LWB Luxemburger Wörterbuch
 
Kascht bis Kasseroll (Bd. 2, Sp. 298a bis 300a)
 
Kascht II M., nur in Ortsnamen: «Befestigungswerk» (Kastell) — cf. Verluerekascht (I/343) und Kaaschtel, Kaassel(t) — volksetymologisch mit Kascht I in Verbindung gebracht: «Als gegenüber der Burg Fels die Maurer beschäftigt waren, den Wachtturm, der diesen Namen führte, zu bauen, hatte eine Frau das Unglück, mit dem Mittagsmahl, welches sie den Arbeitern brachte, zu stolpern. Die Töpfe fielen auf die Erde, flogen in Scherben, und verloren war die Kost . . .» (so schon bei Ed. de la Fontaine, Lux. Sagen u. Legenden); tatsächliche Bed.: «verlorene, d. h. bei Angriffen aufzugebende Befestigungsanlage».
 
Kaschtel ON.: s. Kaaschtel, Kastell.
 
kaschten (lok. phV. des Tonvok. 33, des Konsonantismus 24) intr. Verb.: «kosten» — und zwar: 1) eigtl.: «Preis haben, wert sein» — dat kascht mir ze deier — 't kascht jo näischt (spottbillig) — wivill (wat) k. är Äer? — wat näischt kascht, dat daagt (och) näischt (nët vill) — dat kascht vill Geld — du kanns engem och Bonjour soen, dat kascht näischt — héiflech si kascht näischt, ma 't bréngt vill an — d'Probéiere kascht näischt — ech wäerd em scho soë wat de Botter kascht (ich werde ihm meine Meinung gründlich sagen, auch: wat d'Bire kaschten) — e freet nët wat et kascht (er drückt sich am Zahlen vorbei; aber auch: es ist ihm nicht leicht etwas zu teuer) — e léisst sech et eppes k. — an deem Butek gës de gewuer, wat d'Pond kascht; 2) übtr. mit einem Objektsakkusativ (also wie ein trans. Verb.) gebr.: «verlangen, verursachen, verbrauchen» — ëmesoss as der Doud, an (ma) dee kascht (d'Leit) d'Liewen (an hiirt schéint Geld) — 't kascht mech mäi Geld, méng (schéi, gutt) Suën (ich habe es nicht geschenkt bekommen, ich trage allein die Kosten, daher: es geht niemand was an) — du kaschts mech d'Aën aus dem Kapp (verursachst mir hohe Ausgaben) — 't huet mech méng léif Méi kascht, ounéi mäi Geld a méng Zäit — a kascht et mech mäi bescht Päerd am Stal (dee beschte Këpp Land, mäin halleft Verméigen), sénger Frechheet muss en Enn gesat gin (und koste es mich . . .) — abfällig: (ma) dat do huet Méi kascht (das hast du nur mit Mühe zustande gebracht) — auch: 't huet Kappbrieches, -krazes, Krämp, Péng kascht — Echt.: esu eppes kënnt äm Prisong koasten (das könnte einem Gefängnis einbringen) — beschwichtigend: et wäerd dech (seltener dir) de Kapp nët k. — wat déi Kanner (ee) k. (Kosten verursachen) — dat kaascht och nach nët alles (ist noch erschwinglich) ähnlich: d'Geld nët all, nët all Geld.
 
Case (wie frz.) F.: 1) «Fach, Abteilung» (= Gefaach II/24) z. B. von Flaschengestellen, Geschirrschränken, Schubladen usw.; 2) «Feld auf einem Schachbrett, in einer Tabelle»; 3) Postspr.: für Case postale «Postfach»; 4) Buchdruckerspr.: «Schriftkasten» — in dieser Bed. dafür auch: Casse F., wozu die Dim.: Casseau M.: «halber Schriftkasten, kleiner Kasten für Spezialsorten (etwa Bruchziffern, mathem. Zeichen) oder Einfassungen»; Cassetin M.: «ganz kleiner Schriftkasten, Ziffernkasten, Kasten für eine Sorte Linien» — in dieser Bed. bisw. dafür auch Kast M.
 
caséieren trans. Verb.: «unterbringen» (bes. wo es schwierig ist) auf Unterkunft, Arbeitsplatz bezogen — hätt hie säin ondugene Bouf nach gutt caséiert (hätte er gut eine Stellung für seinen mißratenen Sohn gefunden) — ech kréie méng Bicher nët méi caséiert — d'Meedchen as gutt caséiert (gute Stellung, gute Heirat, gut aufgehoben im allg.) — 't koumen der esou vill, si krute se nët all caséiert — deen do wär emol caséiert — deen hätte mer (elo) caséiert.
 
