Adj.: al); 5) veraltete Bedeutungsverengung: «Schinderkarren» — säi Papp as nach mat der K. gefuer (war noch Schinder — Beyern).
Kare(n)-/Kar- -bam M.: «Wagenbalken» (cf. -gestell); -bett N.: «Karrenkasten»; -faart, bes. in der Echt. Var. Kouerfoart F. = Karecht (s. d.); -voll F.: = Karecht (s. d.); -gestell N.: «die beiden Balken, in welche das Pferd eingeschirrt wird».
Karecht (lok. -icht, Echt. Kouericht) F.: «Karrenladung, Karrenfuhre» — übtr.: gëf em nach eng K. an (Prügel).
Kar II (ka:r gelegtl. überlang kaar — lok., in Stadtlux. u. a. Kuer, im südlichen Gutland dafür weitgehend Koar, am Ostrand um Echt. Kor, Koer — im Ösling, nördlich einer schematischen Linie Bauschleiden-Bockholtz (Wiltz) - Schlindermanderscheid-Wahlhausen-Hosingen-Rodershausen gelten die Var. Kueren, Kuorren, Kuarren, Kuerren) N.: 1) nur vereinzelt, bes. im Gebiet der oberen Sauer, gilt die alte allgem. Bedeutung: «Getreide» (auf dem Halm und gedroschen), wofür weitgehend sonst Fruucht (s. d. I/417) gebraucht wird — die alte Bed. schimmert noch durch in Komp. wie: Karblumm, -bock, -mësch, -schnatz (s. d.), sie gilt noch im 11. Jh., nach dem Zeugnis des Echternacher Cod. [Bd. 2, S. 292] Par. 9344: korna farra, corne farre; 2) allg. im Ösling wie im Gutland gilt die Bed.: «Roggen» — nur das obere Sauergebiet gebraucht in dieser Bed. Fruucht (was I/418 als lok. Sonderbedeutung nachzutragen ist — und zwar wird hier nach Camille SCHMIT, Volkssprache und Wortschatz des Belgischen Sauertals, Liège 1951 S. 271 unterschieden: Mäerz- oder Summerfruucht, die im Frühjahr gesät wird und Heerscht- oder Waunterfruucht, die im Herbst gesät wird), der Tatbestand wird für ein geschlossenes Gebiet von der Sprachgrenze bis etwa in den Raum von Bourscheid spitz zu laufend bestätigt durch den Dt. Wortatlas IV (Karte «Roggen»), der hier die Leitform Fruucht angibt — ähnliche Verhältnisse zeigen sich in mehr oder weniger starker Streuung im gesamten Westen bis an die Südgrenze des Kantons Esch; der alte Name von Secale L. (ahd. rocko) ist heute als Simplex (Wb. 06: Racken — s. d.) nicht mehr zu belegen, wiewohl er als roco auf fol. 42 b unter den Pflanzennamen des Echternacher Cod. Par. 9344 steht (heute nur in den Komp. Rackebrout, Rackemiel, Rackestréi — s. d.) — et steet wéi den aarme Leiden hiirt K. (etwa auf den Haarwuchs bezogen) — déi dreiwen d'Véi an d'K. (sie leben verschwenderisch) — Bauernregel: D'K. an d'Moll, de Weess an d'Scholl, d'Huewer an de Pull, setzen de Bauer op de Stull (wenn der Bauer den Roggen in lockeres Erdreich, den Weizen in scholligen Boden und den Hafer bei Regenwetter sät, so kann er auf eine gute Ernte zählen) — ähnlich rät Rodange in Dem Léiwäckerche säi Lidd: K. a Wëllker gin a liichter, Ma de Weess a stäifer Scholl, Koul a Geescht déi man Gesiichter, Stin se nët a fetter Moll — ech haën der eng, datt s de mengs, d'K. misst an d'Boxe goën (s. Box sub 2 I/140), ähnlich: d'K. géing an Éigen, an dat honnert Mol an der Minutt; 3) als M. gebr. für Karbranntewäin, Karschnaps (s. d.), als F. für Kardrëpp (s. d.), als N. für Karschnatz (s. d.); 4) gellegt Kar «Reinroggen», im Gegs. zum Mëschler (im Herbst mit Weizen gesät); Kinderreim: Maische, Mais-che (Bauer, Bauer), bréng ons Kuer, D'Kuer gi mir dem Mëller, De Mëller mécht ons Miel, D'Miel gi mir dem Bäcker, De Bäcker mécht ons Brout, D'Brout gi mir den Hénger, D'Hénger leën ons Eër, D'Eër gi mir verkafen, D'Dubbele gi mer versaufen; 5) dronke K.: a) «Mutterkorn»; b) «Taumellolch» (s. I/230).
