LWB Luxemburger Wörterbuch
 
Kiirch-, Kirech- bis Kiirchewee (Bd. 2, Sp. 353a bis 354a)
 
Kiirch-, Kirech- (Ton auf dem Grundwort) -bierg M.: 1) «Anhöhe, auf der die Kirche (mit dem Friedhof) liegt» (typisches Bsp.: Kirche und Friedhof der Wüstung Schéimereg 'Schönberg' bei Kehlen) — dir drot mech geschwënn de K. op. Die einheimische Bezeichnung des Friedhofs geht auf dieses Wort (mit Anfangsbetonung) zurück: Kiirchbiereg ^> Kiirbrech (diese Form gilt weithin an der Untermosel) ^> Ki(i)rbich (gilt noch in den ehemaligen Dependenzien Luxemburgs in der Westeifel) ^> Kiirfecht(t); Varianten dieser urspr. Bez. der wehrhaften frühfrk. Kirche gelten im rheinischen Schiefergebirge beiderseits von Mosel und Lahn bis nach Hessen — s. Kiirfech(t); 2) ON.: «Kirchberg» — ländlicher Vorort(Gemüsegärtnereien) im Nordosten der Stadt Luxemburg — 408; -dir (auch: Kiirchen-) F.: «Kirchentür» — in Vergleichen als Inbegriff des Schweren, Mächtigen: d'loug op engem wéi eng K. (gelegtl. auch nur: wéi eng Kellerdir) — 't war eppes ewéi eng K. — hie bleift bei der K. (dann as e séier dobausse, wann et brennt — d. h. eigtl.: wenn er Durst bekommt) — hie bleift vrun der K. -hinnchen M.: «Hahn auf dem Kirchturm» — hien héil fir hien de K. erof (er würde ihm alle Dienste leisten) — Rätsel: Wat as iwwert de K.? De Rascht (das ganze Rätsel sub Kiirch) — bisw. auch Kiirchen-; -mëss F.: s. Kiirmes; -spill (Ton: 1) N.: s. Kiischpelt; -trap (auch: Kiirchen-) F.: «Kirchentreppe» — bei engem Läichendéngscht stin d'Männer op der K. bis de Laudes eriwwer as (bis den Affer ugeet); -tuer M.: «Kirchturm» — du muss nët gläich alles un de K. hänken — besser de K. tréil an (besser der Kirchturm stürzte ein, als daß z. B. ein Glas Wein verschüttet würde).
 
Kiirche(n)- (Ton auf dem Bestimmungswort) -aarbécht F.: «feine Arbeit» — maach keng K. (arbeite nicht zu kleinlich genau); -bann M.: «Kirchenbann» — du kënns nach an de K. (zu jem., der vermessene, freisinnige, ketzerische, verwegene, bisw. auch nur fortschrittliche Reden führt) — s. -pad; -bänk F.: «Kirchenbank» — da's eng dichteg Familjen, déi hun eng ganz K. fir sech (heute weitgehend durch Einzelstühle ersetzt); -déif M.: «Kirchendieb» — dafür auch Kielechs-, Killechsdéif (allerdings kann in der zweiten Variante Killech- auch als phV. zu Kirech verstanden werden), oft spaßh. oder ironisch gebraucht; -engel M.: «jem. (Mann oder Frau), der in der Kirche seine schlechten Eigenschaften zu verbergen weiß» — e K., en Hausdäiwel (s. auch Kiirch sub 3); -fabrik M.: «Kirchenärar» (lat. Fabrica ecclesiae): 1) «das Vermögen der Kirche, welches zur Bestreitung der gottesdienstlichen Bedürfnisse und für die Unterhaltung der Bürger bestimmt ist»; 2) «die mit der Verwaltung des kirchl. Vermögens betraute Körperschaft» — cf. auch -momper, -sinner. -fënster F.: 1) «Kirchenfenster»; 2) «großes, schmales Fenster» oder «farbiges Glasfenster» (auch außerhalb der Kirche) — eng gemoolte K.; -fest N.: «kirchliches Fest» (Wb. 06 fügt hinzu: «welches weltlich nicht mitgefeiert wird»); -gänger M.: «eifriger Besucher der Kirche» — stärker: -läfer (s. d.); -geroch M.: «Kirchengeruch» — in der spaßh. Entschuldigung des lauen Christentums: e kann de K. nët ausstoën (ähnlich: hie kann d'Kiirch nët richen); -gesank M.: 1) meist: «der Kirchenchor» (= -kouer) — de Paschtouer as dacks de President vum K.; 2) gelegtl.: «der Gesang in der Kirche» — dann «getragener Gesang» — hal op mat deem K., 't mengt een et géif e Päerd begruewen; -gezei N.: «Messeornat»; -gutt N.: «Pfarrgut» (auch: Widdem); -kouer M.: = -gesank (s. d.); -kuep M.: «Dohle, Colaeus monedula», dafür auch: Metzer Kuep. -läfer M.: «übertrieben frommer Mensch, der seinen Glauben nach außen auffällig zur Schau trägt» (etwa wie Bietbrudder, Quiseler) — Wb. 06: «jem. der viel in die Kirche geht, aber nicht wirklich tugendhaft ist»; -lidd N.: «Kirchenlied»; [Bd. 2, S. 354] -liicht N.: 1) «Altarkerze»; 2) übtr.: a) «sehr frommer Mensch»; b) «sehr gescheiter Mensch» — bes. in neg. Raa.: 't as och kee K.; -maus F.: 1) «Kirchenmaus» (wie hd.) — aarm, hongereg . . . ewéi eng K. — ironisch: sat ewéi eng K.; 2) ironisch für Quisel «Betschwester»; -momper M.: «Kirchenrendant, Mitglied der Kirchmeisterstube (siehe -fabrik), welchem das Rechnungswesen untersteht» — ähnlich: -sinner; -musek F.: «Kirchenmusik»; -pad M.: «Pfad, der zur Kirche führt» — bisw. verderbt, statt -bann; -recht N.: «Kirchenrecht» — da's géint all Kinneks- a Kiircherecht (s. auch Kinneksrecht) — nom K. duerfen déi zwee sech nët bestueden; -rot M.: «Kirchenrat» — elo wiers d'awer bal al genuch fir an de K. — anders: du wäers gutt fir an de K. (denn: et kënnt kee Gescheiten an de K.); -saachen Pl. F.: «Kirchengerät» — si hu gewaart, de Koschter koum nët erbäi mat de K. (etwa bei einem Begräbnis); -sänger M.: «Mitglied des Kiirchegesank»; -schlëssel M.: 1) «Kirchenschlüssel»; 2) «Fleckenragwurz, Orchis maculata» (= geflecktes Knabenkraut); -schwäizer M.: «Kirchenschweizer» — dafür auch die rom. Bez. Bedeau; -sinner(t) M.: 1) «Mitglied der Kirchenfabrik»; 2) «Küster»; -stéck N.: «der Kirchenfabrik gehöriges Feld»; -stull M.: «Kirchenstuhl» — en hat emol kee Su an der Täsch fir de K. ze bezuelen (in dieser Ra. eher: de Stull an der Kiirch); -wee M.: «Weg der zur Kirche führt» (auf dem ein abgelegener Ortsoder Pfarreiteil zur Kirche kommt);

 

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