Kasel F.: «feierliches Meßgewand».
 
Kaselettchen F.: s. Cassolette.
 
Kasematt, meist im Pl. Kasematten F.: 1) «schußsicherer Gang, Raum in Befestigungswerken» — vor allem in Stadtluxemburg.: «unterirdische Räume der alten Festung Luxemburg»; 2) spaßh.: «Weinkeller» (im bes.: «Lagerplatz der besten Weine») — looss mer an d'K. klammen (eine auserlesene Flasche aus dem Keller holen); 3) spaßh. für «Bett» — elo geet et hell ewech an d'Kasematten [Bd. 2, S. 299] (schnell ins Bett) — en huet d'Fra alt erëm an der Kasematt leien (im Wochenbett).
 
Kaseweck (Ton: 1) M.: 1) «lose von den Schultern herabfallendes Frauenwams, leichte Überjacke der Frauen und Mädchen, weite Bluse»; 2) «Ärmelleibchen, Nachtjacke» — tadelnd: 't leeft nach mëttes am K. doruechter; 3) abschätzig: «altmodisches, absonderliches Kleidungsstück» — das aussterbende Wort gilt im Westen in einem geschlossenen niederländisch- wallonisch- luxemburgisch- westdeutschen Gebiet, das W. PEE, Orbis II/1953 S. 484 beschreibt (aus dem Slavischen); 4) übtr.: ee mam K. huelen derb zugreifen, aufrütteln; cf. auch Kasack.
 
Kasi M.: «Rechtsfall, Streit» — do hätte mer bal K. matenee kritt — en huet nach näischt um K. (s. d. folg.) — si hun dee gréisste K. mateneen — auch: Kasis N.
 
Casier (wie Frz., Ton: 1) M.: 1) Gerichtsspr.: «Strafregister» (für das vollständigere: Casier judiciaire) — ech hun näischt um C. (s. d. vor.) — säi C. as propper; 2) in der Weinkellerei: a) «Flaschengestell, im Kellergewölbe aus Ziegeln gemauert»; b) «transportabler, eiserner Flaschenschrank»; zu Bed. 1 das Komp.: Extrait (Ton: 1) vum C. M.: «Strafregisterauszug».
 
Casino (kA/sino·) M.: «Kasino» (wie hochsprachichl) — z. B.: 1) «Speiseund Aufenthaltsraum für Ingenieure der Industriezentren»; 2) «Festsaal des Mondorfer Staatsbades»; 3) Ehnen: «Vereinssaal» (sehr altes Gebäude); 4) Stadtlux.: «Bürgerkasino in der Liebfrauenstraße» (Sitz der anonymen Gesellschaft gleichen Namens — bis 1957) — e verkéiert am C. (ist exklusiv); dazu das Komp.: Casinosbal F.: «Ball im Bürgerkasino»; 5) veraltet in Stadtlux.: «ehemaliges Offizierskasino am Anfang des Eicherberges» — die heute offiziell Côte d'Eich genannte Straße heißt daher noch volkstümlich Casinosgaass F. (dasselbe Gebäude hieß auch versoffene Rousekranz und Bi(t)z — s. d. I/114); 6) «Casino des Eisenbahnerverbandes» (Bonneweg); 7) Echt.: Casinosgouert M.: «Stadtpark» (früher Abteipark; darin ein Rokokopavillon, der bis 1867 den Offizieren des Echt. Jägerbataillons als Casino diente).
 
Kasko M.: «Versicherung des Beförderungsmittels gegen alle Risiken» — oft wird in der Vorstellung des Sprechenden Versécherong ergänzt, daher F.: ech hun eng voll K. op den Auto geholl — spaßh dafür: Cassetout.
 
