LWB Luxemburger Wörterbuch
 
Kauneref bis Caven (Bd. 2, Sp. 303b bis 306a)
 
Kauneref ON.: «Kaundorf» — Gemeinde Mecher, Kant. Wiltz — 100.
 
Kaunitz (Ton: 1) M.: 1782 an der ganzen Obermosel dem schlechten und sauren Wein dieses Jahres beigelegter Spitzname (Anspielung auf den wegen seiner Fiskalpolitik beim Adel und der höheren Geistlichkeit unbeliebten Reichsfürsten Wenzel Anton von Kaunitz-Rietberg 1711-1794, der seit 1753 Hof- und Staatskanzler und seit 1756 niederländischer u. italienischer Kanzler war); ähnlich wurde der schlechte Wein des Jahres 1866 Bismarck (dies I/114 nachzutragen) genannt; cf. auch Garibaldi sub 2.
 
Kaup (Dim. Käipchen) F.: 1) «Frauenhaube aus Tuch von altmodischer Art» (tief in den Kopf gezogen und eng anliegend — bes. «Nachthaube») — ech loosse mer d'K. nët iwwer d'Aën zéien (ich gehe nicht so leicht auf den Leim); 2) «Federbüschel am Kopfe einiger Vögel» — dazu das Adj.: kaupeg (s. d.) — in dieser Bed. häufig bes. das Dim. Käipchen (ähnlich auch: Häip sub 4/c); 3) «schwarzer Belag an Pferde- oder Saubohnen» (cf. Kap sub B, 4) — Boune mat Kaupen — d'Boune sin nach nët zeideg, se hun nach keng Kaupen (cf. Kauperten).
 
Kaupaasch M.: «in Weiler zum Turm nennt man so ein erwachsenes Mädchen, das sich am Pfingstmorgen verschläft. An diesem Tage stellen die Burschen schon ehe der Tag graut, vor den Häusern, in welchen heiratsfähige Mädchen wohnen, Spottsträuße auf, die aus Dornen und allerhand Kraut gebildet sind. Die Mädchen machen sich ihrerseits früh aus den Federn, um das unwillkommene Angebinde zu entfernen, bevor ein anderer Dorfbewohner es gesehen hat; geschieht es nicht beizeiten, so singt man ihnen die Spottverse: Kaupaasch, Botterzopp, [Bd. 2, S. 304] En aner Joer d'Päischte méi fréi op» (Wb. 06) — in diesen Spottversen bezeichnet Kaup- offenbar die Nachtmütze (cf. Schlofhauf); HESS, Vk. S. 267 berichtet im Anschluß an Ed. DE LA FONTAINE, Sitten und Bräuche S. 50 ff.: «Frühmorgens belauern die jungen Burschen die spät aufstehenden Mädchen und schmücken deren Schlafkammerfenster mit Brennesseln, Dorngestrüpp und Ginster, unter dem Ruf: Kaupaasch, Birenaasch usw.»; der Brauch ist heute ausgestorben.
 
kaupeg Adj.: «gehaubt» (von Vögeln), im bes.: k. Léierchen «Haubenlerche, Galerida cristata» (dafür auch Glacisléierchen — s. d.), k. Mäs/Mees «Haubenmeise, Parus cristatus».
 
kaupen trans./intr. Verb.: «treten» (vom Federvieh) — meist dafür käipen I (s. d.).
 
kauper (lok. Mosel, etwa Machtum) Adj.: «böse, streng, zanksüchtig» (von Frauen) — deen huet eng k. Fra; cf. auch schamper.
 
Kauperten Pl. M.: «reife Sau- oder Pferdebohnen mit schwarzen Belägen» (cf. Kaup sub 3).
 
kauscher, ko(o)scher Adj.: 1) «nach dem jüdischen Gesetz in Ordnung, rein» (bes. was Fleischspeisen anbetrifft); 2) «geheuer, normal, regelrecht» — 't war (mer) nët k., soën ech — ech mengen, deen do as nët k. —vorzüglich in neg. Raa. — Ga. übersetzt: «gut, echt».
 
Kaut IF.: «Grube, Wühlloch» (dafür: Kautsch — s. d.) — selten neben dem allgem. Kaul (s. d.) — möglicherweise in den beiden folg. Komp.
 
