LWB Luxemburger Wörterbuch
 
Kiirche(n)- bis Kiirfech(t)sblumm (Bd. 2, Sp. 353a bis 354b)
 
Kiirche(n)- (Ton auf dem Bestimmungswort) -aarbécht F.: «feine Arbeit» — maach keng K. (arbeite nicht zu kleinlich genau); -bann M.: «Kirchenbann» — du kënns nach an de K. (zu jem., der vermessene, freisinnige, ketzerische, verwegene, bisw. auch nur fortschrittliche Reden führt) — s. -pad; -bänk F.: «Kirchenbank» — da's eng dichteg Familjen, déi hun eng ganz K. fir sech (heute weitgehend durch Einzelstühle ersetzt); -déif M.: «Kirchendieb» — dafür auch Kielechs-, Killechsdéif (allerdings kann in der zweiten Variante Killech- auch als phV. zu Kirech verstanden werden), oft spaßh. oder ironisch gebraucht; -engel M.: «jem. (Mann oder Frau), der in der Kirche seine schlechten Eigenschaften zu verbergen weiß» — e K., en Hausdäiwel (s. auch Kiirch sub 3); -fabrik M.: «Kirchenärar» (lat. Fabrica ecclesiae): 1) «das Vermögen der Kirche, welches zur Bestreitung der gottesdienstlichen Bedürfnisse und für die Unterhaltung der Bürger bestimmt ist»; 2) «die mit der Verwaltung des kirchl. Vermögens betraute Körperschaft» — cf. auch -momper, -sinner. -fënster F.: 1) «Kirchenfenster»; 2) «großes, schmales Fenster» oder «farbiges Glasfenster» (auch außerhalb der Kirche) — eng gemoolte K.; -fest N.: «kirchliches Fest» (Wb. 06 fügt hinzu: «welches weltlich nicht mitgefeiert wird»); -gänger M.: «eifriger Besucher der Kirche» — stärker: -läfer (s. d.); -geroch M.: «Kirchengeruch» — in der spaßh. Entschuldigung des lauen Christentums: e kann de K. nët ausstoën (ähnlich: hie kann d'Kiirch nët richen); -gesank M.: 1) meist: «der Kirchenchor» (= -kouer) — de Paschtouer as dacks de President vum K.; 2) gelegtl.: «der Gesang in der Kirche» — dann «getragener Gesang» — hal op mat deem K., 't mengt een et géif e Päerd begruewen; -gezei N.: «Messeornat»; -gutt N.: «Pfarrgut» (auch: Widdem); -kouer M.: = -gesank (s. d.); -kuep M.: «Dohle, Colaeus monedula», dafür auch: Metzer Kuep. -läfer M.: «übertrieben frommer Mensch, der seinen Glauben nach außen auffällig zur Schau trägt» (etwa wie Bietbrudder, Quiseler) — Wb. 06: «jem. der viel in die Kirche geht, aber nicht wirklich tugendhaft ist»; -lidd N.: «Kirchenlied»; [Bd. 2, S. 354] -liicht N.: 1) «Altarkerze»; 2) übtr.: a) «sehr frommer Mensch»; b) «sehr gescheiter Mensch» — bes. in neg. Raa.: 't as och kee K.; -maus F.: 1) «Kirchenmaus» (wie hd.) — aarm, hongereg . . . ewéi eng K. — ironisch: sat ewéi eng K.; 2) ironisch für Quisel «Betschwester»; -momper M.: «Kirchenrendant, Mitglied der Kirchmeisterstube (siehe -fabrik), welchem das Rechnungswesen untersteht» — ähnlich: -sinner; -musek F.: «Kirchenmusik»; -pad M.: «Pfad, der zur Kirche führt» — bisw. verderbt, statt -bann; -recht N.: «Kirchenrecht» — da's géint all Kinneks- a Kiircherecht (s. auch Kinneksrecht) — nom K. duerfen déi zwee sech nët bestueden; -rot M.: «Kirchenrat» — elo wiers d'awer bal al genuch fir an de K. — anders: du wäers gutt fir an de K. (denn: et kënnt kee Gescheiten an de K.); -saachen Pl. F.: «Kirchengerät» — si hu gewaart, de Koschter koum nët erbäi mat de K. (etwa bei einem Begräbnis); -sänger M.: «Mitglied des Kiirchegesank»; -schlëssel M.: 1) «Kirchenschlüssel»; 2) «Fleckenragwurz, Orchis maculata» (= geflecktes Knabenkraut); -schwäizer M.: «Kirchenschweizer» — dafür auch die rom. Bez. Bedeau; -sinner(t) M.: 1) «Mitglied der Kirchenfabrik»; 2) «Küster»; -stéck N.: «der Kirchenfabrik gehöriges Feld»; -stull M.: «Kirchenstuhl» — en hat emol kee Su an der Täsch fir de K. ze bezuelen (in dieser Ra. eher: de Stull an der Kiirch); -wee M.: «Weg der zur Kirche führt» (auf dem ein abgelegener Ortsoder Pfarreiteil zur Kirche kommt); -wéngert M.: «der Kirchenfabrik gehöriger Weinberg»; -widdem M.: «alle Immobilien der Kirchenfabrik».
 
Kiirchen ON.: «Niederbeßlingen, Basbellain» — Gemeinde Ulflingen (Troisvierges), Kanton Clerf — 3, Wb 06: Es soll dort die zweitälteste Kirche des Landes gestanden haben. — Bis 1640 gehörten zur Pfarrei Kiirchen die (heute) wallonischen Orte Limerlé (Lamescher) und Steinbach (Steemich), nur bis 1426 auch Gouvy (Gäilech); cf. LEGROS, La frontière des dialectes romans en Belgique 1948, S. 50. — Als Grundwort erscheint -kiirchen in dem fiktiven ON. Déngenskiirchen (s. Déngen), auch als PN.: den Här Déngenskiirchen oder wéi heescht e scho méi.
 
kiirchlech Adj.: «kirchlich» — in schriftsprachlich beeinflußter Rede, etwa: e kiirchleche Feierdag, e kiirchlecht Begriefnës; meist durch Umschreibung ersetzt, z. B.: e gët mam Här begruewen (er wird kirchlich begraben) — si sin nët an der K. bestued gin (sie haben keine kirchliche Ehe geschlossen).
 
Kiirfech(t) lok. Kiirfënt, Mosel Kerfech, Käerfecht, Wormeldingen Kërfech, Kërwech M.: «Friedhof» (= eigtl. Kiirchbierg — s. d.) — du bréngs mech nach op de K. — hie läit scho laang um K. — hie war emol nët um K. (stand Allerseelen nicht am Familiengrab, oder: begleitete die Leiche nicht zum Friedhof — in der zweiten Bedeutung auch: e war nët mat begruewen, nët bei der Läich) — wäre mer nach gutt laanscht de K. (Angst vor Spuk) — léig ee scho gut um K.! (Ausruf des Lebensüberdrusses) — Jongen Dokter, fette K. (ein junger Arzt verschuldet viele Todesfälle).
 
Kiirfech(t)s- -blumm F.: 1) «mit Vorliebe auf Gräbern gepflanzte Blume» — etwa: Aster, Diptam, Christrose, Steinbrech, Stiefmütterchen und Grasblumen zur Einfassung, neuerdings auch Salvia resplendens, Ageratum, Heliotrop; bes. aber ist gemeint: «gemeine Ringelblume, Calendula off.»; 2) im Pl.: «hektische Röte der Schwindsüchtigen» — bisw.: gro Hoer, wäiss Flecken un den Neel si Kiirfech(t)sblummen;

 

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