Kaspar männl. Vorn.: s. Ga(a)sper, Kasch(i).
 
Kasperlek, Kasperlénk M.: 1) «Kasperle» — Hauptfigur des österreichischen Puppenspiels; 2) «Puppenspiel» — op der Fouer as och e K. — si hu K. gespillt; auch: Kasperléksthiater M.; 3) allg.: «Hanswurst» — wat bas du emol e K. — en huet erëm de K. erausgehaang — tadelnd: du K.!
 
Casque (wie frz.) M.: 1) «Helm» — etwa: Stahlhelm des Soldaten, Sturzhaube d. Motorradfahrers, Schutzhaube des Fechters; 2) Frisör: «elektrische Trockenhaube»; 3) Telegraph, Radio: «doppelter Kopfhörer».
 
Kass I F.: «Mütze» (cf. d. vor. u. frz. casquette).
 
Kass II M.: 1) «Kies» — dafür in dieser Bed. meist Kräss, Kräsi (s. d.); 2) «leichter, angeschütteter Boden» — in dieser Bed. dafür in Echt. und lok. Kast — Gromperen aus dem K. daachen nët vill; dazu das Adj.: kastig (Echt.) «aufgeschüttet, angeschwemmt» — kastige Boadem.
 
Kass III Interjekt., im Kraftwort: non di Kass!
 
Kassatioun(sgeriicht) F. (N.): «Kassationsgerichtshof» — si gin (sin) a K.
 
Casse (wie Frz.) F.: «Bruch von Glas, Porzellan usw.» — hie muss fir d'C. opkommen (die Verantwortung übernehmen) — übtr.: dat elo gët C. (= Kaméidi sub 2) — all mäin Drénkgeld goung an d'C. (Kellnerspr.); cf. auch Case sub 4 (für die Buchdruckersprache).
 
Casse- in Komp. aus dem Frz.: -cou M.: 1) «gefährlicher Ort, halsbrecherische Angelegenheit, Vorrichtung»; 2) Turnerspr.: «Überschlagung des Körpers in der Luft» (aus dem Stand oder vom Reck herunter); -croûte M.: «kleiner Imbiß»; -tête (Ton: 1 oder 2) M., dafür auch Kastéit (lok. Süden Kaschtéit) F.: «Totschläger» — dafür auch: Doutschléier; -tout M. (F.): spaßh. (oder fälschlich) für Kasko (s. d.).
 
kasséieren I trans. Verb.: «kassieren», und zwar: 1) «absetzen, entlassen» (bes. beim Militär); 2) Gerichtsspr.: «(ein Urteil) aufheben» — dazu Kassatiounsgeriicht.
 
kasséieren II trans. Verb.: 1) «(Geld) einkassieren»; 2) übtr.: «(Prügel) [Bd. 2, S. 300] über sich ergehen lassen» — Boxsport: e kasséiert gutt (er hält gut stand — absolut) en huet d'Ouerfei (oder einfach: se) kasséiert, ouni e Wuert ze son — häufig daneben: akasséieren, encaisséieren.
 
Kasselplaz F. lok. Waldbillig etwa = Kaaschte(l)plaz.
 
Kasseroll (Ton: 1) F.: «metallener Topf mit einseitigem, stielähnlichem Metall- oder Holzgriff» (heute durchgängig aus Aluminium — mit Ausgußschnabel u. Öse am Griffende, zum Aufhängen) — Ga. vermerkt das Wort nicht (trotz seiner Vorliebe für frz. Lehnwörter), Wb. 06 übersetzt: «Schmorpfanne» (so auch FOLLMANN, Wb. der dt.-lothr. Maa. 1909, S. 278: «1. Blechtopf — 2. Pfanne mit Stiel, Schmorpfanne») — was heute in Luxemburg mit Kasseroll gemein ist, entspricht durchaus der im «Nouveau Petit Larousse Illustré» abgebildeten frz. casserole, findet aber bezeichnenderweise weder unter allen im Rh. Wb. IV/245 beschriebenen «Kasserollen» noch in den einschlägigen Abbildungen des deutschen Sprach-Brockhaus eine Entsprechung; cf. dagegen Digel I/209, auch: Schwanzdigel.

 

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