Kaute- -baach ON.: «Kautenbach» — Gem. Kautenbach, Kant. Wiltz — 115 (cf. MEYERS, Siedlungsgesch. S. 85 — cf. auch sub Kauzekapp die unverschobene nordösl. Var.) — de Kautebaacher Stolz an de (Schlënner-) Maneschter Gesank, en as wuel schéin, ma dauert nët lank; -wier(e)k N.: «Fachwerk (bes. im Dachgeschoß) alter Bauernhäuser» — dafür auch Batzewier(e)k (dies I/74 nachzutragen — cf. «Bitz» III im Rhein. Wb. I/727), Gewéckels (zu II/42 nachzutragen) u. Wéckelsprëss (s. d.); die Balken waren seitlich mit Rillen, Vertiefungen (Kauten) versehen, in die Sprossen (Sprëss — s. Sprass) eingelegt wurden, jeder Sproß wurde mit ziemlich geordneten Strohhüllen umwickelt, die in ein Gemisch von Kalk, Lehm und häufig auch Kuhhaaren eingetaucht worden waren, dieses Kautewier(e)k brannte sehr schwer.
 
Kaut IIF.: «Tausch» — lebendig nur noch in Familien- u. Hausnamen, und in den beiden folg. Abl.
 
kauten intr. (bisw. trans.) Verb.: «Tauschhandel betreiben» — dazu: verkauten «vertauschen».
 
Kauterer, Kauderer M.: «Kornjude, Kornwucherer» — cf. auch: kauderen.
 
Kautsch I (Dim. Käitschelchen) F.: 1) «als Lager dienende Vertiefung, Mulde» — den Hond hat sech eng K. an d'Stréi gemat (trifft sich heute gelegtl. mit Kautsch II) — auch in Komp.: Huesekautsch «Hasenlager»; 2) Landwirtschaft, Gartenbau: a) «Miete» (in welche Kartoffeln, Runkelrüben, Möhren für den Winter eingelegt werden) — cf. Kaul sub 6/a; b) «Mistbeet» (cf. Kaul sub 6/b) — mer hun d'K. emol nach nët geséit (wir haben das Mistbeet noch nicht eingesät) — mir hu schon d'Zalot an der K.; c) «windgeschütztes, überdecktes Beet im Garten» (cf. Zär) — falsch K. «kaltes Beet»; 3) beim Fachwerk und beim früheren Plafonnieren: «Längsrille in den Balken, in die Wéckelsprëss eingefügt wurden» (cf. Kautewierek); 4) Maurerspr.: «Mörtelgrube» (lok.).
 
Kautsche- (zu dem vor. sub 2) -buedem N.: «schwarze Mistbeeterde»; -fënster F.: «Mistbeetfenster»; -grond M.: «Düngerde»; -planz F.: «Treibhauspflanze».
 
Kautsch II, Couch (wie engl.) F.: «Liegesofa» — e läit de ganzen Dag mam faulen Aasch op der K. (gelegtl. affektiert in französischer Aussprache kuS) — trifft sich mit Kautsch I sub 1 in Raa. wie : lo gi mer an d'K. (ins Bett) — wann et esou kal as, kënnt ee muerges schlecht aus der K.
 
Kautschu M.: 1) «malayischer Milchbaum, Urceola elastica» —(so Wb. 06 — bekannt sind hierzulande als Zierund Zimmerpflanzen die sub Gummi(s)bam erwähnten Pflanzen); 2) «Kautschuk» — mäi Kapp as nët aus K. (wenn man geschlagen, angestoßen wurde); 3) «Gegenstände aus Kautschuk» — im bes. a) «Gummischuh» — de Schnéi geet of, donk déng Kautschuën un — in dieser Bed. gelegtl. auch: Kautschong M., Pl. Kautschong(en); [Bd. 2, S. 305] b) «Gummisohle, Gummiabsatz; c) Gummiunterlage» — ech hun em nach zu dräi Joer missen e K. an d'Bett leën; d) «mancherlei Gummiteile an Geräten und Maschinen» — de Krunn (Wasserhahn) rënnt, 't muss en neie K. dran (cf. im übrigen auch Gummi und die dazugehörigen Komposita, die alle mit Kautschus- gebildet werden können).
 
Kautschusmännchen M.: 1) «Gummimännchen» (Kinderspielzeug); 2) «gelenkiger Kerl» — en as de rengste K.; 3) übtr.: «charakter-, willenloser Mensch».
 
Kauz I (Pl. Käiz, selten Kauzen, Dim. Käizchen — s. d.) M.: 1) gelegtl. Bez. für a) «Steinkauz, Athene noctua» — wofür meist das Dim. Käizchen, sowie Doudevull, Doud(e)svull (I/218) und kleng Eil/Échel; b) «Waldkauz, Strix aluco» — wofür häufiger: Kazekapp, Bam-, Bëscheil (gelegtl. auch nur das Simplex Échel); c) «Turmfalke, Falco tinnunculus» — (meist: Kréchel); 2) «kleiner (Köder-) Fisch, mit schleimigen Schuppen, der sich in Bächen unter Steinen verbirgt, etwa fingerlang, cottus gobio» — bisw. auch: Kutz; 3) «Kaulquappe, der junge, noch mit Schwanz versehene Frosch» — lok. dafür: Schongnol — in den Bed. 2 und 3 auch das Komp. Kauzekapp (s. d.); 4) übtr.: «Sonderling, Einzelgänger, launischer Mensch» — da's en droleche K. — mat deem K. wëllt ech näischt ze din hun.
 