Kar-/Kuer- -aacher F.: «Ähre» — cf. auch das Simpl. Aacher, Syn. sub Acher I/13; -blumm F.: 1) «Kornblume, Centaurea Cyanus» — gelegtl. auch blo K.; 2) «Kornrade, Agrostemma»; 3) bisw.: rout K. «Klatschmohn» (im Gegs. zu 1), auch: Funne-, Feierblumm, Hunnekapp; der rote Klatschmohn u. die blaue Kornblume werden mancherorts unterschiedslos Karblumm genannt; -bock M.: 1) «Kornwurm, Sitophilus granarius» — dafür auch Krid(d)el, Kriw(w)el, Scharotzel (Red.); 2) «Dreschbock» — früher wurde das Korn entweder mit dem Flegel (s. Fläel) gedroschen oder (bei kleinen Leuten) ausgeklopft (geklappt): man nahm einen Büschel in beide Hände und schlug den Ährenteil auf ein vierbeiniges Holzgestell — auch Plauschbock —, auf diese Weise wurde das Stroh nicht geknickt u. nicht gemengt, sondern konnte zu Schief (s. d.) gebunden werden und nun zum Anfertigen von Strohseilen und zum Dachdecken dienen — lok.: «Sensenstiel mit 4 Holzzähnen» (cf. bauschen I/77); 3) lok. bisw.: «Haussperling» — s. -mësch; -branntewäin M.: «Kornbranntwein» — dafür auch einfach Kar (sub 3); früher wurde bei magerer Kornernte das Abbrennen von Korn zu Schnaps verboten; -brout N.: «Roggenbrot» — dafür bisw. noch Rackebrout (lebendig vor allem in Familiennamen) allgem.: schwaarz(t) Brout; -buedem M.: «Boden, in dem der Roggen gut gedeiht»; -butsch F.: «Haussperling» — s. -mësch; -drëpp F.: «Gläschen Kornschnaps» — wofür auch Kar (sub 3); -kaff(é)i M.: «aus Korn gebrannter Kaffeersatz»; -mantel M.: «Klatschmohn» — lok. auch: -bäntelchen, -mantelsblumm F.; -mësch F.: «Haussperling, Passer domesticus» — dafür auch: das Simplex Mësch u. das Dim. Karmëschel(chen) (auch -mëscht, -mëtsch) sowie die Komp. -bock, -butsch, frësser, -stächer, -hengscht, -louder dann auch Daach- und Grovillchen, Mauervull, Mëschtnéckel, sowie neuerdings weitgehend Spatz (Wb. 06 übersetzt -mësch mit «Bergsperling» und -mëschel mit «Haussperling») — es handelt sich [Bd. 2, S. 293] nach FRINGS, Germania Romania S. 178 (sub muscio) um ein Lehnwort der «niederrheinischen Germania Romana»; der älteste luxemburgische (und zugleich ahd.) Beleg steht auf fol. 42 b des Echternacher Cod. Par. 9344 als muscha passer; -matt F.: «Mehlzünsler, Asopia farinalis» (Motte); -miel N.: «Roggenmehl» — wofür veraltet auch noch: Rackemiel; | |