kauzeg Adj.: 1) «nach der Art eines Kauz sub 1» (von kleinen, runden, tiefliegenden Augen) — en huet emol k. Aën — auch adverbial: en huet k. gekuckt (hinterhältig); 2) «nach der Art eines Kauz sub 4, also: schrullig, absonderlich, launisch» — nu gëf nët k. — dazu die Abl.: Kauzegkät,- keet F.: «Launenhaftigkeit, Eigensinn».
 
Kauzekapp (im Nordösl. unverschoben: Kautekapp, südwestlicher Teil des im Rhein. Wb. IV/345 umschriebenenwesteiflerischen «Kautenkopf»-Gebiets — lok. im Westösl. auch Këtzekapp) M.: 1) «Kaulkopf, cottus gobio»; 2) «Kaulquappe» — in dieser Bed. dafür im Westen Kauzert M.; 3) «Sonderling» — du K.! — esou e K.! (kleiner, ulkiger störrischer Kerl); 4) bisw. wie Kazekapp sub 2; die unverschobenen Formen vielleicht in Beziehung zu Kaut I zu bringen.
 
Kauz II M.: «verhärteter Nasenschleim, Nasenpopel» — dafür weitgehend Koz (s. d.) — spaßh. in Bez. gebracht zu Kauz I (sub 2 u. 3): sichs de Kauzen? (zu einem Kind, das in der Nase bohrt); dazu der Schimpfname: Kauzefréisser.
 
Kautioun F.: «Kaution» — en huet misse(n eng) K. stellen.
 
Cavalier (kA/vAlje·) M.: 1) «Partner einer Dame bei gesellschaftlichen Veranstaltungen» (Tanz, Hochzeit, Essen usw.); in dieser Bed. dazu das entsprechende F.: Cavalière (kA/vAljε:r), wofür spaßh., bes. bei beleibten Damen: Kavallerie F.; früher bei Hochzeiten galten dafür: Kniecht M. und Mod F. (s. d.); 2) «feiner Herr, Kavalier» — in dieser Bed. meist Kavaléier; 3) «zweispitziger, gebogener Nagel» (auch: Zweespëtz — dient zum Befestigen von Drähten und Maschengeflechten an Holzpfosten); 4) Stadt Luxbg.: «zurückliegender, hochragender Teil eines Bollwerks» — von der Festung Luxemburg ist nur der Heilig-Geist-Kavalier unterhalb des Kasernenhofes übriggeblieben; vor einem halben Jahrhundert wurde noch vom C. Jost (meist /SwAlje· ʒOst) gesprochen, von dem noch das runde, massive Türmchen an der Ecke der Gartenanlage beim Elektrizitätswerk steht.
 
Kavalkad, Kalvakad bisw. Kalwerkad F.: «in verschiedenen Städtchen des Landes stattfindender Fastnachtsumzug».
 
Kawäächel(chen), Kawäächer(chen), -elek, -erek (im Wortanlaut statt Kaw-Ku-/Qu- mit allen Var.; der Tonvokal statt -ää- ebenso häufig -ee-, im Osten an der Sauer weitgehend -ei-, daher etwa in Echt. Kueichlek, daneben Kueischlek, auch sonst gelegentlich Kua(a)schlek; eine andere Spielform erweitert das anlautende Ku-/Qu- zu Quak-, wozu dann wieder alle Varianten möglich sind: -äächel(chen/ek), -äächer(chen-/ek), -äächert, -äächeréng; andere Namen des Tieres sub Äächelchen I/51, sowie noch: Kockéchelchen (Kalborn), Äächekieber — Rhein. Wb. IV/317 zeigt in den benachbarten Ostgebieten, von Norden nach Süden die Typen: Kackeichelchen, Quackeichling(elchen), Quackeichering, Kaweichering, Eichering und Eichert) N. und M.: 1) «Eichhörnchen» — flénk, gewierweg, liicht ewéi e K. — en huet Aën ewéi e K. (lebhafte Augen) — wéi d(e) K. am Rad [Bd. 2, S. 306] (flink, behende); 2) Kosename für Kinder und (geliebte) Mädchen — spaßh. en as mat séngem K. am Park.
 
Caven (zu frz. caves) Pl. F.: «Weingroßkellerei» (nach der gängigen frz. Firmenbezeichnung, wie etwa in Caves coopératives «Genossenschaftskellereien») —selten wird die Einzahl Cave gebr., häufig dagegen: Kellerei(en).

 

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